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Megafon-DurchsagenProzess um massive Belästigungen in Siegburg endet mit Freispruch

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Archivbild: Der Eingang zum Amtsgericht in Siegburg.

Siegburg – Monatelang soll ein 42-Jähriger mit seinem Moped einer 31-Jährigen aufgelauert haben, er rief ihr auf der Straße Schimpfwörter und Morddrohungen hinterher, belästigte sie auch, wenn sie zu Hause war, durch Dauerklingeln und sogar Megafon-Durchsagen, hörbar für die ganze Nachbarschaft. Doch der Prozess gegen den mehrfach vorbestraften Hartz-IV-Empfänger endete mit einem Freispruch.

Die angeklagten Taten, die er an einem Tag im März vor dem Mehrfamilienhaus in Kaldauen begangen haben soll, konnten dem Mann nicht nachgewiesen werden, erklärte Richter Hauke Rudat. Die Geschädigte konnte sich im Zeugenstand nicht an den genauen Tag und an Details erinnern: „Es waren Hunderte Vorkommnisse, die kann ich zeitlich nicht mehr einordnen“, sagte die Hausfrau im Zeugenstand. Auch ihr Partner, der derzeit in Norddeutschland arbeitet und vom dortigen Gericht befragt wurde, konnte keine konkreten Einzelheiten, Daten oder Uhrzeiten nennen.

Belästigung: Siegburgerin hatte immer wieder die Polizei gerufen

Die Geschädigte hatte zwar immer wieder die Polizei gerufen, die Beamten konnte den Angeklagten aber nicht auf frischer Tat ertappen. Sie erstattete mehrfach Anzeige, wurde aber nie polizeilich vernommen, so dass die Vorwürfe im Ungefähren blieben.

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Zudem hatte der Angeklagte zwei Zeugen benannt, die Stein und Bein schworen, dass er just an diesem Abend bis in die Nacht mit ihnen zusammen gewesen sei und die Wohnung, vier Kilometer vom angeblichen Tatort entfernt, auch nicht verlassen habe. Erst zwei Tage zuvor seien dessen Eltern beerdigt worden, umgekommen bei einem Brand, das habe ihn sehr mitgenommen, er habe Gesellschaft gebraucht.

Der Angeklagte und die Geschädigte hatten sich als Ein-Euro-Jobber für eine Wohltätigkeitsorganisation kennengelernt, waren aber nie ein Paar, erzählte die Zeugin: „Wir haben uns gut verstanden, vielleicht hat er sich Hoffnungen gemacht, vielleicht habe ich die falschen Signale ausgesendet, ich weiß es nicht.“

Krankenwagen kam, obwohl Frau ihn nicht gerufen hatte

Die Belästigungen seien massiv gewesen: Sie erhielt mehrere Pizza-Portionen geliefert, die sie nicht bestellt hatte, ein Krankenwagen fuhr vor, den sie nicht alarmiert hatte, mehrfach waren die Reifen ihres Pkw zerstochen. „Ich bin sicher, das war er.“ Das Schlimmste seien die unflätigen Beleidigungen im Beisein ihrer Kinder gewesen, als sie an der Haltestelle auf den Bus warteten.

Seit einiger Zeit sei glücklicherweise Ruhe, vielleicht greife ihre neue Strategie, so die Zeugin ganz unaufgeregt: „Ich reagiere nicht mehr auf ihn, sondern ignoriere ihn komplett.“