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Regen, Kaufhof, KonkurrenzSiegburger Markthändler kämpfen mit Umsatzeinbußen

Lesezeit 3 Minuten
Mann an einem Marktstand mit Gemüse in der Hand

Can Yilmaz, dessen Vater schon 30 Jahre auf dem Siegburger Markt stand, spürt die Kaufzurückhaltung: Der Preis sei oft wichtiger als die Qualität.

Die Nachricht klingt alarmierend: Die Markthändler verzeichnen landauf, landab starke Umsatzeinbußen. Wie sieht es in Siegburg aus?

Die Sonne scheint, endlich. Im Dauerregen der vergangenen Monate war der Markt oft wie leer gefegt, und die wenigen Kunden kauften zurückhaltender, das spürten die Siegburger Händler. Im hübschen Herzen der Kreisstadt herrscht – wie landauf, landab – gedämpfte Stimmung. Laut einer Studie gingen bei den Kollegen in NRW im Schnitt die Umsätze um zehn Prozent zurück, „das kommt so hin“, bestätigt Ugur Sezer, dessen Familie seit Jahrzehnten Obst und Gemüse verkauft.

Das Kaufhof-Aus sieht er als größten Einschnitt: „In der ersten Wochenhälfte sind kaum noch Leute in der Stadt, da verdienen wir so gut wie nichts.“ Dennoch baue er mit seiner Frau Fadime und Schwägerin Yvonne den Stand weiterhin jeden Tag auf. Man müsse Präsenz zeigen.

Eine Frau und ein Mann hinter einem Marktstand mit Obst

„Seitdem der Kaufhof zu ist, sind die Zahlen eingebrochen“, sagen Fadime und Ugur Sezer, die Familie bietet seit Jahrzehnten in Sieburg Obst und Gemüse an.

Die wachsende Konkurrenz der Lebensmitteldiscounter sieht Sezer mit Sorge: „Der Aldi verkauft die Avocado für 1,11 Euro, ich zahle dafür schon beim Einkauf im Großmarkt 1,50 Euro.“ Das erweiterte Sortiment der Großen, deren Personalkosten zudem nur drei Prozent vom Umsatz ausmachten, gehe zu Lasten der Kleinen.

Auf dem Siegburger Markt hingegen wünsche er sich mehr Konkurrenz: „Das belebt doch das Geschäft.“ In den 1990er-Jahren füllten noch bis zu 25 Stände den Platz, jetzt sind es oft nur noch ein Fünftel. Zusätzlich würden die Parkplätze immer weniger, die mittlerweile horrenden Ticketgebühren schreckten viele ab.

Marktkunden in Siegburg kaufen von allem ein bisschen weniger

„Die Leute achten mehr auf den Preis“, konstatiert Can Yilmaz am Obst- und Gemüsestand schräg gegenüber. Die Qualität sei nicht mehr so entscheiden. Er scherzt mit einer Käuferin, die gerne einen Preisnachlass für den Bund Spinat hätte, schließlich verzichte sie auf die Verpackung. „Gegen ein Lächeln lasse ich Ihnen zehn Cent nach“, sagt der 24-Jährige, der vor Jahren schon ins Geschäft der Eltern einstieg. Es klappt.

Die nächste Kundin lässt er eine Clementine probieren. „Ja, sie sind süß“, sie nimmt zehn Stück. Probieraktionen könnten mehr Käufer auf den Markt ziehen, meint Yilmaz. Durch Werbung in den sozialen Medien seien vielleicht auch Jüngere erreichbar. Diese Altersgruppe fehle fast völlig. Er wünsche sich nach der Kaufhof-Schließung neue, anziehende Läden in Siegburg. „Nur Wohnhäuser helfen uns nicht.“

Ein Mann in einem Verkaufsladen für Wurst, Brot und Käse

Wolfgang Frey hat sich in 25 Jahren Stammkundschaft aufgebaut: 'Die Vielfalt geht zurück, es gibt keine Nachfolger mehr.'

Bei Wolfgang Frey brummt es. Seine Schwarzwald-Spezialitäten offeriert er seit 25 Jahren auf dem Siegburger Markt. Seine Kundschaft müsse sicher nicht auf den Cent schauen, sagt der 72-Jährige. Doch auch die etwas besser Betuchten würden überlegter kaufen, „das heißt von allem ein bisschen weniger“. Bei steigenden Kosten bedeute aber schon ein gleichbleibender Umsatz für ihn Einbußen.

Er sieht in den schwieriger werdenden Zeiten ein weiteres Problem: „Viele Händler haben ihr Geschäft aufgegeben, weil ein Nachfolger fehlte. Wer möchte denn um vier Uhr aufstehen und den ganzen Tag draußen arbeiten?“ Am Ende fehle die Vielfalt, die den Markt attraktiv macht und die Leute anzieht.