Rund um die Siegburger AbteiLänger schlafen fürs Genussfahren
Siegburg – „Zweieinhalb Stunden“, so schätzt Peter Knöll, werden er und Tochter Emma (10) für die 50-Kilometer-Strecke brauchen. Das Duo freut sich auf die Tour, die über verkehrsarme Straßen durchs Grüne führt, über Burg Niederpleis, Söven, Buchholz, Hanfmühle, Hennef und Buisdorf. Auf jeden Fall aber „Rund um die Siegburger Abtei“, wie das Breitensportevent heißt, das der Radfahrer-Verein 1894 Siegburg seit Jahren veranstaltet. Vater und Tochter starten, wie das Trikot verrät, für die Scuderia Südstadt. Und auch wenn es den beiden Kölnern an Ortskenntnis fehlt: Den Weg weisen unübersehbar Schilder mit roten Pfeilen am Straßenrand. Etwa 400 von ihnen haben Vereinsmitglieder am Vortag auf den drei Strecken von 50, 80 und 120 Kilometern Länge verteilt.
Kaffee, Kuchen und Trost
„Wo gibt’s Kaffee und Kuchen?“ ruft scherzhaft ein Fahrer, der in den Hof des Gymnasiums Alleestraße einbiegt, um sich die Startunterlagen abzuholen. Der kulinarische Part inklusive Würstchen vom Grill erwartet die Teilnehmer bei der Rückkehr, doch bei den Streckenposten gibt es Eierwaffeln, Bananen, Müsliriegeln und Getränke. Der Aufwand ist hoch, 30 Vereinsmitglieder, die deshalb auch auf den eigenen Start verzichten, sind im Einsatz für diese Tour, die einen individuellen Start ermöglicht. Und Trost wird neben dem Flickzeug auch gespendet, wenn einem Reifen schon vorher die Luft ausgeht.
„Die Frühaufsteher werden weniger“, hat Rainer Forster beobachtet, Fachwart für Rennrad und Radtourenfahrt (RTF) im Verein. Morgens um sieben traten gestern denn auch nur wenige Athleten in die Pedale, das Gros fuhr zwischen neun und zehn los; solo, zu zweit oder in kleinen Gruppen. Vorsitzende Miriam Maubach stempelte die Startkarte ab – oder auch die Wade einer Athletin, die den Wunsch „Gute Fahrt“ gern blau auf gebräunter Haut tragen wollte. Als Genussfahren bezeichnet Forster die Tour, wobei die Höhenmeter schon „eine Herausforderung seien.
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Zwischen 650 und 1400 Meter sind je nach Streckenlänge zu bewältigen. „Einige kommen auf dem Zahnfleisch zurück, aber das Gros ist zufrieden“, sagt Forster. „Für die meisten ist es eine schöne Bestätigung ihrer Leistungskraft. Aber es muss sich keiner hetzen.“ Das Ziel hält das Team nämlich bis zum Nachmittag auch für Nachzügler offen.
310 Radsportler zählte Forster bei dem Event und zeigte sich „verhalten zufrieden“ mit der Beteiligung. 700 sind es im Durchschnitt, aber in der Corona-Pandemie hat der Verein ohnehin nur mit der Hälfte gerechnet. Was dem Fachwart auffiel: „Etwa 200 Teilnehmer in diesem Jahr sind Hobbyfahrer ohne Vereinszugehörigkeit. Früher war das Verhältnis umgekehrt.“Für Jugendliche unter 18 Jahren war die Teilnahme an der Rundtour übrigens kostenfrei; dass dennoch nur wenige von ihnen mitradelten, dafür hat Peter Knöll eine Erklärung: „Es ist ein teures Hobby. Auch für ein gebrauchtes Kinder-Rennrad mit Zubehör muss man einen mittleren dreistelligen Betrag ausgeben.“