Zum wiederholten Mal ist das Mittelalter-Geschäft von Talena Rheingold Ziel von Sachbeschädigung. Die Inhaberin will nicht aufgeben.
Mit Baseball-SchlägerErneuter Angriff auf Rheingold in Siegburg – Schaufenster eingeschlagen
Stundenlang haben sie in der Nacht noch aufgeräumt im „Rheingold“ an der Annostraße in Siegburg. Talena Rheingold und ihr Mann klaubten mit dem Vermieter die größten Scherben weg, bauten eine provisorische Sicherung ein und stellten im Inneren des Ladens ein Sofa als Schutz für den nächsten Morgen vor das Schaufenster. Denn am Dienstagabend gegen 22.45 Uhr hat ein bislang Unbekannter die große Scheibe eingeschlagen.
Das Rheingold ist inzwischen in Siegburg eine Institution
Jetzt verdeckt eine Holzplatte den Blick auf die Auslagen. Mittelalterliche Mode verkauft Rheingold, Met, Dekorationswaffen wie Schwerter und Hellebarden. Ihr Geschäft ist inzwischen eine Institution, nicht nur zum Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt. Seit 14 Jahren hat Talena Rheingold einen großen Kundenkreis begeistern können, der aus einem weiten Umkreis zu ihr kommt.
Doch offenbar gefällt nicht jedem, was sie tut. „Das ist der vierte Anschlag in zwei Jahren“, sagt die stets in auffällige Gewänder gekleidete Inhaberin. Erst sei die Hausnummer zerschlagen worden, dann eine in mehr als zwei Metern Höhe aufgehängte Leuchtreklame. „Im April hat ein Unbekannter schon einen Backstein in die Scheibe geworfen.“
Und jetzt erlebte sie ein noch größeres Maß an Vandalismus. „Ein Mann hat unser Schaufenster mit einem Baseballschläger zerstört. Dreimal hat er zugeschlagen“, berichtet Rheingold. Ein Zeuge hatte einen Knall gehört. Er beobachtete den Verdächtigen, der anschließend mit einem Fahrrad flüchtete, wie die Polizei bestätigte. Da nichts gestohlen wurde, ermittelt sie wegen Sachbeschädigung.
„Es gibt Hinweise aus der Bevölkerung zu einem mutmaßlichen Täter, denen wir nachgehen“, teilte Polizeipressesprecher Stefan Birk auf Nachfrage mit. Er spricht von mehreren Zeugen. Die Beamten informierten Rheingold noch in der Nacht, die sich sofort mit ihrem Mann auf den Weg machte. Auch der Vermieter eilte zur Annostraße. Gemeinsam begannen sie mit den Aufräumarbeiten.
Mitarbeiter Jan Wilhelm verbrachte den Mittwochmorgen damit, aus Stofftieren, Blusen, Kleidern und vom Boden die Splitter aufzusammeln. Die waren mehrere Meter weit bis an die Kassentheke geflogen. Am Nachmittag kamen seine Chefin dazu, sie brachten den Laden wieder in Ordnung. Der Verkauf geht weiter. „Wir lassen uns von solchen Rückschlägen nicht unterkriegen“, versichert sie. „Wir werden uns von solchen Leuten nicht vertreiben lassen. Das wollen die doch nur.“
Ihren Versicherungsmakler hat sie schon benachrichtigt. Sie fürchtet, dass die Beiträge steigen werden. „Ich kann da doch am allerwenigsten für“, ärgert sie sich. „Von dem Geschäft kann ich leben und meinen Mitarbeiter bezahlen, aber Reichtümer kann ich nicht anhäufen. Ich habe in diesem Jahr keinen Urlaub gemacht.“
Jetzt überlegt sie, einen Rolladen vor die Fenster bauen zu lassen. Ein Handwerkerteam hat ein Aufmaß genommen. Doch das sind erhebliche Kosten. Die neue Scheibe wird erst in einigen Wochen geliefert, erst muss die Versicherung zustimmen. „Dann muss ich die Straße sperren lassen, damit ein Kran aufgebaut werden kann“, berichtet sie, das wisse sie noch aus dem Frühjahr. „Das kostet allein rund 1000 Euro.“
Aber aufgeben sei keine Option: „Ich liebe meinen Job. Es ist etwa was Besonderes, Menschen zu verwandeln, auf die Märkte zu fahren“, begeistert sich Rheingold. Inzwischen kann sie schon wieder Scherze machen: „Vielleicht baue ich einen Graben mit Krokodilen und einer Falltür als Schutz“, überlegt sie schmunzelnd. Die Videoüberwachung jedenfalls hat funktioniert, vielleicht hilft sie ja bei der Überführung des Täters.