Auch in den Krankenhäusern in Troisdorf und Eitorf sorgt die Planung des Landes Nordrhein-Westfalen für Veränderungen.
KrankenhausbedarfsplanSPD Siegburg schlägt Alarm – Streichungen bei Helios befürchtet
Die Siegburger SPD fürchtet, dass der Krankenhausbedarfsplan des Landes das Leistungsspektrum und vor allem die Notfallversorgung des Helios-Klinikums erheblich einschränken wird. Von Streichungen betroffen sein könnten die Viszeralchirurgie und die Rektalchirurgie, ohne die das Darmkrebszentrum nicht weitergeführt werden könne.
Betroffen seien zudem die Adipositaschirurgie und die Gefäßchirurgie im Zusammenhang mit der Operation von Bauch-Aneurysmen. Auch Operationen an Bauchspeicheldrüse und Leber könnten künftig nicht mehr im Angebot sein. „Dieser Plan wird zu einer drastischen Verschlechterung der Versorgung in der Region führen, wenn sich nichts ändert.“ Betroffen sei ein Einzugsgebiet von mehr als 300.000 Menschen.
Leistungen könnten aus dem rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis nach Bonn verschoben werden
„Der Plan wurde offensichtlich am Schreibtisch entworfen, ohne die Bedürfnisse und Notwendigkeiten der Medizin in der Region im Blick zu haben“, kritisiert der Fraktionschef Michael Keller. Das Ziel, Kosten zu reduzieren, bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität, werde nicht nur nicht erreicht, sondern das Gegenteil werde eintreten.
Auch der Zeitplan für die Umsetzung seit bedenklich, eine Entscheidung im Dezember 2024 und eine Umsetzung ab dem 1. Januar völlig unrealistisch. „Es muss ganz dringend Nachbesserungen in Bezug auf Helios Siegburg, aber auch in der gesamten Systematik des Plans geben.“ Das Klinikum selbst wollte sich auf Anfrage der Redaktion nicht äußern, da noch keine Entscheidungen gefallen seien, teilte Berit Schmeling mit, Referentin für Marketing, Kommunikation und Technologien.
Die GFO-Kliniken in Troisdorf sehen sich trotz Streichung von Leistungen gut aufgestellt
Auch bei den GFO-Kliniken in Troisdorf seien Leistungen gestrichen worden, berichtet die Kaufmännische Direktorin Sarah Wallpott. Wie beim Helios betrifft dies Eingriffe im tiefen Rektum und die Adipositaschirurgie, aber auch die Versorgung von Ovarialkarzinomen (Eierstockkrebs).
Würden die Leistungen im Krankenhausbedarfsplan zum 1. Januar so verabschiedet wie angekündigt, sehe sich die GFO dennoch gut aufgestellt, sagt Wallpott. „Wir halten eine vollumfängliche und spezialisierte Versorgung, auch mit dem Schwesterhaus in Bonn, vor. Unser Anspruch ist die bestmögliche und qualitativ hochwertige Versorgung im Kreis und der Region. Wir bieten die vollumfängliche Leistung - von der Geburtshilfe bis zur Palliativversorgung.“
Asklepios-Kinderklinik in Sankt ist zurzeit noch in Gesprächen mit dem NRW-Gesundheitsministerium
Die Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin habe noch keine konkreten Vorgaben bekommen, sagt Klinik-Geschäftsführerin Stefanie Wied. „Wir sind zurzeit in sehr spannenden Gesprächen mit dem NRW-Gesundheitsministerium.“ Fest stehe, dass der Standort für die Kinderklinik weiterbestehen müsse. Das sei auch so vom Ministerium bestätigt worden.
400 Krankentransporte mit Neu- und Frühgeborenen sowie Kindern würden jedes Jahr in die Klinik gebracht. „Das zeigt, dass auch dieser Zweig unseres Hauses unverzichtbar ist“, betont Wied. Jetzt gehe es darum, zu besprechen, wie die Kinderklinik auch „langfristig auf gesunden wirtschaftlichen Beine stehen kann. Wir sind da sehr optimistisch“.
Im St.-Franziskus-Krankenhaus in Eitorf können Angebote ab 2025 sogar ausgebaut werden
Im St.-Franziskus-Krankenhaus in Eitorf äußert sich Geschäftsführerin Petra Nöhring zufrieden: „Wir haben uns mit unserem Leistungsumfang beworben, und alle Leistungen sind so genehmigt worden. Im Bereich Endoprothetik werden wir sogar ausbauen können.“ Bislang würden im Jahr 400 Eingriffe an Hüfte und Knie vorgenommen, ab 2025 könnten es dann 420 sein. Auch die Innere Medizin werde erweitert, wenn am 4. Dezember der Bescheid so komme. Im Krankenhausbedarfsplan des Landes sei auch die Chirurgie bestätigt worden, die zunehmend auf ambulante Versorgung setzen wolle. „Aber das verbliebene Stationäre ist voll anerkannt worden“, berichtet Nöhring.
Sorgenfrei in die Zukunft blickt die Geschäftsführerin des Eitorfer Krankenhauses dennoch nicht: Die Krankenhausreform des Bundes hänge als Damoklesschwert über der Klinik. „Ich fürchte, wenn sie im Bundesrat so bestätigt wird, müssen wir auch Leistungen streichen.“
In Eitorf bleibe man auch angesichts der Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, dass 100 Kliniken schließen müssten, kämpferisch, sagt Nöhring. Im Krankenhausbedarfsplan des Landes sei man gut aufgestellt, die Mitarbeitenden strengten sich ungeheuer an, im Haus gebe es viele Fortbildungen. „Nur weil wir klein sind, machen wir keine schlechte Qualität. Wie kommt der darauf? Das ist eine Unterstellung, die mich um den Schlaf bringt.“
Landrat Schuster fordert wohnortnahe medizinische Versorgung für die Region
In der Diskussion über die NRW-Krankenhausreform fordert Landrat Sebastian Schuster den Erhalt eines ortsnahen Zugangs zu medizinischer Versorgung. Bereits im September hatte der CDU-Politiker nach intensiven Beratungen mit Kommunalpolitikern aus der Region sowie mit den Krankenhäusern und Krankenkassen eine offizielle Stellungnahme zu den Plänen des NRW-Gesundheitsministeriums abgegeben.
„Aufgrund seiner großen Ausdehnung ist der Rhein-Sieg-Kreis darauf angewiesen, dass die Bevölkerung ortsnah Zugang zu den medizinischen Angeboten behält“, sagt Schuster. „Auch aus Sicht des Rettungsdienstes ist ein dicht geknüpftes Netz auch dezentral gelegener Notaufnahmen unerlässlich.“
Schuster und andere Politiker in der Region befürchten, dass die kleineren Krankenhäuser in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährdet werden, wenn sie im Zuge der Krankenhausreform bestimmte medizinische Leistungen nicht mehr anbieten dürfen. Das wiederum könne Auswirkungen auf die flächendeckende Versorgung des Kreises mit medizinischen Einrichtungen haben. „Das Ziel einer Spezialisierung ist unbestritten positiv“, sagt Schuster. „Das muss aber zu einer Verbesserung der medizinischen Versorgung führen.“
Der Landrat erinnert an die Entwicklung der Geburtshilfe in der Region. Die Bevölkerung des Rhein-Sieg-Kreises wachse jährlich um rund 5000 Neugeborene, von denen ein Großteil aber außerhalb des Kreisgebietes zur Welt komme. Das bedeute für werdende Eltern, die im Rhein-Sieg-Kreis wohnen, oft lange Anfahrtszeiten zum nächsten Kreißsaal.