Einblick in die WerkstattWerner Fritz zeigt im Stadtmuseum Zeichnungen und Bilder
- Der Bonner Künstler Werner Fritz stellt seine Werke im Stadtmuseum aus.
- In seiner Werkstatt häufen sich die Fundstücke, die ihn zu seinen Arbeiten inspirieren.
- Lesen Sie hier, wie er arbeitet – und was seine Kunst so besonders macht.
Siegburg – Papierschnipsel und Pinsel, Gipsabdrücke und Gummirollen, Klebebänder und ein alter Koffer: Allerlei Arbeitsmaterialien und Krempel stapeln sich in einem Regal, das Werner Fritz für seine Ausstellung im Stadtmuseum Siegburg bestückt hat. Damit gewährt der Bonner sozusagen einen Einblick in seine Werkstatt. Hier nämlich hortet er Fundstücke, die ihm neue Inspirationen für seine Zeichnungen und Bilder geben.
Preziosen in einem Kuriositätenkabinett
In der sehenswerten Schau wirken sie wie Preziosen in einem Kuriositätenkabinett; zugleich veranschaulichen sie die künstlerische Suche und den Fluss des Gestaltens.
Bei den kleinen Dingen des Alltags beginnt die Arbeit für Werner Fritz, der 1967 in Haldern am Niederrhein geboren wurde und Architektur sowie Grafik-Design studierte. Fritz fallen Formen und Strukturen auf, die er zunächst in winzigen Skizzen festhält. „Mehr notiert als gezeichnet“, so der Künstler, der zurzeit rote Tinte bevorzugt. Und dieser Farbe auch bei den Ölgemälden den Vorzug gibt, die offensichtlich von den Miniaturen auf Papier ausgelöst werden.
Flirrende Flüchtigkeit
Auf den Leinwänden sind die zarten Linien zu mäandernden Bändern vergrößert, aufgeplustert oder „aufgefasert wie ein überdimensionierter fluffiger Wollfaden oder ein kristalliner Draht“, wie Museumsdirektorin Dr. Gundula Caspary es formuliert. Dann wieder glaubt man, durch ein Mikroskop Zellgewebe oder Bakterien zu erblicken, die plastisch und doch von flirrender Flüchtigkeit erscheinen. Wobei der Bildgrund, den Fritz als letztes meist in einer komplementären Farbe malt – etwa in einem stumpfen Grün oder dunklen Gelb – , den Formen größere Tiefe verleiht. Dann wieder bedecken die gegenstandslosen Motive die gesamte Leinwand wie ein Muster, das durch sein Spiel mit Vorder- und Hintergrund eine suggestive Eigendynamik gewinnt.
Noch subtiler, aber auch kalkulierter ist diese Bewegung in den großformatigen Zeichnungen. Mit dem Silberstift hat Fritz serienmäßig ein Motiv aufs Papier gebannt, und zwar den Stielansatz eines Apfels, der sich als Gipsabguss auch in der Ideen-Werkstatt findet.
„Erstaunliche bildnerische Freiheit“
Ein unspektakuläres Motiv mit großer Wirkung: Die Ausstülpungen, Erhebungen und die Strichelungen lassen an Krater, an Gras in den Dünen oder an Hautporen denken. Je nach Anordnung dieses fein und akkurat gezeichneten Motivs ergibt sich in drei Varianten ein immer neuer Eindruck: eine räumliche Vision, Rhythmen auf dem Papier oder die Spannung von Auseinanderstreben und Zusammenziehung, die Fritz durch den Einsatz von Leerstellen und punktuellen Verdichtungen schafft.
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Dass er sich in der Abstraktion niemals verliert, sondern stets in der Figürlichkeit rückversichert, macht den Reiz dieser Arbeiten aus. In ihnen exerziert Werner Fritz seine Sicht auf die Welt – so Caspary – „mit erstaunlicher bildnerischer Freiheit, mit scheinbarer Leichtigkeit und Nonchalance“.
Die Ausstellung ist bis zum 10. November zu sehen, Dienstag bis Samstag 10 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr. Vernissage am Sonntag um 11.30 Uhr. Künstlergespräche am 1. (19 Uhr) und 5. Oktober (15 Uhr). Der Katalog kostet 20 Euro. Zur Ausstellung hat der Künstler eine Edition von zehn Zeichnungen zum Preis von jeweils 95 Euro (inklusive Katalog) herausgegeben.