An der Ausstellung im Domizil des Kunstvereins Rhein-Sieg beteiligen sich 42 Künstlerinnen und Künstler.
Neue AusstellungSiegburger Pumpwerk zeigt Arbeiten von 42 Künstlern zum Thema „Zeit“
Doris Scheuermann beginnt ihre Zeichnung mit dem Ziehen einer vertikalen Tuschelinie. „Mit der geradesten Linie, die meine Hand mit dem Pinsel ziehen kann“, sagt sie. Es folgt Linie auf Linie, eng aneinander, nach vorher festgelegten Regeln und einem definierten Zeitraum. Stocken des Pinsels und andere Körperhaltungen verändern die Linien, bringen Bewegung ins Bild.
Siegburger Schau wird bis zum 28. Juni gezeigt
Die Bad Godesbergerin ist eine von 42 Mitgliedern des „Bundesverband bildender Künstlerinnen und Künstler“ (BBK), die im Pumpwerk Siegburg zurzeit ihre Arbeiten zum Thema „Zeit“ zeigen. Es ist die erste Ausstellung der Trilogie Zeit / Zustand / Mensch im Rahmen des 50-jährigen Bestehens des BBK und wird bis zum 28. Juni zu sehen sein.
„Der BBK ist ein Garant für ein hohes Maß an Aktivitäten in allen möglichen Ausstellungssparten“, lobte Pumpwerk-Hausherr Reinhard Lättgen, Vorsitzender des Kunstvereins Rhein-Sieg, bei der Vernissage-Eröffnung die Gäste. Er bewundere die Vielfalt. „Bei einigen Objekten springt einen der Zeitaspekt sofort an, bei anderen muss man etwas reflektieren und nachdenken“, so Lättgen.
Eine durchaus praktikable Herangehensweise war das für das Erkunden der drei Etagen in der rustikalen Galerie. Bei „…my daily soap…“ von Maike Nowottny etwa, eine dem Treppenverlauf folgende Anordnung von 22 Bildern eines sich durch den Gebrauch täglich verändernden Stücks Seife, erschloss sich einem umgehend das „Zeit“-gerechte. Ebenso beim „Angler“ von Ulla Schüller, der trotz der Rückenansicht des fischenden Protagonisten dessen Geduld und Zeitvergessenheit perfekt illustrierte.
Ähnliche Vorgehensweisen wählten Maria Schubert-Kontz und Cornelia Harss für ihre Zeit-Bilder. Erstere, indem sie auf vier Bildern vier Mädchen an ihrem Einschulungstag zeigt, verteilt auf ein Jahrhundert bis ins Heute. Harss dagegen lieferte sechs authentische Selbstporträts, die zwar erst seit 2008 entstanden, aber erkennbar das Leben einer offenbar optimistisch-forschen Künstlerin reflektieren.
Anja Eichen beschäftigte sich mit der Zeit als „lebende Installation“, wie es der Ausstellungs-Verantwortliche des BBK, Georg Schnitzler beschrieb. Mit der Gelassenheit, welche Kalligrafie, die „Kunst des schönen Schreibens“ erfordert, schrieb sie während der Vernissage, tief in sich ruhend und durch nichts zu stören, fortlaufende Zahlen aufs Papier. Dies derart verblüffend präzise, als seien die einzelnen Zahlen jeweils Kopien ihrer Vorgänger.
Auch interaktive Kunst ist in Siegburg zu sehen
Die Ausstellung umfasst Gemälde, Installationen, mediale und interaktive Kunst. Letzteres etwa bei Robert Goepels „20 Sekunden Herzstillstand“. Hier darf der Betrachter ein Metronom aufziehen und damit einen Zeiger auslösen, der an ein Thorax-Röntgenbild stößt und dieses samt Herz in Bewegung bringt.
Viel Zustimmung und Begeisterung war in den Gesprächen im prall besuchten Pumpwerk unter den Gästen auszumachen. Georg Schnitzler sprach von „fantastischer Atmosphäre und hohem Niveau“.