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Siegburger Rathaus wird saniertSo verteilen sich die Ämter nun über die Kreisstadt

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Aufbruchstimmung: Kistenpacken mit Stefan Rosemann. Er zieht an den Friedensplatz.

Siegburg – Ziemlich leer ist das Rathaus in seinen letzten Tagen, in ein paar Wochen beginnt die Sanierung, dann darf Baggern und Presslufthämmern nichts mehr im Weg stehen. Viele Ämter und Serviceangebote sind bereits über die Stadt verteilt. Die Bürgerinformation und das Standesamt zogen an die Holzgasse, das Ordnungsamt in ein Geschäftslokal am Nogenter Platz, viele Beamte und Verwaltungsangestellte arbeiten auf dem Phrix-Gelände Am Turm.

Die Mitarbeiter des Stadtarchivs können ihrem neuen Domizil durchaus positive Seiten abgewinnen: „Wir haben hier wesentlich mehr Platz“, schildert Stadtarchivar Jan Gerull, der mit seinem Amt Räume in der alten Schule Haufeld in Beschlag genommen hat.

In den nächsten Tagen erwartet er 160 Kartons mit Archivalien, die unlängst entsäuert und so „fit für die längere Aufbewahrung“ gemacht wurden. Beim Umzug war Ideenreichtum gefragt: Die Metallregale, in denen unter anderem das Zeitungsarchiv unterkam, wurden aus einem Rollregal ausgebaut, durch Streben miteinander verbunden und am Boden befestigt, alles der Arbeitssicherheit zuliebe.

Rhein-Sieg: Sanierung des Siegburger Rathauses – neue Standorte besser

10.000 Bücher haben eine Interimsbleibe gefunden. 2500 davon, erklärt Jenny Ley, studierte Bibliothekarin mit Schwerpunkt Archivwesen, konnten bislang samt Inhaltsverzeichnissen digital erfasst werden. Ihr liegt die Öffnung des Archivs besonders am Herzen, für Bürger, die sich zunehmend für Familienforschung interessieren, oder für Schulprojekte. Für solche Zwecke gibt es, anders als am Nogenter Platz, einen Besucherraum.

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Über mehr Platz in der Schule Haufeld als im alten Rathaus freuen sich Bibliothekarin Jenny Ley und Stadtarchivar Jan Gerull.

Die alten Einwohnermeldekarten aus dem 19. und 20. Jahrhundert zogen mit um, ebenso wie rund 3500 Planzeichnungen in großen flachen Metallschubladen. Seit zweieinhalb Jahren arbeitet Jenny Ley bei der Kreisstadt, wo sie umgehend den Umzug vorbereiten musste. „Das war direkt eine Herkulesaufgabe“, sagt Gerull. Im Großen und Ganzen sei der neue Standort besser als das alte Rathaus, das wegen seines heruntergekommenen Zustandes bekanntermaßen niemandem mehr zuzumuten war – auch wertvollen Akten und seltenen Büchern nicht. „Im Vergleich zu den 60er Jahren sind heute auch die Normen strenger, so der Archivar.

Siegburg: Planungs- und Bauaufsichtsamt sind im Phrix-Turm

Fachlich passend haben die Bauprofis der Verwaltung architektonisch extravagante Räume bezogen: Planungs- und Bauaufsichtsamt sind seit dem Frühjahr im Phrix-Turm angesiedelt, der früher eine wichtige Rolle bei der Zelluloseproduktion spielte und im fünften Stock einen Wasserspeicher aufwies.

Auf der zweiten und dritten Etage, durch eine Treppenanlage unterbrochen, ist Platz für Büros verschiedener Größe und einen offenen Besprechungsraum. „Wenn man so will, üben wir hier neue Arbeitswelten“, schildert Planungsamtsleiter Stephan Marks. Einzelne Büros für ihn oder die Technische Beigeordnete Barbara Guckelsberger gibt es nicht mehr, dafür Schreibtische, die von allen 20 Kollegen genutzt werden können. Wie auch sonst in der Verwaltung ist die Arbeit im Homeoffice gang und gäbe, mindestens einmal am Tag sei jeder Mitarbeiter mindestens einmal in einer Videobesprechung. Auch zu Bauherren und Architekten werde so zunehmend der Kontakt hergestellt.

Besuch in Ausweichquartieren

Ein Besuch ist in allen Dienststellen der Stadtverwaltung nur mit einer vorherigen Terminvereinbarung möglich. Für den Bürgerservice, das Standesamt und das Ordnungsamt besteht außerdem auch die Möglichkeit, online Termine zu vereinbaren. (ah)

„Wenn 30 bis 40 Prozent hier sind, ist das schon viel“, schildert Marks. Zwar habe er grob geplant, wer wo sitzt, aber letztlich sei man eingezogen wie in eine neue WG: „Das muss sich eingrooven.“ Dass man sich einrichtet wie daheim, also mit FC-Fahne, Yucca-Palme und Familienfotos, hat sich seiner Meinung nach „ein bisschen überlebt“.

Lange hatten die Pressestelle und das Bürgermeisterbüro die Stellung gehalten: Dort verabschiedete sich jetzt Bürgermeister Stefan Rosemann von seinem Büro, das er erst nach seiner Wahl im September bezogen hatte. Weit hat er es nicht zu seinem neuem Schreibtisch in einem Wohn- und Bürohaus am Friedensplatz.

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„Wehmut verspüre ich nicht, eher Aufbruchstimmung“, sagt er beim Kistenpacken, und auch das Raumklima wird er kaum vermissen: An den vergangenen heißen Tagen habe man es kaum in dem Raum ausgehalten können. Auf das sanierte Rathaus freut er sich auch hinsichtlich künftiger Stellenbesetzungen: „Es ist wichtig, auf Bewerber einen guten Eindruck zu machen.“

Co-Dezernent Bernd Lehmann plant mit dem Stichtag 22. Juli, dann soll das Rathaus endgültig geräumt sein. Allerdings wartet er noch auf Förderbescheide des Landes Nordrhein-Westfalen, ohne die die Stadt Aufträge für Baustelleneinrichtung und Rückbau nicht vergeben kann. Immerhin: „Die Firmen stehen Gewehr bei Fuß.