Das vegane Café Loyal in Siegburg schließt für immer, die Inhaber mussten Insolvenz anmelden. Viele Kunden kamen, um Abschied zu nehmen.
Veganes LokalCafé Loyal in Siegburg schließt für immer – Lange Schlange am letzten Tag
Es war das erste vegane Café im Rhein-Sieg-Kreis: 2018 eröffnete das Café Loyal in Siegburg, am Donnerstag musste es nach fünf Jahren nun endgültig schließen. Zu wenig Kunden, zu wenig Umsatz. „Wir haben immer wieder reingesteckt“, erzählte Inhaberin Sybille Klockner. „Irgendwann geht es nicht mehr.“
Am letzten Tag stehen die Kunden vor dem Ladenlokal gegenüber des Cineplex-Kinos Schlange bis auf die Wilhelmstraße. Einige haben Kühltaschen in der Hand und eine lange Wunschliste: Nussecken, Kirschkuchen, Himbeersahne, Snickerstorte. Eine Kunde bestellt gleich zwölf Stücke. Ein letztes Mal will er die Backwaren genießen, die ganz ohne Eier, Sahne und Butter auskommen.
Café Loyal schließt: Stammkunden verabschieden sich mit Blumen
Klockner und ihre Tochter Eileen schneiden Kuchen und Quiches im Akkord, verpacken Tortenteller, bedienen die Kaffeemaschine. Und hören immer wieder: „Wie schade!“ Umarmungen gibt es am Tresen, Stammkundin Emma Raderschadt aus Siegburg hat einen Strauß Sonnenblumen als Dankeschön mitgebracht. Der Bienenstich habe es ihr besonders angetan, sagt die Engländerin, ihre Familie liebe den Käsekuchen.
Auch Florian Tonou und Melinda Sanchez Caballero aus Lohmar sind Stammkunden, mehrmals die Woche sei er nach Siegburg zum Café Loyal gekommen, sagt Tonou. „Ich bin Veganer, meine Familie auch“, sagt er. Und die Schokocroissants der Klockners seien einzigartig flufflig, „Ich nenne sie immer Wölkchen“, so der Lohmarer, der die Schließung des Cafés sehr bedauert.
Aus für das vegane Café in Siegburg: Betreiber haben Bürgergeld beantragt
Sybille Klockner laufen die Tränen über die Wangen. „Ich bin dieser Tage nah am Wasser gebaut“, sagt die ehemalige Heilpraktikerin. Ihr Mann Ulrich Klockner, der als Konditor die veganen Torten, Pralinen und Quiches kreierte, hält sich am letzten Tag im Hintergrund, zu schmerzlich ist der Abschied vom Lebenstraum.
Aber: „So voll wie heute war es sonst nur am Wochenende“, sagt Sybille Klockner. „In der Woche kamen nicht genug Kunden. Von 200 Euro in der Kasse können wir nicht leben, das ist zu wenig.“ Jetzt hat das Ehepaar Bürgergeld beantragt.
Einen Nachpächter für das Ladenlokal habe der Vermieter wohl schon gefunden, sagt Klockner. Ab dem 1. Juli müsse dann zumindest keine Miete mehr gezahlt werden. Wie es weitergeht, weiß sie noch nicht: „Wir haben ja ab heute keine Einnahmen mehr“, sagt die 64-Jährige. Erstmal runter von den Schulden, in zwei Jahren die Rente.