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VW-Käfer überallKunstverein Rhein-Sieg zeigt in Ausstellung Bilder von Dieter Kraemer

Lesezeit 3 Minuten
Der Künstler steht vor einem Bild eines Käfers.

Dieter Kraemer erläutert sein Lieblingsmotiv.

Der VW-Käfer ist allgegenwärtig in den Werken von Dieter Kraemer. Der Kunstverein Rhein-Sieg zeigt in einer Ausstellung nun eine Auswahl seiner Bilder.

„Big Bubble, no trouble“– mit diesem Slogan wurde in den USA für den VW-Käfer die Werbetrommel gerührt. Das Kultauto fährt als roter Faden durch die Ausstellungen mit Werken von Dieter Kraemer, die der Kunstverein Rhein-Sieg im Pumpwerk zeigt. Mit dem Konvolut rund um das kugelige Gefährt blickt der Künstler auf einen Lebensabschnitt zurück, in dem der Käfer allgegenwärtig war.

Rückkehr des Wohlstands

Kraemer, 1937 in Hamburg geboren, studierte ab 1957 Grafik und Kunst; 1963 wurde er an die Kölner Werkschulen berufen. Wolfgang Niedecken, heute BAP-Chef, damals Kunststudent bei Kraemer, erinnert sich: „Ein VW-Käfer ist alles andere als exotisch. Dass er stur bei seinem Volkswagen geblieben ist, hat uns gelehrt, nicht auf kurzlebige Trends und Moden hereinzufallen.“

Die jetzt in Siegburg gezeigten Arbeiten entstanden zwischen 1968 und 1977, sie rekonstruieren die Jahre, in denen der Wohlstand allmählich wieder Einzug hielt in Deutschland. Der Käfer, billig und anspruchslos, machte damals den Traum vom eigenen Auto für immer mehr Bevölkerungskreise wahr.

Unverwechselbare Details

Tatsächlich ist der Kleinwagen in nahezu jeder der gezeigten Arbeiten gegenwärtig, dank der unverwechselbaren Karosserie genügen oft nur Ausschnitte oder Details, um den Bogen zu ihm zu schlagen. Doch wirklich gut meint es Kraemer mit dem Auto nicht: In den Gemälden ist sein Lack matt und fleckig, es wimmelt von Roststellen und auch der Innenraum ist schmuddelig – kurzum, ein Anblick, bei dem die Käfer-Fangemeinde die Stirn in Falten legen würde.

Doch Kraemer treibt es noch arger: Mitunter ist die ikonische Karosse grotesk gestaucht, die Reifen erkennbar unrund und die Autotüren so geformt, dass sie keinesfalls in ihre Fassung passen können. Der Künstler sieht es gelassen: „Eine Illusion in einem Bild bleibt immer eine Illusion.“

Farbigkeit zwischen Pop und Pastell

So wenig der Maler dem schwach motorisierten Hauptmotiv schmeichelt, so wenig optimiert er auch die abgebildeten Menschen: Vorwiegend Frauen in fragwürdiger Badekleidung, puppenhaft, ohne klare Konturen und Proportionen, desinteressiert und gelangweilt. Einige der Arbeiten sind geprägt von einer Farbigkeit zwischen Pop und Pastell, bei anderen wirkt es, als liegen sie unter einem grauen Schleier.

Stilistisch wird Kraemer den deutschen Realisten zugeordnet, woran Kunstvereins-Vorsitzender Reinhard Lättgen bei der Eröffnung Zweifel äußerte. Er verwies auf den Kontrast zwischen den grotesk interpretierten Menschen und Autos und den akribisch ausgearbeiteten Details wie Zigarettenkippen, Pflastersteine und Unrat.

Wer zu dieser Schau geht, sollte also Zeit mitbringen, so komplex und vielschichtig wirken die Werke. Dank Wolfgang Niedecken ist ein griffiges Zitat seines ehemaligen Professors überliefert: „Jeder malt auch schon mal ein Scheißbild.“ Wie auch immer, in dieser Ausstellung ist es gewiss nicht zu entdecken.


„Käferzeiten etc.“ von Dieter Kraemer wird bis zum 14. April im Pumpwerk Siegburg, Bonner Straße 65, gezeigt. Geöffnet ist die Schau am ersten und dritten Sonntag des Monats von 13 bis 16 Uhr sowie mittwochs von 11 bis 16 Uhr, donnerstags von 13 bis 18 Uhr und freitags von 11 bis 15 Uhr.