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Caritas Rhein-SiegLesung und Rap, Lieder und Kunst zum Frieden

Lesezeit 2 Minuten
Drei Frauen und eine bunte Pappmaché-Figur im Stil der Nanas von Niki de Saint-Phalle.

Eine Nana mit Susanne Witt, Leonie Scharff und Meieli Borowsky-Islam (von links)

Mit einer dreitägigen Veranstaltungsreihe griff der Kreisverband der Caritas das Jahresmotto „Frieden beginnt mit mir“ auf.

Integration geht durch den Magen, das hat Meieli Borowsky-Islam, Tochter einer dominikanischen Mutter und eines deutschen Vaters, früh gemerkt. Während ihre deutschen Schulfreundinnen Käsestullen oder Schinkenbrötchen in der Frühstücksbox hatten, brachte sie Exotisches wie frittierte Bananen aus der Heimat ihrer Mutter mit in die Schulpause. „Ich hätte damals auch gerne diese Käsebrote gehabt“, verriet die junge Kulturmanagerin bei ihrer sommerlichen Lesung vor der Siegburger Pfarrkirche St. Servatius. Erst Jahre später sollte sie erfahren, wie neidisch die Klassenkameradinnen damals auf ihre karibischen Delikatessen waren.

Autorinnen lasen vor der Siegburger Pfarrkirche

Unter dem Motto „Frieden beginnt bei mir“ hatte der Caritas-Verband Rhein-Sieg zwischen der Stadtkirche und dem Markt zu Aktionen rund um den Antikriegstag am 1. September eingeladen. Die von Leonie Scharff kuratierte Autorenlesung mit gut 30 Besuchern brachte teilweise sehr persönliche Einblicke, darunter auch die Erkenntnis, dass der deutsche Zweig der Familie von Borowsky-Islam eine illustre NS-Vergangenheit hat und bis heute tief verwurzelten Antisemitismus vorweisen kann. Nachvollziehbar schilderte sie ihre Schwierigkeiten, sich hier zu positionieren und abzugrenzen.

Die Autorin, die ihre Einfälle gern nachts hat – zum Leidwesen des schlafbedürftigen Ehemanns –, kann aber auch anders, wie eine frisch entstandene Kurzgeschichte zeigte, bei der der Protagonistin das Problem förmlich unter der Haut brannte, zum wohligen Schaudern der Zuhörer.

Eine Familiengeschichte der anderen Art brachte Susanne Witt mit: Die ruhige und atmosphärisch dichte Erzählung führt in ein französisches Dorf in der Provence, in dem ein dunkles Familiengeheimnis seinen Ursprung und seine Auflösung hat – ein Text, mit dem die Aktive der Freien Literaturwerkstatt Siegburg bei den Zuhörern ebenfalls tiefen Eindruck hinterließ. Austausch war ein Schlüsselanliegen der Lesung, und das galt auch für die anderen Veranstaltungen.

Siegburger Orgelmusik und Büchertalk widmeten sich ebenfalls dem Friedensthema

So wurden am Treffpunkt am Markt große Tafeln aufgestellt, an denen Passanten den Satz „Frieden beginnt bei mir, indem ich…“ fortführen konnten. Dazu gab es bunte Friedens-„Nanas“ als Blickfang und Friedenstauben aus Papier zum Mitnehmen. Im Rahmenprogramm der Autorenlesung wurde auch ein Friedensrap präsentiert.

Alt-Kantor Adolf Fichter widmete die „Orgelmusik zur Marktzeit“ dem Thema Frieden. Ebenfalls auf dem Programm stand ein „Büchertalk“ mit Lioba Herhaus zum gleichen Thema in der Stadtbibliothek. Aus dem Westerwald waren schließlich Peter Thomas und Thomas Wunder angereist, um in der Kirche St. Servatius Lieder und Texte renommierter Autoren und Komponisten für Freiheit und Toleranz vorzutragen: „Wir stellen uns ganz eindeutig gegen Rechts“, machte Thomas Wunder klar.