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„Gemeinsam statt einsam“Rotes Kreuz öffnete Türen in Siegburg

Lesezeit 3 Minuten
In der Siegburger Geschäftsstelle des DRK-Kreisverbands öffneten Beate Wallrafen und Fatime Bredenbals die Türen am Heiligabend für Gemeinsame Stunden statt einsame Stunden.

Gemeinsam statt einsam: Sylvia Fritz, Sigrid Müller und Michaela Vogt animierten die Gäste zum Mitsingen.

Nach fünf Jahren Pause organisierten ehrenamtlich Engagierte einen Neustart für das Angebot an Heiligabend.

Fröhliche Weihnachten? Die hat David in diesem Jahr nicht erwartet. Im Gegenteil: Zum ersten Mal feiert er Weihnachten allein, „die drei Tage fürchte ich“, gibt er zu. Er ist neu in Siegburg, der Tochter wegen hierher gezogen. Aber auch die hat erst am 2. Weihnachtstag Zeit für ihren Vater.

Neustart des Angebots in Siegburg nach fünf Jahren Pause

Gerne ist der 38-Jährige daher der Einladung gefolgt, die Beate Wallrafen und Fatime Bredenbals vom Deutschen Roten Kreuz ausgesprochen haben: „Gemeinsame Stunden statt einsame Stunden“ zu verbringen an Heiligabend. In der Geschäftsstelle des Kreisverbands in Siegburg eine offene Tür zu finden und ein offenes Ohr.

„Ich bin schon dabei zu kochen“, berichtete Beate Wallrafen tags zuvor: Kürbissuppe und Kartoffelsuppe werde es geben; außerdem Waffeln, Kuchen und Kaffee. „Wir könnten problemlos 30 Leute sattkriegen“, doch niemand könne sagen, wie viele Gäste der Einladung folgen. „Es ist ein Neustart“, wie so viele Initiativen ist auch die offene Tür am Heiligabend mit der Pandemie zum Erliegen gekommen.

Zwei Frauen stehen hinter einem Tisch mit Teig und anderen Zutaten für Waffeln.

In der Siegburger Geschäftsstelle des DRK-Kreisverbands öffneten Beate Wallrafen und Fatime Bredenbals die Türen am Heiligabend.

Nun haben sich die ehrenamtlich Engagierten wieder begeistern lassen für die Idee: Frank Braun, Hauptamtler im DRK-Rettungsdienst aus Swisttal, der nach einer 24-Stunden-Schicht nach Siegburg gefahren ist, um mitzuhelfen. Wallrafens Kinder Pia und Philipp, die mit Klarinette und Saxophon für Musik sorgen; Ehemann Thomas, Sigrid Müller und Michaela Vogt. Auch Fatime Bredenbals, die Leiterin des DRK-Familienbildungswerks, gibt Stunden des Feiertags ab.

Noch vor Öffnung der Tür stehen die ersten Gäste davor. „Ich glaube, der Bedarf ist da“, hat Beate Wallrafen schon vorher gesagt. Und sieht sich am Heiligabend bestätigt: Es sind Gäste da, die keine Verabredung haben, keine Familie. „Sie suchen ein bisschen Gesellschaft, ein bisschen Ablenkung vom Alleinsein.“

Wenn einer kommt und eine gute Zeit hat, dann hat es sich schon gelohnt
Beate Wallrafen, Organisatorin

So wie die 84-Jährige Siegburgerin im roten Pullover, die sich von Sylvia Fritz zum Singen animieren lässt. „Ich bin fast alle drei Tage allein zuhause“, erzählt sie. Kurz komme der eine Sohn vorbei, der zweite Sohn ist im zu Ende gehenden Jahr verstorben. Meistens hat die Tochter sie zu Weihnachten abgeholt, aber die sei nun auch schon 60, die Mutter wollte nicht, dass sie die weite Strecke an einem Tag zweimal fährt.

Zwei Jugendliche spielen Saxophon und Klarinette. Im Hintergrund steht ein geschmückter und beleuchteter Weihnachtsbaum.

Philipp und Pia, die Kinder von Beate Wallrafen, hatten sich ebenfalls für den Einsatz an Heiligabend gewinnen lassen.

In der Zeitung hat sie dann die Einladung gelesen und sich gedacht, „das schaue ich mir mal an.“ Auf etwas mehr Resonanz, mehr Anschluss habe sie schon gehofft, räumt sie ein. Anschluss erhofft sich auch David, „dass ich nicht allein zuhause rumsitze.“ Familie hat er nicht, „mein letzter Halt“ sagt er über die Tochter.

DRK Siegburg wird auch 2025 einsame Menschen einladen

Für Menschen wie David oder die Siegburgerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung sehen möchte, sind die Ehrenamtlichen an diesem Feiertag im Einsatz. Es sind nicht so viele gekommen, wie man sattbekommen hätte. Nach fünf Jahren Pause müsse sich das Angebot wohl erst wieder herumsprechen, vermutet Beate Wallrafen. Im nächsten Jahr will sie wieder die Türen öffnen, vorher darüber nachdenken, was man noch verbessern kann. Denn: „Wenn einer kommt und eine gute Zeit hat, dann hat es sich schon gelohnt.“