AboAbonnieren

50 ihrer 3000 WerkeSiegburger Stadtmuseum zeigt Arbeiten von Ruth Baumgarte

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann im grauen Sakko und einem weiß-blau gemusterten Hemd in einem Museumssaal; an der Wand hängen farbenfrohe Bilder.

Das Siegburger Stadtmuseum zeigt vom 14. April bis zum 7. Juli eine Ausstellung mit Arbeiten der Künstlerin Ruth Baumgarte (1923-2013). Vor der Eröffnung erklärte der Sohn Alexander Baumgarte die Arbeiten der 50 Werke umfassenden Schau.

Zu sehen werden etwa 50 von Ruth Baumgartes um die 3000 bekannten Gemälden und Zeichnungen.

„I Believe in Woman“ ist die Schau überschrieben. Und dass sie stets an die Frauen geglaubt hat, spricht aus den meisten der Arbeiten von Ruth Baumgarte, die ab Sonntag, 14. April, im Siegburger Stadtmuseum zu sehen sind.

Ruth Baumgarte: In Siegburg sind 50 von 3000 Werken zu sehen

Mehr als 3000 Positionen umfasst das Werkverzeichnis der 2013 im Alter von 90 Jahren gestorbenen Künstlerin. Für die Ausstellung haben Dr. Viola Weigel von der Kunststiftung Ruth Baumgarte und Museumsleiterin Dr. Gundula Caspary etwa 50 ausgewählt.

Ein Ölbild in kräftigen Farben. Zu sehen sind afrikanische Frauen, hockend oder im Stehen.

Viele Male reiste die Künstlerin nach Afrika, auch hier entstanden starke Frauenbilder

Erstmals legten sie in der neu kuratierten Ausstellung den Fokus auf die „Frauenbilder“ Baumgartes. Zu sehen sind Arbeiten in verschiedenen Techniken und Materialien aus den Jahren 1940 bis 2004.

Die Frau zieht sich durch das Werk von Ruth Baumgarte bis zu ihrem Tod
Dr. Gundula Caspary, Museumsleiterin

„Die Frau zieht sich durch das Werk von Ruth Baumgarte bis zu ihrem Tod“, sagte Caspary bei einem Rundgang vor der Eröffnung. Sie zeige die Facetten des Frau-Seins: die Mutter, die Geliebte, die Künstlerin, aber auch die Ausgegrenzte oder die Punkerin. Sie zeigt selbstständige und abhängige Frauen.

Das Porträt einer jungen Frau; sie zeigt sich mit Baskenmütze, Pinsel und Zigarette im Mundwinkel als Künstlerin.

Ein Selbstporträt aus dem Jahr 1947 zeigt das Selbstbewusstsein der jungen Künstlerin.

„Meine Mutter war eine in ihrer Persönlichkeit revolutionäre Frau“, erklärte ihr Sohn Alexander Baumgarte, „die sich gegen Ungerechtigkeit und Dogmatismus der Männer einsetzte.“ Geboren 1923 in Berlin, studierte Ruth Baumgarte zunächst an einer privaten Kunstschule, später an der Staatlichen Hochschule der bildenden Künste.

Vier Selbstporträts begrüßen Besucher in Siegburg

Unmittelbar nach Kriegsende wurde sie Zeichnerin für eine deutsch-russische Zeitung, bis Mitte der 50er Jahre illustrierte sie zahlreiche Bücher. Bis zu acht Zeichnungen am Tag habe seine Mutter zu Papier gebracht, berichtet ihr Sohn. „Es war notwendig“; nach dem Umzug nach Bielefeld sorgte sie für Mutter und Tante, hatte sich – trotz Schwangerschaft – von ihrem ersten Mann getrennt.

In der chronologisch gehängten Schau begegnet der Besucher zunächst vier Selbstporträts von Ruth Baumgarte: mädchenhaft das eine, fast altmeisterlich ein anderes. Mit großem Selbstbewusstsein schaut sie 1947 den Betrachter an, gereift im Selbstporträt „an der Tür“ von 1979.

Prägende Eindrücke hat Ruth Baumgarte im Theater erfahren: Die Mutter war Schauspielerin, der – von der Familie getrennt lebende – Vater Theaterdirektor und UFA-Produktionschef. So wie auf der Bühne wiesen ihre Bilder oft viele Ebenen auf, erläuterte Sohn Alexander Baumgarte in Siegburg. Es gebe durchscheinende Elemente, gestaffelte Einschübe, eigene Räume.

Viele Male reiste Ruth Baumgarte nach Afrika

Mit diesem Blick hat sich Baumgarte vieler Themen angenommen: In ihrer Serie „Wintertod“ zeigt sie das Elend von Obdachlosen im Aquarell und die Verzweifelten angesichts des Atomunfalls von Tschernobyl. Fast prophetisch mutet ihre Darstellung der Meeresverschmutzung an. 1987 taucht das Thema Aids in ihren Arbeiten auf.

„Grundsätzlich war sie immer eine Menschenbeobachterin“, beschreibt Sohn Alexander die Herangehensweise seiner Mutter. „Thema ist immer der Mensch zwischen Licht und Schatten.“ Und das nicht nur in Deutschland. Schon kurz nach Kriegsende reiste sie nach Skandinavien, sie erkundete Spanien und Italien, den Iran – und immer wieder Afrika. Aus ihrem Afrikazyklus, der ab 1984 entstand, sind kraftvolle Gemälde im Stadtmuseum zu sehen.

Sie mochte es nicht, wenn man ihr im Atelier zusah
Alexander Baumgarte über seine Mutter Ruth Baumgarte

Mit vielen Skizzen und Aufzeichnungen kam die Mutter stets von ihren mehr als 40 Reisen auf den „schwarzen Kontinent“zurück, erzählte ihr Sohn am Freitag. Manchmal habe sie sich dann zwei Jahre mit dem Material auseinandergesetzt, bis sie die Gestaltung ausgearbeitet habe.

Immer ist da Bewegung in den Bildern, Ruth Baumgarte ist den Menschen nah gekommen. „Diese Farben sind Afrika“, sagt Alexander Baumgarte, der die Mutter mehrfach begleitete. Wie sie Farbe und Bewegung aber auf die Leinwand oder Papier brachte, kann er aber nicht beschreiben: „Sie mochte es nicht, wenn man ihr im Atelier zusah.“

Eröffnung in Siegburg am 14. April

Die Ausstellung „I Believe in Woman“ wird am Sonntag, 14. April, 11.30 Uhr, im Stadtmuseum Siegburg, Markt 46, eröffnet und ist anschließend dort bis zum 7. Juli zu sehen.