Zum ersten Mal gastierte in der Konzertreihe ein Bratschen-Duo. Das Publikum ließ sich von der außergewöhnlichen Besetzung begeistern.
Estnische BratschistinGroße Gefühle im Siegburger Stadtmuseum bei „Resonanzen“-Konzert
Sie ist die Größere – und doch steht die Bratsche eigentlich immer im Schatten der Violine. Glücklicherweise gibt es aber immer wieder Solistinnen und Solisten, die sich der Viola verschreiben. In der Kammermusikreihe Resonanzen zeigten Liisa Randalu und Mario Härting im Stadtmuseum Siegburg die ganz besonderen Fähigkeiten des Instruments.
Bratschistin konnte sich auf den Klavierbegleiter verlassen
Schon zum Auftakt zeigte Randalu die besondere, oft leicht verschattet und abgedunkelt wirkende Klangfarbe ihres Instruments. Zart schmelzend gestaltete sie die drei Romanzen von Clara Schumann, aber auch keck und bogenflink in den rascheren Passagen. Ähnlich gut gelangen drei Romanzen von Ehemann Robert Schumann.
Dabei konnte sie sich stets auf Mario Häring am Flügel verlassen. Der erwies sich als großartiger Begleiter: stets präsent und musikalisch gestaltend, ohne jemals aufzutrumpfen. Bereits der erste Programmpunkt zeigte allerdings auch, in welchem Dilemma die Bratschistinnen und Bratschisten stecken: Es gibt nur wenig eigens dafür komponierte Solo-Literatur, auch im Siegburger Stadtmuseum „waren Fassungen für Viola“ zu hören.
Estnische Bratschistin spielte schon mehrfach in Siegburg
Zum ersten Mal hatte der Resonanzen-Planer Markus Bröhl ein klassisches Bratschen-Duo eingeladen; andere Größen dieses Instruments wie Nils Mönkemeyer oder Tabea Zimmermann hatten in anderen Ensemblebesetzungen hier konzertiert. Gleichwohl war es für Liisa Randalu, die aus einer der bekanntesten estnischen Musikerfamilien stammt, nicht der erste Auftritt in Siegburg.
Mit dem renommierten Schumann Quartett, dessen Bratschisten sie zehn Jahre lang war, hatte sie hier unter anderem das Klavierquintett von Engelbert Humperdinck aufgeführt. Inzwischen ist sie Solo-Bratschistin des Sinfonieorchesters beim Hessischen Rundfunk. Für den Pianisten Mario Härting indes war es der Premierenauftritt in Siegburg.
Auch die Regenlied-Sonate von Johannes Brahms ist nicht eigentlich für die Bratsche geschrieben, die Adaption bedeutet aber keineswegs einen Mangel: Elegisch gestalteten Randalu und Härting das erste Thema, loteten die große Bandbreite der Emotionen aus, die das Stück bietet. Einmal mehr erwies sich Liisa Randalu dabei als Meisterin ihres Instruments, in den zarten Farben ebenso wie im zupackenden Bogenstrich und anspruchsvollen Doppelgriffen.
Siegburger Publikum erklatschte sich zwei Zugaben
Höchsten Anforderungen an technisches Können und musikalischen Verstand zeigte sich an diesem Abend Mario Härting im einzigen Solo-Stück des Programms gewachsen. Beethovens„ Appassionata“ hatte der 34-Jährige im Gepäck – ein echter „Brocken“, der dem Solisten alles abverlangt. Kein Problem für Härting, in dessen Spiel keine Linie verloren ging, der musikalische Durchdringung jenseits der reinen virtuosen Meisterschaft zeigte.
Großer Applaus war der Dank des Publikums für Künstlerin und Künstler, die erst nach zwei Zugaben „entlassen“ wurden: Dem Lied „Ich stand in dunklen Träumen“ von Clara Schumann und einem unendlich zart ausgeführten „Wiegenlied“ von Johannees Brahms.