Anno-Gymnasium in SiegburgKuscheln mit Haylee ist erlaubt
Siegburg – Schulhündin Haylee ist in anderen Zeiten für mehr als 1000 Annonianer und Annonianerinnen zuständig, die junge Chihuahua-Dame meistert das auch souverän. Derzeit kann sie sich allerdings auf einige wenige Schüler konzentrieren: Laja und Leander etwa, die das Betreuungsangebot der Schule wahrnehmen.
Die Fünftklässlerin Laja war nach den Osterferien sogar das einzige Kind in der Betreuung. „Man wünscht sich seine Freunde hier“, sagt sie. „Es ist schon komisch, wenn man allein ist.“
Angelika Schneider, die Ganztagskoodinatorin des Anno-Gymnasiums, geht allerdings davon aus, dass die Betreuung von derzeit vier Schülern in den nächsten Tagen und Wochen weiter hochgefahren wird. Die Dienste des kleinen Hundes Haylee seien dabei sehr willkommen, denn er biete „Ablenkung und Bewegungsprogramm zugleich“.
Tier durchläuft Ausbildung
Natürlich muss die Chihuahua-Hündin wie alle ihre Artgenossen irgendwann Gassi gehen. Die beiden Kinder bewundern das Repertoire an Kunststückchen, das Haylee trotz ihres zarten Alters von gerade einmal zwei Jahren schon beherrscht. Pfötchen geben, apportieren oder mit den Pfoten „High Five“ abklatschen. Dahinter steckt aber sehr viel mehr.
Ariane Schütt ist Hundeführerin und Haylees Kollegin zugleich; die Schulsekretärin kaufte das Tier im Welpenalter für das Gymnasium. 18 Monate dauerte die Ausbildung zum Therapie- und Schulhund. Haylee lernte den Umgang mit Kindern aller Altersklassen, aber auch mit Demenzpatienten. Sie lässt sich zudem in Gegenwart vieler anderer Hunden nicht aus der Ruhe bringen. Für ihren Einsatz musste ein Konzept entwickelt werden, das Kreisveterinäramt eine Genehmigung ausstellen.
Die Hündin hat spürbaren Einfluss auf das Schulklima. „Für Haylee ist das ein Job“, betont Ariane Schütte; Schulhunde seien nachweislich gut für den Stressabbau. Die Schüler gingen sehr behutsam mit dem kleinen, zierlichen Tier um. Mache Haylee etwa in einem Klassenzimmer ein Nickerchen, werde es spürbar ruhiger im Raum. Und als ein Kollege mit einem gebrochenen Fuß zur Arbeit kam, habe die aufmerksame Haylee den Lehrer sofort flankiert. Abends geht sie mit ihrer Hundeführerin nach Hause. „Das ist wie bei einem Polizeihund“, erläutert Ariane Schütte, die auch eine Sachkundeprüfung für Hundehaltung abgelegt hat.
Ein Hauch von „normalem Leben“
Sechstklässler Leander freut sich besonders über die Schulhündin. In seiner Familie habe es bereits einen zwei Jahre alten Jack-Russel-Terrier gegeben, als er geboren wurde, heute sei der Hund 14 Jahre alt. „Wenn ich Haylee sehe, kann ich mir vorstellen, wie ich früher mit ihm gespielt habe.“ Ariane Schütte hält den Einsatz von Haylee in der Corona-Krise, die so viele Änderungen für die Schüler mit sich bringt, für besonders wichtig. „Sie darf, was wir alle nicht dürfen, Nähe zeigen, Brücken bauen, Verbindungen schaffen.“ Wenn das Tier über den Schulhof flitze und nach dem Ball schnappe, den die Kinder geworfen haben, dann bringe das einen Hauch von „normalem Leben“ in den veränderten Alltag.
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Der ist für Laja und Leander wie für alle anderen Schüler derzeit durch das digitale Lernen geprägt. Mit den Tablets laufe das sehr gut, findet Laja, der vor allem das Erstellen von Präsentationen Spaß macht. Der vermittelte Stoff „sei gleich viel bis ein bisschen mehr“ als sonst, schätzt Leander. Betreuerin Petra Schonlau, die sich im Auftrag des Kinderschutzbundes um die beiden Elfjährigen kümmert, fällt auf, wie gut Schüler mit den digitalisierten Angeboten zurechtkommen. „Das ist aber kein Eins-zu-Eins-Unterricht, da darf man sich nichts vormachen“, erläutert Lehrerin Angelika Schneider, die in dieser Phase Lernvideos für ihre Schüler dreht. „Das sind keine einfachen Zeiten, aber sie werden noch ein bisschen dauern.“