Anfassen erwünscht: Siegburger Kunsthandwerker öffneten ihre Ateliers, die Gäste konnten mitarbeiten. Es gab nur einen Wermutstropfen.
KunsthandwerkSelber drechseln und schustern – so lockten die Siegburger Werkstätten Besucher
Späne fallen nicht nur dort, wo gehobelt wird. Sebastian Weis steht an der Drechselbank, bearbeitet Birnbaumholz, die zahlreichen Beobachter scheinen ihn nicht zu stören. Meister Josef Kemp lobt den 15-Jährigen: „ein Naturtalent!“ Im Siegburger Stadtmuseum und in zahlreichen Ateliers und Werkstätten konnten Besucher den Kreativen über die Schulter schauen und selbst Hand anlegen.
Drei Tage lang dauerte die Aktion anlässlich der Europäischen Tage des Kunsthandwerks. Eine gute Gelegenheit, um für das Handwerk zu werben, finden Heinz Becker und Nadine Weißenfels, beide Schuhmacher-Meister. Sie loben die Stadt für die gute Organisation und Öffentlichkeitsarbeit.
Dass sie in der Mühlenstraße nicht nur Absätze und Sohlen reparieren, sondern auch Gürtel und Maßschuhe fertigen, das sei vielen nicht bekannt. Hierfür braucht es Leisten, Besucher Peter Echterkamp hantiert an einem Holzmodell mit dem Maßband: „Ganz schön kompliziert.“ In Kürze wollen die Schuster Workshops anbieten, „die Leute interessieren sich sogar fürs Schuheputzen“, erzählt Weißenfels.
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In Siegburger Schmuckatelier wird aus Silberplatte ein Fingerring
Ein paar Hausnummern weiter hantiert Elpida Gerasimidou mit Säge, Presse, Hammer und Lötkolben. Sie zeigt, wie aus einer dünnen Silberplatte ein Fingerrring wird. Seit 2015 gibt es die Schmuckatelier Maniatis, „aber erst heute lernen uns viele kennen. Der Tag der offenen Tür senkt doch die Hemmschwelle, den Laden zu betreten“, sagt die Designerin.
Modemacherin Sabine Papachristos nutzt auch die Gelegenheit, nicht nur ihre eigenen Kreationen zu zeigen, sondern über ihre Nähkurse zu informieren. Abends und am Wochenende sei die Nachfrage größer, das hat sie in vielen Gesprächen erfahren.
Sonntags standen viele Besucher in Siegburg vor verschlossenen Türen
Der Samstag sei der beste Tag gewesen, am Sonntag kamen weniger Interessierte, so Papachristos. „Aber ich kann die Zeit ja nutzen, ich habe immer etwas zu nähen.“ In der Werkstatt hinter dem kleinen Ladenlokal liegt ein halb fertiger Overall.
Bei einigen Kollegen allerdings standen die Besucher am Sonntag vor verschlossenen Türen. Auf den Aktionsplakaten teilten zum Beispiel eine Schreinerei, eine Modemacherin und ein Schmuckatelier mit: „Wir nehmen eine kreative Auszeit.“
Ärgerlich für alle, die sich auf den Weg gemacht hatten. Im Flyer findet sich unter den Öffnungszeiten kein Hinweis. Elpida Gerasimidou gesteht, dass sie auch überlegt hätten, den Sonntag auszulassen, „weil unser Goldschmied krank geworden ist“. Wie sie vermutet auch Schuhmacher Becker, dass die Betreffenden sich wegen des Verkaufsverbots am Sonntag nicht von 11 bis 18 Uhr in den Laden stellen wollten. „Das Verbot hat die Stadt extra kommuniziert.“