Trauer und ErleichterungSiegburger kehrt aus Freiwilligendienst in Ecuador zurück
- In der Hauptstadt Ecuadors, Quito, absolvierte Enrique Morales Sturz einen Freiwilligendienst.
- Jetzt wurde er nach zehn Tagen Ungewissheit nach Hause geflogen.
- Wie der SIegburger seine Rückreise erlebte und wann er zurück nach Ecuador kommt.
Siegburg – Nun also ist es vorbei, das Abenteuer Ecuador. Eigentlich sollte Enrique Morales Sturz noch bis August seinen Freiwilligendienst in der Hauptstadt Quito absolvieren. Doch wegen der Corona-Pandemie entschied seine Organisation, alle Freiwilligen zurück nach Deutschland zu holen – was im Falle von Sturz und seinen Mitbewohnerinnen gar nicht so einfach war.
Zehn Tage saßen sie in ihrer Wohnung fest. Am Samstag vergangener Woche landete ein Rückholflieger der Bundesregierung in Frankfurt. Nun ist der Siegburger wieder daheim – ganz realisiert hat Sturz das jedoch noch nicht.
Keine Verabschiedung
„Es fühlt sich so unabgeschlossen an. Ich wurde aus meiner Routine herausgeholt, und auch wenn ich wieder zu Hause bin, kommt mir die Umgebung fremd vor“, beschreibt der 20-jährige. „Ich konnte mich außerdem weder von meinen Arbeitskollegen noch von meinen Verwandten verabschieden.“ Die Familie seines Vaters stammt aus dem kleinen südamerikanischen Land, oft fuhr er am Wochenende zu ihnen.
Seit dem 17. März durften Sturz und seine Kolleginnen ihre Wohnung im Norden Quitos nicht mehr verlassen. Im ganzen Land gilt eine Ausgangssperre. Von der Botschaft kamen täglich E-Mails über den Stand der Versuche, die vier nach Deutschland zu holen. Sie sollten sich bereit halten, bekamen sie zu lesen – jede Stunde könnte die Benachrichtigung zum Aufbruch kommen.
Trauer und Erleichterung
Sie kam am 24. März. In drei Tagen würde der Rückflug stattfinden. „Wir waren zwar traurig, weil damit endgültig feststand, dass wir uns von niemandem verabschieden können würden, aber auch irgendwie erleichtert, weil die Ungewissheit vorbei war. So konnten wir damit leben“, sagt Sturz. Bezahlen müssen sie den ungeplanten Rückflug nicht, die Kosten trägt wie vorgesehen ihre Entsende-Organisation.
Am frühen Samstagmorgen brachte ein Bus seiner Einsatzstelle, einer Tagesstätte für Kinder und Jugendliche mit Behinderung, ihn und die drei Mitbewohnerinnen zum Flughafen. Sicherheitshalber hatten sie sich zuvor noch einen Passierschein der Botschaft ausgedruckt, denn Polizei und Militär kontrollieren die Straßen.
„Abstand halten war nicht möglich“
„Am Flughafen mussten wir erst mal in einem Nebengebäude warten, da waren bestimmt 500 Menschen, es war ziemlich voll. Abstand halten war nicht möglich“, beschreibt Sturz. „Dann wurden alle Deutschen aufgerufen, sich zu einem bestimmten Schalter zu begeben. Der war mit einer deutschen Fahne gekennzeichnet.“ Um 10 Uhr hob eine Maschine ab, an Bord viele Freiwillige, die ebenfalls in Ecuador gearbeitet hatten, dazu Backpacker, Urlauber.
„Viele von ihnen waren erleichtert, dass es endlich nach Hause ging, die Freiwilligen waren eher missmutig, zumindest die, mit denen ich noch gesprochen habe“ sagt Sturz. Nach einem Tankstopp in Punta Cana in der Dominikanischen Republik ging es weiter nach Frankfurt am Main, wo das Flugzeug am Samstagmorgen landete. „Wir wurden nur in Gruppen herausgelassen, so habe ich bestimmt noch einmal eine Stunde im Flugzeug warten müssen.“
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Hinter der Gepäckausgabe verabschiedete sich Sturz von seinen nun ehemaligen Kolleginnen, dahinter wartete schon seine Mutter, die ihn zurück nach Siegburg brachte. Dort lebt er seitdem in freiwilliger Quarantäne. Hat Zeit, Pläne zu schmieden und wieder zu verwerfen.
„Die Pandemie hat natürlich meine ganze Planung umgeschmissen. Vielleicht klappt es noch für das Sommersemester mit einem Studienplatz. Das dürfte aber schwierig werden, weil ich das Vergabeverfahren bei Medizin komplizierter ist“, sagt er. Fest steht nur eines: Irgendwann wird Enrique Morales Sturz wieder nach Ecuador fliegen – zum fünften Mal.