Studierende der Düsseldorfer Kunstakademie stellen im Pumpwerk aus. Zu sehen ist die Schau bis zum 4. Oktober.
Ausstellung im PumpwerkIn Siegburg wird Kunst zur Stolperfalle
Kunst kann eine gewichtige Angelegenheit sein. Tassilo Lantermann ließ seine Exponate für die Ausstellung „Notes from the underground“ im Kunstverein mit einem Schwertransporter anliefern. Dann stellte er seine nur auf den ersten Blick martialisch anmutenden Objekte auf das Dach des Pumpwerks, wo mit ihm weitere zehn ehemalige oder aktuelle Studierende der Kunstakademie Düsseldorf ihre Arbeiten präsentieren.
Die aktuelle Ausstellung hat eine Vorgeschichte, die nicht ohne eine gewisse Tragik ist: Im Frühjahr 2020 sollten acht Mitglieder einer Kunstklasse der Akademie unter dem Motto „Atlantis“ im Pumpwerk ausstellen. Doch am Tag der Eröffnung griffen die ersten harten Corona-Maßnahmen, die öffentliche Veranstaltungen unmöglich machten: „Das war die einzige Ausstellung im Kunstverein, die keine Vernissage hatte“, bedauerte der Vorsitzende Reinhard Lättgen.
Die Betonabgüsse wiegen jeweils gut 40 Kilogramm
Vier der damals betroffenen Künstler sind bei der Neuauflage wieder dabei – und sie haben den Spaß an diesem ungewöhnlichen Kunstort nicht verloren.
So präsentiert Anne Damerau eine Palette mit etwas, was auf den ersten Blick wie Baumaterial aussieht, sich dann aber als Reproduktion einer aussortierten hölzernen Bahnschwelle erweist. Von ihr wurden etliche Betonabgüsse hergestellt, die für sich gut 40 Kilogramm wiegen, und in angenehmer Beiläufigkeit arrangiert. Doch Damerau beherrscht auch das Filigrane: Bei einem anderen Exponat sorgen eine umgedrehte Schublade und einige Kieselsteine für Balance.
Auf andere Weise raumgreifend ist ein Gefäß von Larissa Klerx, das sich trotz mächtiger Anmutung als Objekt aus luftigem Pappmaché erweist. Lena Schmitt greift die Architektur des Pumpwerks auf und platziert ihre kachelartigen Fließharzplatten mit darin eingefasster Textilstruktur um den markanten Lichtschacht im Erdgeschoss. Das erforderte während der Vernissage einige Aufmerksamkeit von den Besuchern, um nicht zu stolpern.
Mit Schwung und Übermut nehmen die Studierenden das anspruchsvolle Siegburger Pumpwerk in Beschlag
Auch in den weiteren Räumen zeigte sich, dass diese Schau ungewöhnlich objektlastig ist. So kombiniert Hanne Köster fleischfarbene Gebilde aus Kunstwachs mit Farnen und Moosen, zeigt Luis Romero irritierende Bildhauer-Arbeiten. Ebenso verstörend und faszinierend sind die schwarzflächigen Bilder, in denen Nadine Kinder immer wieder aufs Neue die gleiche Kinderzeichnung interpretiert, für die Künstlerin ihr „Ticket in die Vergangenheit“. Elija Wagmann steuert nicht nur ein lebensgroßes Metallobjekt bei, er mogelt auch einen kleinen Metall-Tannenbaum in die Installation des Gebäudes.
Es macht Spaß zu sehen, mit wie viel Schwung und Übermut diese elf Künstlerinnen und Künstler das durchaus anspruchsvolle Pumpwerk in Beschlag nehmen – und wie viel Kreativität dabei freigesetzt wird. Abgesehen von dem beachtlichen Niveau der Schau gibt es noch einen anderen guten Grund, die Ausstellung zu besuchen: In den beiden Untergeschossen des Pumpwerks ist es auch bei hochsommerlichen Temperaturen angenehm kühl.
„Notes from the underground“ wird bis zum 4. Oktober im Pumpwerk Siegburg, Bonner Straße 65, gezeigt. Geöffnet ist die Schau am 1. und 3. Sonntag des Monats von 13 bis 16 Uhr sowie mittwochs von 11 bis 16 Uhr, donnerstags 13 bis 18 Uhr und freitags 11 bis 15 Uhr.