In der Kirche St. Servatius gab es die 1500. „Orgelmusik zur Marktzeit“. Zum Jubiläum spielten die Organisten Höhepunkte aus über 30 Jahren.
JubiläumOrganisten spielten das 1500. Marktzeit-Konzert in Siegburg
Rund 35 Tage müsste man ununterbrochen zuhören, um die Musik zu konsumieren, die seit dem 4. August 1990 in St. Servatius Siegburg an 50 Samstagen jährlich aufgeführt wurde. Das war der Tag, an dem Adolf Fichter seine Idee verwirklichte und zur ersten „Orgelmusik zur Marktzeit“ einlud.
Jeden Samstag kommen Zuhörer vom Siegburger Markt
Seither ließen sich unzählige Gäste Samstag für Samstag eine erbauliche halbe Stunde lang ins Gotteshaus am Markt locken. Am Samstag spielten Fichter, der 32 Jahre und neun Monate lang als Kantor die Kirchenmusik in der Siegburger Pfarrkirche verantwortete, und sein Nachfolger Guido Harzen zur 1500. Ausgabe gemeinsam auf.
Die Gastgeber hatten die Programme aus 34 Jahren mit feinem Gespür nach Meilensteinen durchforstet, die sich - wie wahrscheinlich damals - erneut als musikalische Schätzchen erwiesen.
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Musikalische Rückschau auf die vergangenen 34 Jahre
Wofür sich zu Beginn Bachs „Pièce d´orgue BWV 572“ anbot, welches Fichter beim Serienstart 1990 ebenfalls als erstes Stück intonierte. Die „Fantasie G-Dur“, wie sie auch genannt wird, eignete sich bestens, um die Klangschönheit und -vielfalt der Klais-Orgel zu unterstreichen. So leitete nach einem kurzen, virtuosen Manualsolo des „Très vitement“ mächtiger Pedaleinsatz zum „Gravement“ über, wo man den Schalldruck der Bässe, wie so oft an diesem Vormittag, körperlich wahrzunehmen glaubte.
Sämtliche fünf, von beiden im Wechsel ausgeführten Werke zeigten zudem, welch versierte Organisten St. Servatius mit Fichter und Harzen hatte und hat. Das Leistungsvermögen der Orgel lotete sodann Harzen mit Naji Hakims Variationen über „Ein Haus voll Glorie schauet“ aus. Es zählte zum Programm seiner ersten „Orgelmusik zur Marktzeit“ am 6. Oktober 2018.
Unzählige Klangbilder lösten sich in den diffizilen Variationen ab. Wobei im eröffnenden „Moderato“ mit anpackendem Pedal und später im flötenseligen „Adagio“ die berühmte Melodie des Siegburgers Joseph Mohr (1834-1892) besonders hervortrat. Der Refrain „Gott! Wir loben Dich“ entfaltete sich zum Ende hin strahlend, bevor das Stück als farbenglühendes Gemälde furios endete.
In der Zugabe erklang Kölner Hymne
Sigfrid Karg-Elerts Marche triomphale „Nun danket alle Gott“, wurde seinem Titel durch Fichters hymnische Ausführung gerecht und erinnerte an die 500. Orgelmusik. Dem 1300. Konzert erwies Harzen eine Reverenz mit Auszügen aus Mendelssohns „Sonate IV B-Dur“, welche die vielen Gäste mit romantischer Fülle und viel Melodie erreichten. Zart und verspielt ertönte schließlich Liszts „Consolation in E“ als Erinnerung an den im vergangenen Jahr gestorbenen Kölner Domorganisten Clemens Gans. Dieser hatte es 20. August 2011 bei der 1000. Ausgabe präsentiert.
Das von Adolf Fichter bedächtig ausgeführte Stück war die Ruhe vor dem Sturm. Die gab es in der Zugabe, wo beide Herren mit grandiosen Improvisationen über „Highland Cathedral“ begeisterten. Die Bläck Fööss hatten diesen Dudelsack-Klassiker zu „Du bes die Stadt“ gemacht und in die Kölner Hymne schlechthin verwandelt.
Hierzu durften die Gäste das sich sich blind verstehende Duo aus nächster Nähe bewundern und auf der Orgelempore Platz nehmen. Dort durfte auch geschmunzelt werden, etwa als plötzlich Peter Kreuders „Musik, Musik, Musik“ (Ich brauche keine Millionen) inmitten schottischer Gefühle auftauchte oder gar Fragmente von „Stille Nacht“. Viel Applaus gab es von den begeisterten Besuchern, von denen sich Guido Harzen ein nicht alltägliches Jubiläumsgeschenk wünschte: „Kommen Sie wieder, bringen Sie Menschen mit.“