Ärger am MichaelsbergAnwohner beschweren sich erneut über Vandalismus und Ruhestörung
- Anwohner der Bergstraße beschweren sich seit Jahren und seit kurzem wieder zunehmend über Vandalismus und nächtliche Ruhestörungen.
- Doch die Stadt Siegburg weist Vorwürfe zurück.
Siegburg – Rund sieben Millionen Euro investiert die Stadt in den Michaelsberg. Neue Wege locken zum Spazieren, neue Wege führen hinauf zu Seufzerallee und Johannestürmchen, neue Fitnessgeräte und ein neu gestalteter Spielplatz werden bald folgen. Aber es gibt ein altes Problem: Anwohner der Bergstraße beschweren sich seit Jahren und seit kurzem wieder zunehmend über Vandalismus und nächtliche Ruhestörungen.
Das Ehepaar Ridder, das gleich am Spielplatz wohnt, wird vor allem an den Wochenenden immer wieder durch lärmende Jugendliche wach, so auch am vergangenen frühen Sonntagmorgen: Eine Gruppe von vier Personen sei nachts sehr laut gewesen. „Auch auf Bitten meiner Frau, die um etwa vier Uhr auf den Spielplatz ging und um Ruhe bat, war diese Gruppe nicht bereit zu gehen – auch nicht nach der Drohung, die Polizei zu rufen“, schildert Klaus Ridder. „Meine Frau wurde sogar beleidigt und angepöbelt.“ Schließlich habe diese gegen 4.30 Uhr die Polizei angerufen, die aber „wie so oft“ nicht gekommen sei.
Michaelsberg sei ein „Schwerpunkt, was die Überwachungen angeht“
Das allerdings stimmt Burkhard Rick, dem Sprecher der Kreispolizeibehörde, zufolge nicht: Der Einsatz sei protokolliert, Beamte seien vor Ort gewesen, hätten aber keine Jugendlichen mehr angetroffen. Ansonsten sei der Michelsberg „im Fokus“, gar ein „Schwerpunkt, was die Überwachungen angeht“. Die Polizei arbeite eng mit dem Ordnungsamt zusammen, das auch selbstständig aktiv werden könne, „wenn kein hoher Gefährdungsgrad erkennbar ist“. Hin und wieder komme es zu Sachbeschädigungen, für die es aber keine Zeugen gebe. „Die Jugendlichen wissen einfach nicht wohin“, zeigt Rick ein gewisses Verständnis. „Aber man kann sich wenigstens benehmen.“
Nicht zu benehmen wussten sich offenbar nächtliche Besucher, die eine Tischtennisplatte für die neue „Sportwelle“ beschmierten, die derzeit am Terrassengarten angelegt wird. Ridder sieht oft zerbrochene Flaschen und liegen gelassenen Müll auf dem Spielplatz, der regelmäßig von Mitarbeitern der Stadt gesäubert wird.
Mülltonnen umgeworfen
Michael Keller, ebenfalls Anwohner an der Bergstraße und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat, berichtet, dass auch auf der Baustelle an seinem Haus nachts randaliert wurde: Eine Gruppe habe zunächst laute Musik gespielt und auf dem Spielplatz gegrölt, dann zwei volle Mülltonnen, Warnbaken und Verkehrsschilder umgeworfen. Später allerdings hätten zwei Jugendliche Mülltonnen und Baken wieder aufgestellt. Ständig gebe es Beschwerden von Anliegern der Bergstraße, seit einiger Zeit auch von Bewohnern des Altenzentrums, über Ruhestörungen und Vandalismus, schrieb er an die Stadt. „Aufgrund der Vielzahl der geschilderten Vorfälle und der vielen Personen, die darüber berichten, muss man davon ausgehen, dass die Situation so nicht tragbar ist.“
Keller schlägt vor, im Dialog mit Jugendlichen eine Lösung zu suchen, helfen könne auch für eine gewisse Zeit ein privater Sicherheitsdienst: Vor einiger Zeit habe man damit auf einem Spielplatz in Kaldauen gute Erfahrungen gemacht und auch in Sankt Augustin auf einem Spielplatz in der Nähe des Klosters der Steyler Missionare. „Es kann nicht sein, dass sieben Millionen in das Michaelsbergkonzept investiert werden, wenn zu befürchten ist, dass in kurzer Zeit vieles beschädigt wird“, argumentiert er. Und es könne auch nicht sein, dass Beschwerden von Anwohnern ins Leere laufen oder mit dem Hinweis abgetan werden, dass wegen Corona die personellen Möglichkeiten nicht vorhanden seien. „Das Problem bestand schon lange vor Corona und wird auch weiter bestehen bleiben, wenn nicht konsequent gehandelt wird.“
Ständige Kontrolle schwierig
Im Rathaus verweist auch der Erste Beigeordnete Ralf Reudenbach auf die Partnerschaft von Ordnungsamt und Polizei. Den Vorwurf, die Stadt handele nicht, weist er zurück. Immerhin sähen die Mitarbeiter des Amts werktags bis 22 Uhr nach dem Rechten, freitags und samstags sogar bis 2 Uhr morgens. Indes: „Man kann nicht permanent kontrollieren.“ Einen Sicherheitsdienst zu beauftragen, hält er für „nicht erforderlich“.
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„Wir sind dankbar, wenn Anwohner anrufen“, sagt Christiane Pipke, die Leiterin des Ordnungsamts, auf Anfrage. Vor allem, wenn konkrete Zeiten genannt werden. Sie beschreibt aber noch einen anderen Weg, den die Stadt eingeschlagen hat: Seit einiger Zeit suchten Streetworker des katholischen Jugendamts gezielt das Gespräch mit Jugendlichen über die Situation. Auch die Amtsleiterin äußert Verständnis, vor allem da derzeit wegen Corona die Klangfabrik und Bars geschlossen seien: „Die jungen Leute wollen einfach irgendwo hin.“