Ursprünglich hatten die Handwerker Ende 2023 einziehen wollen, jetzt hoffen sie auf November 2025. So sieht es auf der Baustelle derzeit aus.
BaustelleWarum der Neubau der Kreishandwerkerschaft in Siegburg zwei Jahre hinter dem Plan liegt
Ein gutes Jahr nach dem symbolischen Spatenstich strebt der Neubau der Kreishandwerkerschaft an der Ecke Alleestraße/Wilhelmstraße unübersehbar in die Höhe: Die Arbeiten im Rohbau laufen auf Hochtouren, vier Geschosse stehen bereits, als Nächstes folgt das Staffelgeschoss, von dem auch sich ein großartiger Blick über die Stadt eröffnet. So auch für Hauptgeschäftsführer Oliver Krämer, der einen Pressetermin zum Anlass nahm, sich erstmals sein künftiges Büro im dritten Stock anzusehen – inklusive Aussicht auf den Michaelsberg.
Neuer Veranstaltungssaal für bis zu 199 Gäste in Siegburg
Mindestens genau wie auf das Büro freut sich Krämer auf das Staffelgeschoss, das eine Terrasse und einen multifunktionalen Veranstaltungssaal für bis zu 199 Gäste bekommt, der auch angemietet werden kann. „Das ist eine sehr begehrte Größe“, so Krämer, die Kreishandwerkerschaft werde den Raum unter anderem für Lossprechungsfeiern der 20 Innungen nutzen.
Nachbarn im Neubau werden die Signal Iduna und IKK: Die Innungskrankenkasse ist derzeit noch im benachbarten Altbau untergebracht, der schon an eine Immobiliengruppe in Bonn verkauft wurde.
Attraktive Nähe zum Siegburger ICE-Bahnhof und zum Haufeld
Für weitere Räume gibt es Krämer zufolge bereits viele Anfragen, obwohl die Vermarktung nicht einmal begonnen habe. Das hohe Interesse erklärt sich der Hauptgeschäftsführer durch die Nähe zum ICE-Bahnhof wie auch durch die Realisierung des Masterplans für das Haufeld, die immer konkretere Züge annimmt. Ursprünglich hatten die Handwerker bereits Ende 2023 einziehen wollen, derzeit gibt noch keinen festen Termin, Krämer hofft aber auf den November 2025.
Als Hauptursache für die Verzögerungen macht er ausufernde Bürokratie aus, zwei Jahre habe es vom Bauantrag bis zur Baugenehmigung gebraucht. „Alles muss fünfmal geprüft werden“, bemängelt er. Allerdings musste die Kreishandwerkerschaft ihre Planungen auch überarbeiten, nachdem sich der Bau einer Tiefgarage als nicht realistisch herausgestellt hatte, wegen des hohen Grundwasserspiegel und des nahe gelegenen Mühlengrabens. Teilunterkellert wurde das Gebäude aber dennoch, vor allem, um Platz für Archive zu schaffen.
Bürokratie verzögerte den Bau und stellt auch Betriebe vor Probleme
Krämer betont, dass er die Ursache für die Verzögerungen nicht bei der Stadt und der dortigen Bauaussicht sieht. Bürokratie auf anderen Ebenen bereite auch vielen Innungsbetrieben Probleme. „Viele Betriebe nehmen deshalb an manchen Ausschreibungen gar nicht mehr teil.“
Kreishandwerksmeister Thomas Radermacher hatte schon anlässlich des Spatenstichs im vergangenen August kritisiert: „Die Fußfesseln und Absurditäten unseres Baurechts sind an diesem Drama schuld. Da zweifelt man sehr oft am gesunden Menschenverstand und muss hinnehmen, dass die ursprüngliche Kalkulation ins Rutschen kommt.“ Die Ämter bei Stadt und Kreis hätten sich allerdings kooperativ gezeigt.
Krämer zufolge sind aber auch im Zuge der Corona-Pandemie Baukosten massiv gestiegen, etwa bei Stahl, Holz und Beton. Man habe daher durchaus auch abgewartet, bis sich die Märkte wieder beruhigten. Rund 15 Millionen investiert die Kreishandwerkerschaft in Siegburg.
Die nötigen Stellplätze – mit PV-Anlagen auf Carports und Wallboxen – werden jetzt hinter dem Neubau geschaffen, der sich leicht bogenförmig die Ecke entlang zieht und einen großen Hinterhof hat, und in der Hochgarage, die die Stadtbetriebe über dem Gelände von Kohr Fahrzeugtechnik planen. Im Gegenzug überließ die Kreishandwerkerschaft den Stadtbetrieben ein Grundstück an der Mahrstraße.
Ausgeschrieben wurde das Projekt unter den Innungsbetrieben der Kreishandwerkerschaft, einen Generalunternehmer gibt es nicht. „So wissen wir, wer das baut, das sind alles Betriebe, zu denen wir Kontakt haben“, erläuterte Krämer. Dazu gehört auch die Bauunternehmung Marc Esch, die derzeit mit rund einem Dutzend Mitarbeitern den Rohbau erstellt. Darunter Bauleiter Norbert Klein, der feststellt: „Das ist bis jetzt meine schönste Baustelle.“