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Vom Cockpit in den FührerstandPilot hat sich in Siegburg zum Lokführer ausbilden lassen

Lesezeit 3 Minuten
Vier Personen stehen am Simulator eines Lok-Führerstandes. Einer von ihnen steuert die Lok über eine Strecke, die auf dem Bildschirm zu sehen ist.

Am Simulator ihrer Firma LokSpace: Ausbildungsleiter Marvin Flohr, Lokführer Christian Bachmann, Pädagogische Leiterin Daniela Koch und Geschäftsführer Carsten Flohr.

Lokspace bildet auf dem Siegburger Phrix-Gelände zukünftige Lokführer aus. Welche Voraussetzungen die Bewerber mitbringen müssen.

Die viel gepriesene Freiheit über den Wolken hat Christian Bachmann mit seinem Traumberuf Pilot schon kennengelernt. Mit einer Boeing 737 hat er Urlauber in die Ferien geflogen. Coronabedingt ist er jetzt bodenständiger geworden.

Der 40-Jährige steuert Lokomotiven quer durch Deutschland. Zurück an den Himmel möchte Bachmann — zumindest beruflich — nicht. Gelernt hat er seinen neuen Job bei Carsten Flohrs Firma LokSpace. Die hat jetzt die erste Klasse für „Triebfahrzeugführer“, so die offizielle Berufsbezeichnung, am neuen Firmensitz in Siegburg auf dem Phrix-Gelände eingerichtet.

Noch elf von zwölf Monaten Ausbildung liegen vor der Siegburgerin Nora Kreutz. Sie hat die Initiative ergriffen und Zakaria Owahabi auf einem Bahnsteig angesprochen. Der ist nicht nur Lokführer bei der LokSpace- Schwesterfirma LoContact. Auf dem Führerstand der Loks vermittelt er als Ausbilder auch die Praxis. Nach dem ersten Kontakt ging alles ganz schnell, Kreutz: „Vom Jobcenter hatte ich innerhalb von zwei Tagen den Bildungsgutschein.“

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Einblicke in die Praxis gibt es im Eisenbahnmuseum in Gummersbach

Die 50-Jährige sitzt mit drei weiteren Schülern im Präsenzunterricht bei Patrick Braun rund um eine kleine Modellbahnanlage. Online sind fünf Schüler zugeschaltet. Digitale Elemente und vor allem ein Simulator ebnen den Weg, an dessen Ende sie 22,5 Tonnen schwere und 6,3 Megawatt starke Lokomotiven steuern dürfen. Fällig sind nach der Prüfung bei LokSpace lediglich noch die Einweisung in die speziellen Fahrzeuge zukünftiger Arbeitgeber und die Streckenkunde.

„Wir können bis zu zwölf Personen pro Kurs ausbilden“, berichtet Carsten Flohr. Trotz zentraler Lage habe das Angebot in Siegburg nicht ganz die gewünschte Resonanz gehabt. In Hagen laufen derzeit drei Kurse, in Dinslaken zwei. Standort vier in Ulm und fünf im Ruhrgebiet sind geplant. Möglich ist es auch, den Stoff allein online zu lernen und sich dann zu den Prüfungen anzumelden. Diesen Weg mit jeder Menge Selbstdisziplin hat Christian Bachmann gewählt.

Lokführer-Aspiranten und Ausbilder stehen neben einer Rangierlok mit einem Waggon.

Einblicke in die Praxis vermittelt LokSpace im Eisenbahnmuseum in Gummersbach-Dieringhausen.

Erste Einblicke in die Praxis auf dem Gleis gibt es im Eisenbahnmuseum in Gummersbach-Dieringhausen. Dort gehe es zum Beispiel um Bremsproben und Fahrzeugkontrolle, erklärt Ausbildungsleiter Marvin Flohr. Der Bedarf an „Triebfahrzeugführern“ sei aktuell groß und werde im Laufe der Verkehrswende noch steigen, berichtet Vater Carsten Flohr, der in seiner Firma LoContact 50 Lokführer beschäftigt, die bundesweit entweder für andere Eisenbahnverkehrsunternehmen Loks steuern oder die sechs Maschinen der Schwesterfirma LoConnect lenken. Das Angebot richte sich daher ebenso an Neueinsteiger wie an Umschüler.

Das Jobcenter gibt Bildungsgutscheine aus

Ausgebildet werde bei LokSpace für den gesamten Markt, erklärt die pädagogische Leiterin Daniela Koch. Auch die Deutsche Bahn, DB Regio oder National Express schickten zukünftige Lokführer in die zwölf Monate dauernden und 12.000 Euro teuren Kurse. Das Jobcenter übernehme die Kursgebühren über Bildungsgutscheine.

„Wenn dann zwischendurch ein Problem auftaucht, kümmern wir uns drum“, so Koch, die bereitsteht, wenn es gilt, Probleme aus dem Weg zu räumen und Kursabbrüchen vorzubeugen.

Die angehenden Lokführer werden von ihrem Lehrer unterrichtet.

Im LokSpace-Firmensitz auf dem Phrix-Gelände in Siegburg referiert Patrick Braun referiert vor seiner Klasse.

Carsten Flohr selbst hat den Beruf des Lokführers bei der Deutschen Bahn gelernt, war in Siegen stationiert und fuhr auch Personenzüge über die Siegtalstrecke. Bis heute ist er von seinem Job begeistert, der nicht nur gut bezahlt werde, sondern auch Karrierechancen biete.

Auch wenn Christian Bachmann sicher ist, dass er ohne die Pleite seines Arbeitgebers nicht vom Cockpit in den Führerstand gewechselt wäre, ist er ebenso sicher, dass er nicht zurückwill. Zudem sei er beim Gehalt wieder da angekommen, wo er als Pilot aufgehört habe.


Beschäftigungsinitiative des Landes

100 zusätzliche Lokführerinnen und Lokführer, 35 Disponentinnen und Disponenten, 300 Kundenbetreuerinnen und Kundenbetreuer zusätzlich auf Nahverkehrszügen in NRW – diese Ziele einer Beschäftigungsoffensive von NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer nennt Fokus Bahn NRW. Sechs Millionen Euro stünden für Ausbildung und Qualifizierung zur Verfügung. Fokus Bahn bündelt unter Federführung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW die Kräfte von elf Nahverkehrsbahnen und drei Aufgabenträgern des Landes. (sp)