Das Warenhaus an der Kaiserstraße schließt schon am Wochenende (13. Januar), nicht wie angekündigt am 31. Januar. Die Stimmung ist verbittert.
SchließungLichter im Siegburger Kaufhof gehen zwei Wochen früher aus – Abfindungen gestrichen
Nicht mehr viel erinnert an die einst beliebte Spielwarenabteilung bei Galeria Kaufhof, die Regale sind leer, das Obergeschoss ist schon gar nicht mehr für die Kundschaft zugänglich, die Rolltreppen gesperrt. Aber noch lächelt ein Männchen mit grauem Schnauzbart von einer Wand und wirbt für Monopoly. „Das berühmte Spiel um den großen Deal“ ist darunter zu lesen.
Was ist die Kaiserstraße in Siegburg ohne Kaufhof wert?
Wer wird da dieser Tage nicht an Pleitier René Benko denken und an die waghalsigen Immobiliengeschäfte des Österreichers. Zumal in Siegburg, wo jetzt zudem noch die Frage ansteht, was die Kaiserstraße ohne den 1974 eröffneten Kaufhof wohl noch wert ist.
Im Erdgeschoss nehmen Schnäppchenjäger unterdessen das wenige unter die Lupe, das vom einst üppigen Sortiment übrig ist und jetzt mit hohen Nachlässen verramscht wird: Schultüten sind noch im Angebot, deren Füllung schon eine Herausforderung werden dürfte. Ein Grabbeltisch mit Fahrradschläuchen ist zu sehen, hier ein paar Hosen, dort ein paar Schmuckringe, an den Kassen Schokoladenweihnachtsmänner, selbst die Einrichtung steht teilweise zum Verkauf.
Eigentlich war der 31. Januar als letzter Öffnungstag angekündigt worden, doch die Türen schließen am Samstag, dem 13. Januar, um 19 Uhr. Das Plakat am Haupteingang, auf dem sechs Tage angegeben werden, ist jedenfalls schon Makulatur.
35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dem Kaufhof bis zuletzt die Treue gehalten. Warum auch immer: Die Stimmung sei verbittert, sagt die Betriebsratsvorsitzende Marie-Laure Gabriel auf Anfrage. „Uns wurde am Dienstag mitgeteilt, dass wir doch keine Abfindung bekommen.“
Kurz vor dem Ende war das noch einmal eine schlechte Nachricht aus der Konzernzentrale, die auch die dritte Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof bekannt geben musste. „Dabei haben wir bis zum Schluss gekämpft“, so die Arbeitgebervertreterin.
Hohe Miete als Hauptursache für die Schließung
Die hohe Miete macht Gabriel als Hauptursache aus, am Standort und den Umsätzen selbst hat es ihrer Ansicht nach nicht gelegen. „Stammkunden kamen von weit her“, schildert sie. Noch bis zum Monatsende zu öffnen, habe aber keinen Sinn mehr ergeben. „Wir sind leer.“
Ihre größte Sorge ist jetzt, wie es für die Kolleginnen und Kollegen weitergeht. „Hoffentlich melden sich jetzt neue Arbeitgeber.“ Eines steht fest: Die Belegschaft bestehe aus hoch qualifizierten Fachkräften, die sich mit ihrem Unternehmen identifizieren.
Mit Blick auf das Gebäude ist sie pessimistisch: „Da wird erstmal nichts passieren“, fürchtet sie. Zumindest im November habe es noch Hoffnung gegeben, mit einem neuen Konzept. Ein Fitnessstudio sollte einziehen, Galeria Kaufhof in Keller, Erdgeschoss und erster Etage weitergeführt werden. Dem Vernehmen nach war auch der Einzug der Spielbank ein Thema, die jetzt im Gewerbegebiet Zange II gebaut wird.
Ausbildung bei Kaufhof war hoch angesehen
Marie-Laure Gabriel war 40 Jahre im Unternehmen, immerhin 33 Jahre sind es bei ihrer Stellvertreterin Renate Janke, die ihre Lehre zur Einzelhandelskauffrau im Kaufhof machte. „Wir hatten sogar eine eigene Trainerin in der Filiale“, erinnert sie sich. „Eine Ausbildung bei Kaufhof war sehr hoch angesehen.“
Das Haus sei immer gut geführt gewesen, besonders habe sie den Zusammenhalt und den Umgang unter den Beschäftigten geschätzt. Niemand habe sich vorstellen könne, dass all das so enden würde. „Im März sind wir dann aus allen Wolken gefallen.“ Auch sie glaubt, dass „uns am Ende die hohe Miete das Genick gebrochen hat“.
Die letzten Tage sieht Renate Janke, die seit einem Jahr in der Verwaltung arbeitet, mit zwiespältigen Gefühlen. „Wenn man so etwas sterben sieht, ist das schlimm“, findet sie. Andererseits: „Irgendwann ist man auch froh, wenn es vorbei ist.“
Nutzungskonzept für die Zeit danach
Bürgermeister Stefan Rosemann wird so schnell keinen Schlussstrich ziehen können. Er beauftragte jetzt ein Fachbüro mit einem Nutzungskonzept für die Immobilie, in dem „alle Möglichkeiten eruiert“ werden sollen. „Allerdings sind wir nicht Eigentümer des Gebäudes“ betont er auf Anfrage. Gegenstand des Konzepts solle aber auch die Frage werden, ob sich aus Sicht der Stadt ein Kauf lohnen könnte.
Die Stadtbetriebe oder die Stadtentwicklungsgesellschaft werden das Kaufhof-Parkhaus weiterführen, allerdings erst ab dem 1. Februar. Vom 15. bis zum 31. Januar stehen die Stellplätze nicht zur Verfügung.