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Verein in Not„Siegburg hilft“ setzt sich für Bedürftige ein – jetzt droht das Aus

Lesezeit 3 Minuten
Menschen sitzen an einem klangen Tisch und malen.

Der Mal-Treff ist nur eines von vielen Begegnungsangeboten im Riemberger Hof.

Schuhe, Kleidung, Schulranzen: Seit Jahren hilft der Verein den Siegburgern in finanziellen Notsituationen.

Steigende Mieten belasten viele Familien und ältere Menschen. In ihrer Not wenden sie sich an den Verein „Siegburg hilft“, der nicht nur Obdachlose versorgt, sondern auch Menschen unterstützt, bei denen das Geld vorn und hinten nicht reicht. Doch nun hat der Verein dasselbe Problem wie seine Gäste: Die Miete des Vereinslokals in Wolsdorf bedroht seine Existenz – „Siegburg hilft“ droht das Aus.

„Wir sind auf Spenden und Fördergelder angewiesen, doch die sind bald aufgebraucht. Wenn wir keinen Sponsor für die Miete finden, müssen wir das Vereinslokal bis Ende des Jahres schließen – und den Verein gleich mit“, sagt die Gründerin und Vorsitzende von „Siegburg hilft“, Angela Holtmann.

„Siegburg hilft“ in Not: Fördergelder für die Miete aufgebraucht

Erst vor einem Jahr hatte sie den Riemberger Hof an der Ecke Jakobstraße/Wolsdorfer Straße aufgetan, zuvor stand die ehemalige Gaststätte 15 Jahre leer. Holtmann hatte „Siegburg hilft“ im Jahr 2021 gegründet, nachdem sie mit anderen Ehrenamtlichen noch vor der Corona-Pandemie Obdachlose mit Essen versorgt hatte.

Zwei Frauen stehen in einem Raum.

Gründerin Angela Holtmann und Team-Mitglied Silke Hartmann im Gastraum ihres Vereinslokals.

Dann kamen Anfragen von bedürftigen Menschen für Schuhe, Kleidung und Schulranzen. Alleinstehende Senioren treffen sich zum Bingo-Nachmittag, es gibt ein Repaircafé. All das organisiert das Team in seinem Hauptquartier in Wolsdorf, kocht hier auch das Essen für die Obdachlosen. Das Lokal, sagt Holtmann, sei zu einer wichtigen Begegnungsstätte geworden.

Hilfe für Menschen, bei denen das Geld vorne und hinten nicht reicht

„Essen ist schön und gut, aber es bringt nichts, wenn die Leute einmal im Monat satt sind. Wir wollen was über sie erfahren. Wir betreuen sie auch außerhalb der regulären Treffen, weil wir mit Herzblut dabei sind“, beschreibt sie. „Ein Mädchen ist bei der Jugendfeuerwehr und brauchte einmal für eine besondere Aktion unbedingt schwarze Turnschuhe – konnten sich die Eltern nicht leisten. Also hat sie die Schuhe von uns bekommen, um mitmachen zu können.“

Der Eingang zu einer Gaststätte.

15 Jahre lang stand der Riemberger Hof in Wolsdorf leer.

Das Team halte die Kosten so gering wie möglich, putze selbst. Trotzdem fehlten 1200 Euro im Monat. „Das Problem ist einzig die Miete für den Gastraum. Sach- und Essensspenden erhalten wir von Geschäften und Firmen“, sagt Holtmann. Sie könne verstehen, dass die Spendenbereitschaft der Leute gesunken sei. „Alles wird teurer, das macht vielen Angst. Da sitzt das Geld nicht mehr so locker.“

Angela Holtmann sucht Sponsoren für die Miete

Doch Einnahmen erziele der Verein mit seinem sozialen Engagement so gut wie keine. „Bei unseren Veranstaltungen stellen wir eine Spendendose auf den Tisch. Wer sich das leisten kann, wirft schon mal einen Fünfer hinein. Aber viele Senioren gehen nicht mehr raus, weil sie das Geld für einen Kaffee nicht haben“, berichtet Holtmann. Sie hoffe auf Sponsoren, die sich bereit erklärten, kontinuierlich die Miete zu übernehmen.

An die Vermietergemeinschaft habe sie sich bisher noch nicht gewandt. „Die kommen uns mit der Miete allerdings schon entgegen.“ Auch mit der Stadt stehe sie im Austausch. „Der Bürgermeister hat versprochen, uns bei der Suche nach Sponsoren zu helfen.“

Vereinsgründerin will nicht aus Wolsdorf weggehen

Stadtsprecher Jan Gerull bestätigt, dass der Verwaltung die Notlage des Vereins bekannt sei. „Unsere Stabsstelle Ehrenamt steht im Austausch mit Frau Holtmann. Gemeinsam suchen wir nach Lösungen, damit ‚Siegburg hilft‘ seine verdienstvolle Arbeit fortsetzen kann“, teilt Gerull mit. Berücksichtigt würden dabei auch von der Stadt verwaltete Stiftungen.

Angela Holtmann bereitet die Situation schlaflose Nächte. Umziehen möchte sie mit dem Verein aus Wolsdorf nicht. „Es war aufwendig genug, diese Räume zu finden und einzurichten – das will ich mir nicht nochmal antun. Entweder hier, oder der Verein ist am Ende.“


Auf www.siegburg-hilft.org bittet der Verein um Spenden. Helfen soll auch ein Benefiz-Konzert in der Auferstehungskirche an der Annostraße am 29. November. Es spielt das „Ensemble Tromba Festiva“. Karten zu je 19 Euro sind bei der Allianz Versicherung Kolepka und Berger, bei Hardt Werbemittel, bei Sturmpfoten, im Kaiserreich Siegburg und im Vereinslokal im Riemberger Hof erhältlich.