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Feines für drunterKölnerin betreibt ihren Wäscheladen seit 30 Jahren

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau steht inmitten ihres Lingerie-Geschäftes.

Rosemarie Becker feiert das 30-jährige Bestehen ihres Klettenberger Geschäfts „Die Laufmasche“ .

Seit 30 Jahren betreibt Rosemarie Becker die Laufmasche. Einst nur Strumpfspezialist, gibt es dort seit vielen Jahren auch feine Wäsche. 

Schlafanzüge und Nachthemden sind zwar nie ganz von der Bildfläche verschwunden, aber der klassische, vorne durchgeknöpfte Pyjama nach Vorbild des Herrenkleidungsstückes erlebt gerade ein Comeback sondergleichen. Das sagt eine Frau, die es besser wissen muss, als die meisten anderen, denn sie schaut seit nunmehr 30 Jahren besonders aufmerksam auf das, was Frauen und Männer am Leibe tragen.

Was die Renaissance des zweiteiligen Schlafgewandes betrifft, gibt es jedoch zwei Abweichungen zum Althergebrachten: Die Materialien haben sich dem Zeitgeist angepasst und sind auf vielfältige Weise nachhaltig geworden. Der Körper wird von isländischer Alge oder Bambusviskose umschmeichelt. Und: Die Stücke benötigen keine Tageslichttauglichkeitsprüfung. „Das nur in der Nacht zu tragen, wäre doch zu schade“, sagt Rosemarie Becker und hält ein Oberteil hoch, das überall als Bluse durchgehen würde.

In der Corona-Zeit hielten Stammkunden dem Laden die Treue

Als die im Bergischen Land geborene Einzelhandelskauffrau vor drei Jahrzehnten mit in das Strumpfgeschäft von Hannelore Kleusch einstieg, befand sich das Ladenlokal zwar bereits auf der Luxemburger Straße – allerdings ganz in Gürtelnähe. Erst kurz nach der Jahrtausendwende verlagerte sich das Geschäft um etliche Hausnummern in Richtung Innenstadt, bevor 2019 der letzte Umzug in die Räumlichkeiten einer ehemaligen Pizzeria erfolgte. Eine Zeit, an die Becker mit Schrecken zurückdenkt.

Ohne ihre treue Sülz-Klettenberger Stammkundschaft, die seinerzeit Wäsche per Whatsapp bestellte oder die in Tüten gepackten Teile durch den Spalt in der Ladentür herausgereicht bekam und zum Probieren mit nach Hause nehmen konnte, hätte sie Corona nicht überstanden, betont Becker. Jetzt, im April, feiert die 64-Jährige das 30-jährige Bestehen eines Geschäfts, das es in dieser Form – als reines Strumpf- und Wäschegeschäft wohl kaum ein zweites Mal in Köln gibt. Eine Rarität im Einzelhandel also – ähnlich wie das Strumpfgeschäft von Dorothee Schmuckat am Chlodwigplatz.

Im Fall der „Laufmasche“ ist die Zukunft allerdings gesichert. Meike Töller, die ältere der beiden Töchter ist nach ihrem Betriebswirtschaftsstudium mit eingestiegen, und inzwischen ist auch Hannah Becker, gelernte Raumausstatterin, mit an Bord, so dass die Mutter nur noch an zwei Wochentagen mit im Laden des Sülzer Familienunternehmens steht.

Zwei junge Frauen stehen zwischen den Kleiderstangen des Wäschegeschäfts ihrer Mutter.

Die Töchter Hannah Becker und Meike Töller (r.). Letztere ist mit ins Geschäft eingestiegen.

Das Sortiment in dem einst reinen Strumpfgeschäft sukzessive zu erweitern, sei ihre Idee gewesen, erzählt Rosemarie Becker. Als sie 1995 damit anfing, eine kleine Kollektion der Firma Skiny anzubieten, wollte sie sich auch ganz bewusst von dem abgrenzen, was man beim Stichwort Dessous-Geschäft vor Augen hat. Wäscheteile, die fast nur aus Kunstfaser und Spitze bestehen und oft mehr weglassen als verdecken, sucht man in der Laufmasche vergebens.

Kleine Wäschegeschäfte in Köln-Sülz sind allesamt verschwunden

Was man heute ebenfalls nicht mehr findet, sind die vielen kleinen Wäschegeschäfte, die Anfang der 1990er Jahre plötzlich in der Innenstadt und in den Veedeln entstanden. Becker erinnert sich an allein drei Läden auf der Sülzburgstraße plus der Bodysilhouette oder Miederwaren Busch in ihrer Nachbarschaft. Alle nicht mehr da.

Beckers Stammklientel liebt den eher sportiven Look, was nicht heißt, dass Skiny, Calida oder Speidel, eine Firma, die ihre Stoffe ausschließlich im Schwabenland produziert, nicht auch hübsche Verzierungen im Programm hätten. Allerdings ist die Spitze so gearbeitet, dass man sie selbst unter einem dünnen T-Shirt nicht wahrnehmen würde.

Ihre Kundinnen, betont Becker, die teilweise „mehr Geld für das Drunter als für das Drüber ausgeben“, kaufen sich schöne Slips oder BHs, weil sie sich selber gefallen möchten. Situationen, in denen der Gatte mit zum Aussuchen kommt, seien Einzelfälle. Offenbar sind die Herren in puncto Wäschekauf in Sülz auch selbstständiger als anderswo. Männliche Kundschaft ist Becker deshalb besonders lieb, weil der Kauf in der Regel ruckzuck und ohne langes Anprobieren vonstattengeht.

Was sich abgesehen von der Materialvielfalt und den Farben, die mit der Mode kommen und gehen, im Bereich der Strumpfbekleidung am auffallendsten geändert habe, erklärt Becker, seien die Bündchen. Schmale, enge Gummis, die oft über Stunden einen Abdruck auf der Haut hinterließen, seien zum Glück Vergangenheit.


Die Laufmasche, Luxemburger Straße 277, Klettenberg. Öffnungszeiten: montags bis freitags 10-13.30 Uhr sowie 14.30-18.30 Uhr. Samstags 10-13.30 Uhr