Händler ausgespähtDiebe arbeiten auf dem Siegburger Markt nach bestimmten Schema
Siegburg – Beliebt und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist der Siegburger Markt, aber aus Sicht der Händler nicht gerade ein sicheres Pflaster: Mehrfach wurden ihnen schon Tageseinnahmen gestohlen, wobei die bislang unbekannten Täter offenbar einem bestimmten Schema folgen.
So wurde Obst- und Gemüsehändler Bernd Wallburger um seine Kasse gebracht, als er am 21. Juli den Anhänger mit dem zusammengeklappten Verkaufsstand an seinen Lastwagen koppeln wollte: Ein Dieb nutzte einen kurzen Moment, in dem die Geldtasche, die Wallburger ins Führerhaus gelegt hatte, unbeobachtet war, um die Einnahmen zu stehlen.
„Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass wir zuvor ausgespäht wurden“, so der Markthändler aus Wesseling. „Es gibt Leute, die den Wochenmarkt genau beobachten und darauf warten, dass jemand einen Fehler macht.“ Gefährdet seien alle, die Bargeld statt Kartenbezahlung annehmen.
Die Blumenhändlerin hatte die Kasse kurz nicht im Blick
Vor rund drei Jahren traf es beinahe Blumenhändlerin Daniela Piontek, auch sie hatte beim Ausladen ihre Kasse einen kurzen Moment aus dem Blick gelassen. Eine Mitarbeiterin der nahe gelegenen Metzgerei habe aber den Dieb an ihrem Wagen beobachtet und sie gewarnt, der Täter wurde gestört, konnte aber entkommen.
Am 20. September büßte Talena Rheingold, die Inhaberin des Fantasy- und Mittelalter-Shops an der Annostraße, rund 1000 Euro ein, als sie Waren aus ihrem Lieferwagen ins Geschäft umräumte: Die schwarze Bauchtasche mit einem gelben Schmuckstein hatte sie auf den Beifahrersitz gelegt und zur Sicherheit noch einen Schlafsack darüber gelegt. An eine Einzeltat glaubt sie nicht: „Da scheinen gezielt Leute unterwegs zu sein.“
Die Einnahmen stammten von zwei Mittelaltermärkten, auf denen sie zuvor verkauft hatte. „Ich war fix und fertig“, schildert sie, denn sie sei nicht nur um ihr Geld gebracht worden, sondern auch um wichtige Papiere, Kraftfahrzeugscheine, Führerschein, Krankenversicherungskarte und Personalausweis. Sie hoffte, der oder die Täter würden wenigstens die Tasche mit den Papieren so entsorgen, dass sie sie wiederfinden könne: „Mit Taschenlampen haben wir noch überall gesucht, auch am Mühlengraben.“
Erfolg hatte sie nicht, auch nicht durch Nachforschungen im Fundbüro. Ein Trost waren für sie die treuen Kunden, die versucht hätten, sie aufzubauen und sogar Teilchen vom Bäcker vorbeibrachten.
Polizei rät Wertsachen immer im Blick zu halten
„Das ist in den letzten Jahren immer öfter passiert“, schildert Guido Neuhaus, Sprecher der Händlergemeinschaft vom Wochenmarkt und selbst Käsespezialitätenhändler. Auf dem Markt sei alles sehr offen, „bevor man reagieren kann, ist der Täter schon über alle Berge. Es ist schwer, sich dagegen zu schützen.“
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Er rate auch vor allem älteren Kundinnen und Kunden immer wieder, gut auf Handtaschen und Portemonnaies aufzupassen. Ein originäres Siegburger Problem scheinen solche Diebstähle nicht zu sein. Zeitungen berichten von „Dreistigkeit und Eiseskälte“, mit der vermutlich eine Bande im Juli auf Kölner Wochenmärkten zuschlug, in Niehl, Nippes und im Agnesviertel.
Auch dort waren die Händler kurz abgelenkt, und die Diebe warteten den richtigen Moment ab. Für Siegburg will Stefan Birk, Sprecher der Kreispolizeibehörde, nicht von einer Serie sprechen, polizeilichen Handlungsbedarf sehe er angesichts der zwei Taten vom Juli und September nicht. Allerdings deckten sich die Schilderungen aus Siegburg komplett mit dem, was in Köln passiert sei. Er rät, „Wertsachen nie außerhalb des eigenen Sichtbereichs abzulegen“.