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Ärger um GlasfaserbauWarum die  Kabelleger in Siegburg gleich zweimal alles aufbaggern

Lesezeit 3 Minuten
Baustelle für Glasfaserkabel vor einem Wohnhaus

Nur für ein paar Stunden klaffte dieser Graben im Bürgersteig Auf der Papagei in Wolsdorf. Zur Not hätten die Arbeiter Bretter vor die Hauseingänge gelegt.

Beschwerden von Anwohnern über Glasfaser Plus und Unsere Grüne Glasfaser reißen nicht ab

Am Morgen haben zwei Arbeiter von Okutan den Bürgersteig der Straße auf der Papagei aufgegraben, von der Ecke an der Wolsdorfer Straße bis zum ersten Wohnhaus, in atemberaubenden Tempo und bei sengender Hitze, teils per Hand mit der Schaufel, teils mit dem Minibagger. Nur ein paar Stunden war keine Zufahrt auf den großen öffentlichen Parkplatz möglich, zur Not konnte der Bautrupp ein paar Bretter über den Graben für das Glasfaserkabel legen.

Feiner grauer Staub auf Balkonen und Fensterbänken in Siegburg-Wolsdorf

Schnell geht es weiter, die Papagei hinauf, auf Balkonen und Fensterbänke legt sich feiner grauer Staub, wenn bei kreischendem Lärm Pflastersteine zugesägt werden. Auf die Frage, wie denn alte Leute den Graben vor ihrer Haustür queren sollen, reagiert ein Arbeiter freundlich und zückt eine Übersetzungs-App für Deutsch-Arabisch: Kein Problem, wir legen Bretter über die Lücke, und zudem: Wir sind bis spätestens 17 Uhr fertig. Und damit halten sie Wort.

Die Bautrupps von Glasfaser Plus, für die Okutan arbeitet und Anschlüsse für die Telekom herstellt, sind an vielen Stellen Siegburgs ein alltägliches Bild, ebenso wie von Unsere Grüne Glasfaser (UGG). Reibungslos geht das nicht vonstatten. Aktuell beschwerte sich ein Anwohner vom Stallberg, Gerd Schulten. Aufbrüche seien am mehreren Stellen nur provisorisch verschlossen worden, obwohl die Arbeiten schon vor zwei Monaten abgeschlossen worden seien.

„Mit immer größer werdendem Unmut erfüllt mich die Art und Weise, wie die Glasfaserverlegung in der Stadt vonstattengeht“, schrieb Schulten an Lars Nottelemann, Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat. Man lauf Gefahr zu stolpern und sich zu verletzen. „Ich erwarte, dass sich die Stadt Siegburg jetzt umgehend um die Problematik kümmert und den Bürgerinnen und Bürgern wieder einigermaßen akzeptable Straßenverhältnisse bereitstellt.“

Nottelmann habe auf sein Schreiben vom 7. August bislang nicht geantwortet. Der sagt auf Anfrage der Redaktion für die CDU: „Wir kümmern uns darum“, bei der CDU gingen derzeit ständig Beschwerden ein, die man sammele, um sie an die Stadtverwaltung weiterzugeben.

Koordination zwischen Stadt Siegburg und Anbietern in der Kritik

Von der Lessingstraße meldete sich Anwohner Joachim Schneider, der sich fragt, warum die Arbeiten zwischen den Anbietern und der Stadt nicht besser koordiniert werden: Ende April sei im Auftrag der Telekom in der Lessingstraße der Bürgersteig teilweise aufgerissen und Kabel verlegt worden.

Dann habe man den Graben provisorisch verschlossen, mit der Begründung, die oberste Asphaltschicht werde später zusammenhängend aufgebracht, da man immer nur größere Mengen davon für mehrere Straßen gleichzeitig anliefern lassen könne. Das habe er auch eingesehen.

Ein Minibagger in einer abgesperrten Glasfaserbaustelle

Teils ist der Minibagger im Einsatz, teils greifen die Arbeiter bei sengender Hitze zur Schaufel

Doch während jetzt der neue Asphalt aufgetragen werde, habe die Stadt angekündigt, dass UGG abermals den Bürgersteig aufreißen werde. „Das macht weder ökonomisch noch ökologisch einen Sinn“, so Schneider. Bürger müssten nicht nur den doppelten Lärm ertragen, sondern über die Gebühren auch für zusätzliche Kosten aufkommen.

„Es gibt in Einzelfällen immer wieder Beschwerden in Hinblick auf den Glasfaserausbau“, heißt es auf Nachfrage der Redaktion von der Pressestelle der Stadt. „Dabei ist festzustellen, dass die einzelnen Kolonnen der Anbieter unterschiedliche Qualitäten haben.“ Zeitnahe Anliegerinformationen, aus Sicht der Stadt zwingend erforderlich, seien nicht immer erfolgt. Die Stadtverwaltung kontrolliere die Arbeiten täglich und versuche, Probleme zeitnah zu klären.

Weiterhin wolle UGG das gesamte Stadtgebiet ausbauen, die Telekom nur Teilbereiche. „Aus dieser Konstellation heraus und aufgrund der Tatsache, dass die Stadt keine rechtliche Handhabe gegen einen Mehrfachausbau durch unterschiedliche Anbieter hat, kann es immer wieder vorkommen, dass ein Bürgersteigbereich wiederholt geöffnet wird.“

Stadt Siegburg hat keine Handhabe gegen Doppelausbau

Die Stadtverwaltung habe da keine Handhabe, letztendlich sei der Gesetzgeber gefordert. „Abgesehen davon, bietet derzeit nur die Möglichkeit des Doppelausbaus die Chance, dass auch die wirtschaftlich für die Anbieter nicht so lukrativen Bereiche mit ausgebaut werden.“

Der Stadtverwaltung sei bekannt, wenn ein kurzfristiger Nachfolgeausbau anstehe, die Anbieter würden entsprechend informiert. „In dem konkret genannten Fall wurde dies ignoriert.“