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Fußball-WGDrei japanische Spieler des Siegburger SV 04 leben im Stadion

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Japanische Fußballer wohnen derzeit im zentralen Gebäude des Walter-Mundorf-Stadions.

Siegburg – „Ich mag deutschen Fußball gerne“, sagt Masahiro Fujiwara, „das Niveau ist hoch“. Und diese Einsicht brachte den 20-jährigen Japaner vor gut einem Jahr nach Deutschland. Der Mittwoch wird etwas besonderes, er und seine Landsleute Kaito Asano (20) und Shogo Akiba (25) werden eingesetzt, wenn der SSV 04 gegen den 1. FC Köln antritt. Erwartet werden im Walter-Mundorf-Stadion auch Trainer Steffen Baumgart und Stürmer Anthony Modeste.

Kurios: Das Freundschaftsspiel findet gewissermaßen im Hinterhof des Trios statt. Die Japaner wohnen derzeit mitten im Stadion, in einer großzügigen Wohnung gleich neben der Tribüne des Kunstrasenplatzes.

Der SSV 04 hat eigens Platz für die jungen Talente geschaffen: „Früher wohnte in der Wohnung der Platzwart mit seiner Familie“, schildert der sportliche Leiter des Mittelrheinligisten Oliver Bonato.

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Profikarriere im Blick: Masahiro Fujiwara (von links), Kaito Asano und Shogo Akiba

In Eigenleistung habe man das Dach des betagten Gebäudes repariert und eine Küche eingebaut, damit die Fußballer „unter normalen Verhältnissen wohnen können“. Die etwa 110 Quadratmeter große Wohnung sei zwar spartanisch eingerichtet, aber die drei wollten ohnehin „nur trainieren und schlafen“.

Japanische Spieler sind für SSV 04 eine Bereicherung

Für den Verein seien sie spielerisch auf jeden Fall eine Bereicherung. „Aber natürlich geht es ihnen darum, so hoch wie möglich zu spielen.“ Die Auslandspraxis sei in Japan eine gute Referenz, um einen Profivertrag zu bekommen. Fujiwara allerdings, der als Lieblingsverein Borussia Dortmund nennt und als Vorbild Arjen Robben, will in Deutschland bleiben.

Für Asano, Fujiwara und Akiba gehört Fußball auch Deutschunterricht zum Alltag. „Das ist ganz schön schwer“, findet Fujiwara, der aus Kyoto stammt, und in der Wohngemeinschaft für die Küche zuständig ist. „Wir essen gerne Reis und Hühnchen“, schildert er, aber auch Kartoffeln und vor allem Gemüse kommen auf den Tisch. Kontakt gibt es auch zum nahe gelegenen Anno-Gymnasium, wo seit knapp drei Jahren Japanisch als Fremdsprache angeboten wird – im Unterricht hilft Fujiwara mit.

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Die japanischen Fußballer Kaito Asano (von links), Masahiro Fujiwara und Shogo Akiba.

Oliver Bonato weiß zu schätzen, dass das Stadion derzeit wohlbehütet ist. Die jungen Sportler schauen nach dem Rechten und schließen ab, wenn abends die letzten Sportler die Anlage verlassen. Dafür bekommen sie eine Aufwandsentschädigung, wohnen können sie frei, wozu eine Nutzungsvereinbarung unterschrieben wurde.

Möglich wurde das ungewöhnliche Domizil auch, weil sich eine Sanierung des langgezogenen Mehrzweckgebäudes verschoben hatte. Bonato könnte sich gut vorstellen, dass es auch nach der Sanierung wieder eine Wohnung geben wird, wenn auch vielleicht nicht so groß. Nach seiner Beobachtung ist es seit einiger Zeit gang und gäbe, dass Bekannte oder Berater Spieler mit vollmundigen Versprechungen nach Deutschland locken – meist kämen diese dann aber unter weit schlechteren Bedingungen unter, etwa zu viert in einer 40 Quadratmeter großen Wohnung.

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Stürmer Kaito Asano reiste vor dem Umzug ins Stadion immer aus Düsseldorf an, anderthalb Stunden brauchte er für eine Strecke. „Das hat sich einfach nicht gelohnt“, so Bonato. Von seinem älteren Bruder weiß Asano, dass sich ein Aufenthalt in Deutschland tatsächlich für die Karriere auszahlen kann: Takuma Asano ist Stürmer beim VfL Bochum – und hat am 22. Januar zum 2:2-Endstand gegen den 1. FC Köln getroffen.