Mit ihrem beeindruckenden und verstörenden Stück feiern die Schülerinnen und Schüler der Schauspielschule Siegburg ihren Abschluss.
Studiobühne Siegburger Kaufhof wird zur Kulisse für das Weltraum-Stück „Solaris“

Beeindruckend und intensiv ist das Theaterstück „Solaris“, mit dem die Schülerinnen und Schüler der Schauspielschule Siegburg ihren Abschluss feiern. Diego Correia und Lukas Schmitz (r.)
Copyright: Jonathan Schmitt
Man hört, man sieht, man spürt, man riecht sogar. Regisseur Volker Maria Engel verspricht eine sinnliche Erfahrung bei seinem neuesten Stück. Und genau das bekommt das Publikum auch bei der Bühnenadaption von Stanislaw Lems Science-Fiction-Roman „Solaris“. Einer starken Schauspielleistung und beeindruckender Soundkulisse sei Dank. Heute Abend feiert das Stück mit Absolventen der Schauspielschule der Studiobühne Siegburg Premiere im ehemaligen Kaufhof in Siegburg.
Die Geschichte: Forscher haben es sich zur Aufgabe gemacht, die auf dem Ozeanplaneten Solaris schlummernde Energie nutzbar zu machen. Das dauert allerdings schon eine gewaltige Weile. „Die forschen sich hier seit 50 Jahren einen ab und es passiert nichts“, kommentiert der Regisseur sein Bühnenstück bei der Generalprobe.
Die Grenzen zwischen Realität und Illusion verschwimmen zunehmend
Dr. Kris Kelvin wird nach Solaris beordert, um eine psychologische Untersuchung auf der dortigen Forschungsstation durchzuführen. „Ich kenne sie nicht.“ Mit diesen Worten wird der Psychologe empfangen. Es scheint, als sei hier niemand mehr wirklich bei Verstand. Was denn passiert sei, fragt Kris, gespielt vom großartigen Diego Correia, der das Unbehagen und die Orientierungslosigkeit sehr glaubwürdig verkörpert. „Ich könnte Ihnen sagen, was passiert ist. Aber ob Ihnen das wirklich sagt, was passiert ist…“, antwortet Snaut, den das Geschehene spürbar mitgenommen hat.

Die Schülerinnen und Schüler der Schauspielbühne feierten mit der Premiere von Solaris ihren Abschluss. Lukas Schmitz (l.) und Diego Correia.
Copyright: Jonathan Schmitt
Doch was ist denn nun passiert? Das fragt sich auch der Zuschauer die ganze Zeit, in dem von Mystik getragenen Stück. Geforscht wird hier jedenfalls nicht mehr so richtig. „Der Planet entzieht sich der Forschung. Komplett identische Experimente führen zu völlig unterschiedlichen Erkenntnissen“, erzählt Snaut. Die Grenzen zwischen Realität und Illusion verschwimmen zunehmend auf Solaris, wie auch Kris schnell erfahren muss. Es ist eine Welt zwischen Traum und Alptraum, zwischen Liebe und Horror.
Schon im Intro des Stücks kann der Zuschauer sehen, dass der Mensch auf Solaris nicht mehr er selbst sein kann. Die Körper der Darsteller beben, sie scheinen die Kontrolle zu verlieren. Es ist ein Trip, der den Zuschauer beinahe rücksichtslos mitreißt. Grandiose Schauspielleistungen gepaart mit sphärischen und hypnotischen Klängen lassen die surreale Mystik der Geschichte sehr nah an den Zuschauer ran. Es gibt diverse Gänsehautmomente, wenn etwa vertraute Figuren sich plötzlich seltsam verhalten und man sich fragen muss: Was ist eigentlich noch echt und was bilde ich mir ein?
Zu Beginn läuft das Publikum durch die ehemalige Saturn-Etage des Kaufhofs in Siegburg
Es ist Theater, das mit allen Sinnen erlebt werden kann. Der Zuschauer wird aufgefordert, mal eine Nase zu nehmen von dem Geruch in der obersten Kaufhof-Etage. Das Grundrauschen der Belüftungsanlage unterstützt zumindest den mystischen Charakter, den das Stück transportiert.
Ein sogenannter Walking-Act ist auch Teil der Performance. Zu Beginn läuft das Publikum durch die ehemalige Saturn-Etage des Kaufhofs und begegnet unter anderem Weltraumschrott. Zumindest kann man den dort herumliegenden Prüll als solchen interpretieren. Ein gemeinsames Spiel mit einer großen Folie soll die Wellen des Ozeans imitieren. Diese Raumerfahrung ist gewissermaßen ein Vorspiel, bevor es losgeht mit dem surrealen Trip.
Die Premiere von „Solaris“ findet am Freitagabend, 21. Februar, 19:30 Uhr, im ehemaligen Kaufhof-Gebäude, Etage 6a statt. Weitere Aufführungen gibt es am 22. Februar und in den folgenden Monaten.