Ein Wissenschaftler gab sich als Flutopfer aus, logierte in Luxus-Hotels, ohne zu bezahlen, und stand nun vor dem Siegburger Schöffengericht.
In Siegburg vor GerichtBetrüger gibt sich in Bonner Luxus-Hotels als Flutopfer aus
Scheitern war im Leben des erfolgreichen Naturwissenschaftlers und Sachbuchautors nicht vorgesehen. Doch als seine Ehe zerbrach, wurde der 60-Jährige kriminell, mietete sich monatelang in Luxus-Hotels ein, ohne die Rechnung über fast 17.000 Euro zu begleichen, kaufte Häuser, die er nicht bezahlen konnte, wurde mit Haftbefehl gesucht.
Jetzt musste er sich vor dem Schöffengericht wegen gewerbsmäßigen Betrugs verantworten.
„Ich habe alle belogen“, schilderte der Angeklagte, „die Verkäufer der Häuser, meine Eltern, meine Freundin und mich selbst.“ In diese erste Beziehung nach der Trennung und Scheidung im Jahr 2018/2019 wollte er investieren, der neuen Partnerin etwas bieten.
Ein Haus in Sankt Augustin sollte es sein, für rund 1,1 Millionen Euro. Er stellte indes im Mai 2021 nur seine Möbel in der Garage und auf der Terrasse ab, der Notarvertrag trat nicht in Kraft, weil er keinen Cent der Kaufsumme überwies. Als Betrug könne das nicht gewertet werden, da waren sich Staatsanwaltschaft und der Vorsitzende Richter Ulrich Wilbrand einig. Es sei niemand geschädigt worden.
Der Naturwissenschaftler gab sich im Bonner Luxushotel als Flutopfer aus
Auch in das alte Haus konnte er nicht zurück, er hatte es nur angezahlt, war nach zwei Jahren hinausgeworfen worden. Der nun obdachlose Mann zog im Herbst 2021 in ein Bonner Hotel, zahlte für die ersten drei Tage, dann nicht mehr. Schaden: rund 1100 Euro.
Mitte Oktober mietete er sich in der nächsten schicken Herberge in der Bundesstadt ein, gab sich als Flutopfer aus, machte dem Hotelier weis, dass seine Versicherung die Rechnung begleichen würde, legte ein gefälschtes Schreiben vor. Anfang März 2022, nach viereinhalb Monaten, flog der Betrüger auf. Schaden: knapp 15.900 Euro.
Der IT-Berater wird im Internet als Betrüger an den Pranger gestellt
Nun lebe er wieder bei seinen Eltern, habe ihnen die Wahrheit gestanden. Der Wissenschaftler, der einst einen Lehrauftrag an der Universität hatte, kommt zurzeit als selbstständiger IT-Berater kaum über die Runden. Dazu drücke ihn die öffentliche Schmach: Wer seinen Namen googelt, findet den Angeklagten am virtuellen Pranger. Den anonymen Netzeintrag zu löschen, sei ihm nicht gelungen: „Der Provider sitzt in Ägypten.“
Nachdem sein Lügengebäude eingestürzt sei, wolle er sich sein Leben wieder aufbauen, beteuerte der Vater zweier erwachsener Kinder. Er wolle seine Schuld begleichen, auch seine übrigen Schulden abtragen, etwa 50.000 Euro. Er habe sich arbeitssuchend gemeldet, wolle auf Jobsuche gehen. Das ermöglicht ihm das Gerichtsurteil.
Das Schöffengericht verhängte eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und vier Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wird. Eine Summe von knapp 17.000 Euro wird als Wertersatz eingezogen, das Geld fließt an die Geschädigten. Der 60-Jährige bekommt einen Bewährungshelfer und muss 50 Sozialstunden leisten.