Gegen Gicht und ArthroseEitorfer baut Cannabis als Schmerzmittel an
Siegburg/Eitorf – Die Finger sind von Gicht gekrümmt, Arthrose in den Zehengelenken lasse jeden Schritt zur Qual werden, beschrieb der Angeklagte. Seine Schmerzmittel zog er selbst im Gewächshaus der Eltern, bis die Polizei anrückte. Wegen Cannabisanbaus musste sich der 31-Jährige vor dem Siegburger Amtsgericht verantworten.
Fünf fast erntereife Marihuana-Pflanzen standen in Eitorf unter Glas neben Gemüse und Blumen. Die illegalen Drogen selbst herzustellen sei ihm sinnvoller erschienen als, wie anfangs, zu einem Dealer zu gehen, sagte der Mann. Nach dem Fachabitur hatte er Koch gelernt, führte ein eigenes Restaurant. Als das nicht so gut lief, arbeitete er vier Jahre als Messebauer – bis zur Pandemie.
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Zuletzt verdingte er sich als Dachdecker, bis die Krankheiten sich verschlimmerten und sein Vertrag nicht verlängert wurde. Die Staatsanwältin zeigte wenig Verständnis: „Es gibt auch andere Patienten, die Schmerzen haben und kein Marihuana rauchen.“ Mit herkömmlichen Tabletten habe er es versucht, sagt der Angeklagte, sich als Nebenwirkung aber eine Magenschleimhautentzündung eingehandelt.
Richter Herbert Prümper wertete die Tat indes als minderschweren Fall und verurteilte den ledigen Mann, der Unterhalt für ein Kind zahlt, zu acht Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung. Dabei wirkte sein Geständnis strafmildernd, seine Vorstrafen – zumeist Schwarzfahren – strafschärfend. Der Angeklagte kündigte an, auch künftig auf das erprobte Schmerzmittel setzen zu wollen. Allerdings ohne sich strafbar zu machen, erläuterte sein Strafverteidiger: „Er bemüht sich gerade darum, Cannabis-Patient zu werden.“