Erst wird am Schulzentrum Neuenhof Amokalarm ausgelöst, dann finden Passanten einen verdächtigen Gegenstand am Bahnhof von Siegburg. Doch die beiden Vorfälle hängen nicht miteinander zusammen, wissen die Ermittler am Tag nach dem Großeinsatz.
Amok-AlarmBöller lösten Großeinsatz in Siegburg aus – Polizei befragt Jugendlichen
Am Tag nach den beiden großen Polizeieinsätzen in Siegburg hat die Polizei neue Erkenntnisse. Wie der Kölner Polizeisprecher Christoph Gilles bekräftigt, hängen der Alarm am Schulzentrum Neuenhof und der Fund eines verdächtigen Gegenstandes in Bahnhofsnähe nicht zusammen. „Das war bis zum Nachmittag allerdings nicht klar. Bis dahin sind wir von Ernstfällen ausgegangen“, sagt Gilles. „Es ist natürlich nachvollziehbar, dass man in einer kleinen Stadt wie Siegburg davon ausgeht, dass zwei so ungewöhnliche Vorfälle etwas miteinander zu tun haben.“
Am Vormittag hatte eine Zeugin an der Alexander-von-Humboldt-Realschule in Wolsdorf zwei Mal einen Knall gehört und die Geräusche für Schüsse gehalten. Spezialkräfte der Polizei durchsuchten das Gebäude. Eine Gefahr stellten sie nicht fest. „Auch von einer Langwaffe kann heute nicht mehr gesprochen werden, das hat die Zeugin später zurückgenommen.“
Jugendlicher zündete Böller
Laut Gilles war nahe der Schule ein 14-Jähriger angetroffen worden, der sich auffällig verhielt und auf den die Beschreibung passte. Er wurde im Kölner Polizeipräsidium befragt. Mit dem Einverständnis seiner Eltern durchsuchte die Polizei die Wohnung. Der Junge habe nur Böller gezündet, aber kein Attentat geplant.
„Dies wird als Ordnungswidrigkeit geahndet werden, was mitunter teurer belangt werden kann als eine Straftat“, erklärt Gilles. Ob der 14-Jährige Schüler der Realschule ist, könne er nicht beantworten. Der Jugendliche war bereits in Obhut der Polizei, als die Behörde gegen 12.45 Uhr über die Ereignisse in Zange informiert wurde.
Dort hatte jemand beobachtet, wie eine Person neben dem Kreisverkehr am Berliner Platz einen Rucksack unter ein Auto warf. Im Internet-Netzwerk „Tiktok“ tauchten Videos davon auf, gedreht von Schülerinnen und Schülern. Ein Bombenräumkommando untersuchte das Gepäckstück. „Hier musste die Polizei sichergehen, dass der Rucksack keinen Sprengstoff enthielt.“
Rucksack enthielt Diebesgut
Nach vier Stunden kam die Entwarnung: „Der Rucksack war zuvor aus einem Zug gestohlen worden.“ Vermutlich habe der Dieb Gegenstände, für die er keine Verwendung fand, entsorgen wollen. Ein 52-Jähriger sei überprüft worden, der sich als unschuldig herausstellte. Gilles: „Der Täter wird wohl nicht mehr zu finden sein.“
Da der Sperrradius auch den Bahnhof umfasste, wurde der Regional- und Fernverkehr eingestellt. „Wir hatten leider keine Alternative, denn die öffentliche Sicherheit hat Vorrang. Man muss sich nur vorstellen, was los gewesen wäre, wenn der Rucksack wirklich Sprengstoff enthalten hätte“, betont der Polizeisprecher.
Martinssingen mit Laternen auf dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt
Betroffen von den Einschränkungen waren auch Kinder: Der geplante Martinszug durch die Innenstadt wurde abgesagt. „Schweren Herzens haben wir uns dazu entschieden, den Umzug samt Feuer nicht nachzuholen“, teilte die Kreisstadt in ihrem Newsletter mit. Grund: Von der kommenden Woche an wird der „Mittelalterliche Markt“ aufgebaut.
Weil dann alle anderen Martinsumzüge schon durch seien, sei mit einem größeren Besucherandrang zu rechnen. So kurzfristig sei kein Sicherheitspersonal für mehrere Tausend Menschen zu finden. Doch umsonst sollen die Siegburger Kinder ihre Laternen nicht gebastelt haben. Als die Mitwirkenden des Marktes von der Absage erfuhren, boten sie spontan eine Alternative an: Am Montag, 21. November, soll ein offenes Martinssingen mit Laternen vor der großen Bühne stattfinden.