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MachbarkeitsstudieMehr Grün und Glas statt brutalem Beton für Siegburger Kaufhof

Lesezeit 4 Minuten
Kaufhof vom  Kaiser-Carré aus gesehen

Die Autoren einer Machbarkeitsstudie schlagen für den Kaufhof Glasflächen statt monotonem Beton vor

Berater sehen Einzelhandel, Wohnungen, Pflege, Fitness und Büros als Nutzung für das Warenhaus. Das aber macht kostspielige Umbauten nötig.

Neun Monate sind seit der Schließung von Galeria Kaufhof vergangen, doch bis auf das wiedereröffnete Parkhaus und das Leben, das die Studiobühne mit großem Erfolg in die vierte Etage bringt, tut sich nichts. In welche Richtung es einmal gehen könnte, zeigten jetzt Martin Altmann und Constantin Diete vom Beratungsunternehmen Dress und Sommer im Wirtschaftsförderungsausschuss auf. Vorausgesetzt es findet sich ein Investor, für die schwierige Immobilie, die einem Fonds in den USA gehört.

Die Nutzungen, die die Berater im Zuge ihrer Machbarkeitsstudie vorschlugen, boten wenig Überraschungen: So geht die Studie davon aus, dass Einzelhandel etwa mit einem Vollsortimenter in Erdgeschoss und auf einer Fläche von 800 bis 2500 Quadratmeter denkbar ist, nicht aber in den oberen Stockwerken.

Uneinigkeit in Bezug auf Leerstände in der Siegburger Innenstadt

Diete attestierte dem Gebäude ein gutes Umfeld mit wenig Leerständen und hoher Passantenfrequenz, blieb aber auf Nachfrage von Obst (FDP) eine Antwort schuldig, wie er zu dem Eindruck komme: Das beruhe auf eigener Beobachtung und Aussagen der städtischen Wirtschaftsförderung. „Es wäre hilfreich, das belastbarer darzustellen“, so Thomas Obst (FDP). Er insistierte: „Wir haben einen sehr großen Leerstand.“

Martin Altmann betonte, die Aufgabe seines Büros sei es zu eruieren, „was sind grundsätzlich geeignete Nutzungen, die am Markt funktionieren“, wobei man auf Kennzahlen zurückgreife. Größen von Einzelhandelsnutzungen könne man nicht abschließend festlegen. Durch den Aldi, der nebenan im Kaiser-Carré, gebe es aber Wettbewerbsdruck und eine Konkurrenzwirkung, so Diete.

Der massive Klotz im Stil des Brutalismus soll der Betonbau nicht bleiben: Vorgestellt wurde die Überlegung, in das Gebäude einen Innenhof zu schneiden, der vom zweiten Obergeschoss aus nach oben größer wird. Das Prinzip würde dann dem benachbarten Kaiser-Carré ähneln, das auf zwei Etagen Gewerbeflächen und darüber Wohnungen bietet, die einen u-förmigen Innenhof umschließen. Als Beispiel nannte Diete selbst die Neuen Höfe in Herne, wo ein ehemaliges Hertie-Kaufhaus umgebaut wurde.

Ähnliche Ideen haben auch Studierende der Fachhochschule Dortmund entwickelt, die sich ebenfalls mit dem Kaufhof-Gebäude beschäftigten. Stadt und Stadtbetriebe haben diese Studien allerdings noch nicht öffentlich vorgestellt.

Kaiser-Carré an der Siegburger Kaiserstraße, Innenhof

Ein Ausschnitt für einen umbauten Innenhof wie im Kaiser-Carré könnte auch eine Option für das Kaufhof-Gebäude sein.

Wohnungen könnten für ein bis zwei Personenhaushalte bei Größen 45 bis 80 Quadratmeter geschaffen werden, auch für Studierende oder Pflegepersonal von Helios. Pflege und Betreuung könne auf einer Fläche von mindestens 192 Quadratmetern und mit zwölf Plätzen möglich werden. Ein Fitnessstudio auf einer vollen Etage im ersten Obergeschoss könne Synergien zwischen Wohnen und Einzelhandel bringen. Denkbar seien in den Obergeschossen auch Büroflächen.

Dachgarten auf dem Parkhaus des Siegburger Kaufhof-Gebäudes

In einer Bewertungsmatrix wurde Einzelhandel als beste Option gesehen, gefolgt von Wohnen, Pflege/Betreuung, Fitness/Rehabilitation, Kultur und Freizeit sowie Büros. Die bauliche Umsetzung für Wohnen und Pflege wurde als schwierig eingeschätzt. Der Ausschnitt könnte als Dachgarten oder auch als Lichtschacht für ein Fitnessstudio genutzt werden. Auch die oberste Fläche des Parkhauses komme für eine Begrünung infrage, vorausgesetzt, es würden künftig weniger Stellplätze gebraucht.

Leere Schaufenster eines Warenhauses

Gähnende Leere herrscht auf nicht absehbare Zeit in den Schaufenstern des Kaufhofs.

Diete schränkte allerdings ein, dass Umnutzungen durch Wohnen/Pflege mit einem mittleren bis hohen baulichem Aufwand verbunden wären. Während Verkaufsflächen mit geringem Aufwand umgebaut werden können, sei das etwa bei den Flächen mit Haustechnik im fünften Obergeschoss nur mit großem Aufwand möglich. Möglichkeiten, den Grundriss zu ändern, ergäben sich aber durch das Stützraster des Gebäudes – ein Umstand, der auch für die Sanierung des Rathauses gesprochen hatte, das skelettiert wurde, um es mit neuen Fassaden zu versehen.

Enorme Investitionskosten für potenzielle Investoren

Zur Finanzierung beziehungsweise den Kosten, die auf einen Investor zukämen, wurde noch nichts gesagt, Zahlen sollen im November genannt werden. Diete ist aber sicher: „Auf einen Investor kommen enorme Investitionskosten zu.“ Die massiv wirkenden Fassaden sollen zugunsten von Glas aufgebrochen werden.

Dieter Thiel (Die Grünen) konstatierte, der Kaufhof habe auf seiner Grundfläche von etwa 50 mal 50 Metern „eine schwierige Kubatur“. Man komme „offensichtlich nicht darum herum, im Inneren einen Lichtraum zu schaffen“.

Ole Erdmann, Leiter des Amts für Umwelt und Wirtschaft, hob nochmals hervor, dass man für den Ausschnitt in den Obergeschossen, die Gebäudetechnik werde verlagern müssen. Auf einen Investor komme eine Herausforderung zu, „die uns noch Kopfschmerzen“ bereiten wird. Das Beispiel Herne zeige aber, dass es denkbar sei.