Kurze WartezeitenBesucher und Händler bewerten Einkaufsnacht unterschiedlich
Siegburg – Ein Parade-Weihnachtswetter, das Käufer scharenweise am Samstag in die lange Einkaufsnacht in Siegburg trieb, war es nun gerade nicht. Zu schön wäre eine Meldung wie: „Tausende Kaufwütige verfielen dem Weihnachtsrausch.“ Der Realität aber kommt ein anderes Bild nahe.
Einzelhändler sind enttäuscht
Bereits gegen 18 Uhr waren zahlreiche Geschäfte geschlossen, die größeren Filialisten hielten offenbar besser durch. Dort, wo Glühwein, Musik und Tanz lockten, knubbelte es sich – viel freier Raum hingegen zeigte sich zwischen Bahnhof und Markt. Auch der Markt selbst, die Kaiserstraße und die Holzgasse hätten mehr Zulauf vertragen.
„Die Einzelhändler sind enttäuscht von den vergangenen Jahren“, berichtete eine Verkäuferin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Vielerorts bleibe der Umsatz hinter den Erwartungen zurück.
Mittelalterliche Hoheit gefeiert
Ausgedroschene Getreidehalme, Hafer und Stroh, Pilze, Möhren und Gurken krönten das Haupt des „Königs der Vaganten“, und schelmisch blitzten seine Augen, als sich die mittelalterliche Hoheit, von lodernden Fackeln und Musicis begleitet, am Samstagabend durch die Gassen Siegburgs bewegte und sich dem Volk zeigte.
Verrückt und komödiantisch kennen die Besucher des Mittelaltermarkts „Fin de Filou“ schon seit vielen Jahren. In der neuen Rolle fühlte sich der Sohn der Roten Füchsin sichtlich wohl, hüpfte und tanzte, trieb Schabernack zum Amüsement seines Publikums. Der junge Gaukler kennt den Mittelalterlichen Markt schon seit Jahren, stand bereits als Kind mit den Akteuren von Kramer, Zunft und Kurzweyl auf der Bühne auf dem zentralen Platz.
Die Persiflage auf die Mächtigen war eine neue Attraktion und löst die dunklen, eher furchteinflößenden Gestalten der Siegburger Raunacht ab. An die Stelle lauter Trommelschläge, kreischender Flötentöne, und dem über allem schwebenden, tiefen und schaurigen Dröhnen aus einem Alphorn traten nun fröhliche Fanfaren, urkomische Gaukelei und laute Jubelrufe. Und schließlich feierten die Mittelalterfans und ihre Gäste ein Feuerspektakel an der großen Bühne auf dem unteren Markt. (amh)
„Mir tun die Leute leid, die so lange arbeiten müssen“, erklärte Maike Lauert (60). Der Zufall und der Besuch bei einer Freundin hatten die Bonnerin nach Siegburg geführt. Andererseits: „Ich finde es richtig schön hier, gerade weil es nicht ganz so voll ist und man nicht ewig an der Kasse stehen muss.“
Ähnlich sah das auch Valentina Pfeiffer (42): „Schön, dass die Geschäfte geöffnet sind.“ Erstmals war sie mit ihrer Familie aus der Eifel angereist und durch die Siegburger Innenstadt gebummelt. Die Musik auf dem Markt gefiel den Pfeiffers besonders gut.
Besucher aus der Region
Auch Jola Zreba hatte sich zum ersten Mal in die lange Einkaufsnacht aufgemacht, „ausnahmsweise zur späten Stunde“, wie sie sagte, „es ist reiner Zufall, ich brauchte eine schwarze Hose“. Großes Lob spendete die Siegburgerin dem Personal in den Geschäften. „Alle sind sehr freundlich und guter Dinge, obwohl es schon so spät ist.“
Für sie bedeute Siegburg Weihnachten, sagten Elke (52) und Udo Tibus (49). Auf dem Platz vor dem Kaufhof gesellten sie sich zu den zahlreichen Gästen am Glühweinstand. Tochter Rebecca (19) sowie Hsein Lewend (20), Tamara Tibus (21) und Vladimir Otto (37) genossen den langen Abend, die weihnachtliche Atmosphäre. Elke Tibus: „Für Berufstätige ist es schön, lange shoppen gehen zu können.“
Die Familie aus Windeck-Hoppengarten folgte auch in diesem Jahr einer Tradition: Jedes Jahr wird ein Buchstabe ausgelost, und jeder kauft bei der langen Einkaufsnacht ein Geschenk, das mit diesem Buchstaben beginnt – in diesem Jahr fiel das Los auf ein „D“.
Markus (40) und Aleksandra Debras (34) und der achtjährige Leonidas nutzten ebenfalls die Stunden für Weihnachtseinkäufe. Als gelernte Einzelhändler sind die beiden vom Fach und wissen, was lange Arbeitszeiten für eine Familie bedeuten können.
Das Paar aus Hennef bevorzugt den Einkauf im stationären Handel, auch dann, wenn Artikel teurer seien als im Internet. Nur was nicht vorrätig sei, werde online bestellt; einen Bummel machten die beiden nicht mehr so oft, früher sei das anders gewesen.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Schade, dass nicht alle Geschäfte in der Weihnachtszeit samstags bis 14 Uhr geöffnet haben.“ Manuela Schulze, Verkäuferin in der Damenboutique „La Strada“, war eine der wenigen, die nach 21 Uhr noch im Einsatz war. „Schade, dass ringsherum die Lichter aus sind und die Geschäfte früher geschlossen haben.“ Sie plädierte für gemeinsame Aktionen im nächsten Jahr: „Es geht nur gemeinsam.“