Die Bohne mit BotschaftDer Siegburger Uwe Prommer verkauft Kaffee in Glasflaschen
Siegburg – Fein und nuancenreich ist der Geschmack der Kaffeespezialitäten, die Uwe Prommer mit seiner Rösterei an der Wilhelmstraße aus den Bohnen herausgekitzelt, doch eine wirklich gute Ökobilanz haben die Kaffees aus Sumatra, Peru und Mexiko wegen der langen Anreise nicht. Genau an diesem Rädchen drehte der Unternehmer, der 2018 seine Firma Cofi Loco an den Start brachte. Seit kurzem werden die Bohnen zunehmend in Mehrwegflaschen verkauft, die Prommer selbst entwickelt hat.
Idee bei Reise nach Bali
„Mich ärgert immer, wie viele Kunststoffverpackungen in den Kühlregalen liegen“, sagt er. Bei einer Reise in Sachen Kaffee nach Bali sei er auf die Idee gekommen, wie er zumindest seine eigenen Produkte umweltgerechter an die Kunden bringen kann. Die Balinesen, so fiel ihm auf, nutzen leere Weinflaschen, um daraus eine Fülle anderer Gegenstände zu machen, Trinkflaschen, Milchkännchen und vieles mehr. Das kam zwar wegen des engen Halses der Weinflaschen für seine Kaffeebohnen nicht in Frage, doch die typischen Milchpfandflaschen erweisen sich als ideal.
Blieb nur das Problem mit dem Verschluss: „Frisch geröstete Bohnen setzen Kohlendioxid frei und erzeugen hohen Druck“, erläutert Prommer. Deshalb musste ein Deckel mit einem kleinen Loch und einem Ventil her. Den entwickelte er selbst und meldet Gebrauchsmusterschutz an. „Eine 15 Seiten lange Ausfertigung war dafür nötig“, schildert der 55-Jährige studierte Betriebswirtschaftler, der sich vor Jahren in der Gastroszene der Region einen Namen mit der Kette Poco Loco machte. 360 Gramm seiner fair gehandelten Biokaffeebohnen passen in die Flasche, die den Aufdruck „Zero waste better taste“ trägt – null Abfall, besserer Geschmack. Bis zu drei Monate verliere der Kaffee praktisch nicht an Aroma, sollte aber im Kühlschrank stehen.
Kein Aufpreis für die Verpackung
Dort seien die Bohnen dank des Ventils im Deckels davor geschützt, den Geruch von Käse oder Zwiebeln anzunehmen. Bei einer Supermarktkette rannte er damit offene Türen ein, denn die orderte gleich „einen ganzen Lastzug mit 15 000 Flaschen“. Das war mit den vier Mitarbeitern, die Prommer beschäftigt, nicht zu stemmen. Er mietete eine Halle, stellte Studenten als Aushilfen zum Befüllen ein und beauftragte eine Bonner Behindertenwerkstatt mit der Etikettierung.
Jetzt ist er gespannt, wie es weitergeht: Eine größere Röstmaschine schaffte er schon vor einiger Zeit an, die Ventile werden bislang per Hand in die Deckel eingeklebt, lebensmittelverträglich, versteht sich. Eine logistische Herausforderung dürfte bei steigendem Absatz noch das Mehrwegprinzip werden.
Denn für Milchflaschen gibt es Prommer zufolge kein Poolsystem wie beim Bier, die Flaschen kommen tatsächlich nach Siegburg zurück, wo sie gespült und wiederbefüllt werden. Einen Aufpreis gegenüber den herkömmliche Packungen berechne er nicht, versichert Prommer, dem aber wichtig ist, so „mehrere Tonnen Müll im Jahr zu vermeiden“. 11,77 Euro kostet eine Flasche, die er nicht nur als Glasbehältnis sieht. „The bottle is the message“, die nachhaltige Flasche ist eine Aussage. Nicht weit haben es die Flaschen, die im Restaurant Hotel Herting gleich neben der Rösterei verkauft werden. Und wer einmal ein Exemplar sein Eigen nennt, kann es im Geschäft „Siegburg unverpackt“ immer wieder befüllen lassen.
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In der Corona-Pandemie kam die Geschäftsidee gerade recht, denn Prommers Café, das zur Rösterei gehört, ist derzeit geschlossen. Dort allerdings kann man sich die Bohnen auch gleich mahlen lassen.
Der Unternehmer ist guter Dinge: Schon jetzt sei sein Kaffee in den neuen Flaschen landesweit erhältlich, jetzt peilt er den bundesweiten Handel an: „Deutschlandweit Kaffee anzubieten war von Anfang an mein Ziel.“