Leichtathletik-Meeting abgesagt„Stadt Siegburg stellt sich gegen Sport und Ehrenamt“
Siegburg – Auf der Zielgeraden zogen die Verantwortlichen beim Leichtathletikzentrum Puma Rhein-Sieg (LAZ) die Notbremse. Am Samstag, 5. Juni, hätte eigentlich ganztägig das „Restart-Meeting“ mit rund 900 Athletinnen und Athleten aus ganz NRW und darüber hinaus im Siegburger Walter-Mundorf-Station stattfinden sollen. Zirka 1500 Starts in den unterschiedlichen Disziplinen wären über die Bühne gegangen.
Der städtische Krisenstab hatte einstimmig entschieden
Am Montag aber erhielt Rolf Meyer, der 2. Vorsitzende des TV Kaldauen (ein LAZ-Mitgliedsverein) die Mitteilung, dass der Krisenstab der Stadt Siegburg einstimmig entschieden hat, „dass die Stadt ihre Sportanlagen derzeit noch nicht für derartige herausragende und über den Regelbetrieb hinausgehende Veranstaltungen mit überregionaler Bedeutung zur Verfügung stellt, da hiervon nach dem gegenwärtigen Stand der Pandemiebekämpfung und einer nach wie bestehenden Gefährdungslage eine falsche Botschaft ausgehen würde und aus unserer Sicht auch die Einhaltung aller Hygienevorschriften bei der großen Teilnehmerzahl nicht sichergestellt werden kann.“
LAZ-Organisationsleiter Alexander Stübner war enttäuscht: „Das ist das falsche Signal an den Wettkampfsport.“ Die Leichtathleten versuchten zu intervenieren, sogar ein Umzug nach Troisdorf ins Aggerstadion wurde erwogen, konnte allerdings wegen der Kurzfristigkeit nicht realisiert werden.
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Daraufhin informierte das LAZ am Mittwoch auf seiner Homepage und in den sozialen Medien, „dass wir euch mit sehr viel Traurigkeit und Wut im Bauch schweren Herzens mitteilen müssen, dass der für Samstag geplante Wettkampf nicht stattfinden darf.“ Die weiteren Ausführungen des Leichtathletikzentrums zeigen aber, dass zumindest die finale Phase im Ringen um die Genehmigung oder die Absage der Veranstaltung von Misstönen begleitet wurde.
Die Vorwürfe sind gravierend: „Der Wettkampfsport ist laut der aktuellen Coronaschutzverordnung des Landes NRW wieder erlaubt – nur in Siegburg nicht.“
Sportler wollten auf Zuschauer verzichten
Unter anderem wurde auch darüber gestritten, ob das Restart-Meeting nun als Sportfest oder als Wettkampf einzustufen sei. Georg Westermann, Leiter der Abteilung für Grundsatzfragen beim Landessportbund NRW (LSB), bestätigt, „dass nach der aktuellen Coronaschutzverordnung der Wettkampfbetrieb ausdrücklich erlaubt ist. Vorher war er explizit untersagt. Und ob es nun ein Sportfest oder ein Wettkampf ist, kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Ein Sportfest ist jedenfalls mehr als der reine Wettkampf. Da gehören auch die Frittenbude und Zuschauer dazu.“ Auf Zuschauer im Stadion wollten die Leichtathleten ausdrücklich verzichten.
In einer umfangreichen Stellungnahme erläutert der Siegburger Sportdezernent Andreas Mast die Entscheidung des Krisenstabes und kommt im Kern zu dem Ergebnis, „dass die geplante Veranstaltung des LAZ schon wegen ihres Wettkampfcharakters nicht genehmigungsfähig“ sei. Und er wiederholt, „das wir als Eigentümer des Stadions in Ausübung unseres Hausrechts eine Veranstaltung der beantragten Größenordnung für ein falsches Signal halten – bei gleichzeitiger Absage vieler anderer Veranstaltungen in der Stadt.“
Den Vorwurf, die Stadt stelle sich gegen den Sport und das Ehrenamt lässt er nicht gelten, denn zum Beispiel habe man am vergangenen Montag allen Vereinen die Wiederaufnahme ihrer Aktivitäten in den Sporthallen ab Montag, 7. Juni, angeboten. „Die Resonanz darauf war umfangreich.“
LAZ-Verantwortliche setzen großes Fragezeichen hinter City-Lauf
Westermann kann die Haltung der verantwortlichen Behörden vor Ort nachvollziehen, „auch wenn das den Leichtathleten wehtut. In der genannten Größenordnung halte ich eine solche Veranstaltung für schwierig. Vielleicht wäre es ratsam, langsamer anzufangen und nicht direkt volles Rohr.“
Bei den LAZ-Verantwortlichen überwiegt derzeit noch der Frust. TVK-Vorsitzende Gabriele Weitz-Geyer und Thomas Eickmann, der Sportliche Leiter des LAZ, sagen unisono: „Wir werden bis auf Weiteres keine Veranstaltungen mehr in Siegburg machen. Auch nicht den City-Lauf.“