Vor Siegburger KreishausInstallation zu Internationalem Tag gegen Gewalt an Frauen
Siegburg – Sie halten eine stille Mahnwache, der Appell ist umso deutlicher: 222 weibliche Schaufensterpuppen hat der Künstler Dennis Meseg vor dem Kreishaus in Siegburg aufgestellt, als Zeichen des Protests gegen die nach wie vor alltägliche Gewalt gegen Frauen in aller Welt.
Häusliche Gewalt dürfe kein Tabuthema mehr sein, sagte Landrat Sebastian Schuster am Mittwoch zur Eröffnung der Aktion – und nicht nur am heutigen Aktionstag: Am 25. November wird weltweit der Tag gegen Gewalt an Frauen begangen. Jede dritte Puppe hat Meseg besonders gekennzeichnet, denn jede dritte Frau erfährt im Laufe ihres Lebens Gewalt.
Zuspitzung in Pandemiezeiten
Gerade in den aktuellen Pandemiezeiten ist die Lage für Frauen, die von häuslicher Gewalt oder Gewalt in der Beziehung betroffen sind, besonders schwierig: In der Enge von Haus oder Wohnung wachsen die Spannungen, während die Außenkontakte ebenso abnehmen wie damit auch die Möglichkeit, sich Hilfe zu suchen.
Jahrzehntelange Geschichte
Seit 1981 organisieren Menschenrechtsorganisationen am 25. November einen Aktionstag. Im Jahr 1999 verabschiedete die UN-Generalversammlung eine Resolution, den 25. November zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen auszurufen. Die Entführung und Vergewaltigung dreier Schwestern und ihre Ermordung in der Dominikanischen Republik im Jahr 1960 durch Militärangehörige des damaligen Diktators Rafael Trujillo war der Hintergrund.
www.frauenbeauftragte.org
Hilfe finden Frauen und Mädchen unter anderem hier: Frauenzentrum Troisdorf, Hospitalstraße 2, 53840 Troisdorf, 02241/72250; Frauenhaus Troisdorf, 02241/1484934;
Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), anonyme Chatberatung im Internet. (dk)
„Wenige rote Fäden“, so der Bonner Künstler Dennis Meseg in einer Stellungnahme zu seinem Werk, ziehen sich „so zerreißfest durch die gesamte Menschheitsgeschichte“ wie die physische und psychische Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Durch die Wahl der Materialien für seine Installation wolle er drei Dinge zum Ausdruck bringen: Das Flatterband steht als Zeichen der Abgrenzung – „im positiven Sinne als Schutz vor Gefahren, aber auch als Hindernis auf dem Weg zueinander“.
Die Begriffe „Puppe“ oder „Püppchen“ könne man auch als Kosewort hören, räumt Meseg ein. In Wahrheit aber zeugten die Begriffe von Geringschätzung, die Frauen auf ihr Äußeres reduziere, „auf ein Spielzeug ohne Verstand“.
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Orange schließlich ist für den 41-Jährigen die Farbe der Freiheit, Freude und Geborgenheit. „Orange the World“ heiße daher auch eine jährliche Kampagne der UN Women gegen das Leid der Frauen in aller Welt. Das orangefarbene Band von Dennis Meseg aber macht nicht ohne Hintersinn die Frauen unkenntlich, verhüllt sie und schneidet sie von der Außenwelt ab.
Auf den Aktionstag machen auch in diesem Jahr die Troisdorfer Gleichstellungsbeauftragten Karin Lapke-Fernholz und Petra Römer-Westarp aufmerksam: Mit Bürgermeister Alexander Biber hissten sie vor dem Troisdorfer Rathaus die Flagge der Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes.
Eine Informationswand im Foyer des Verwaltungsgebäudes macht auf das Thema aufmerksam. Eine mit dem „Runden Tisch“ des Rhein-Sieg-Kreises geplante Aktion gegen häusliche Gewalt musste wegen Corona abgesagt werden.