Siegburger OktopusIdealer Freibadstart mit 13 Grad - Springen und Rutschen verboten
Siegburg – 13 Grad Celsius Lufttemperatur, der Himmel bleigrau: ein idealer Start in die Freibadsaison, stellt Oktopus-Chef Denis Jakobs fest. Das ist wohl das „neue Normal“ in Corona-Zeiten, die Warmduscher und Sonnenanbeter bleiben am Eröffnungsmorgen daheim, die Schwimmer erstmal unter sich – unter Wahrung der Abstandsregeln. „Das ist kein Badespaß, sondern Sport“, ruft Uwe Marx. „Zehn Wochen ohne, wie hab’ ich das vermisst.“
Der 61-jährige Apotheker aus Hennef trägt Neopren und krault Bahn um Bahn im Affenzahn. Davon träumt Claudia Burkhardt, die auch an diesem Tag wie früher, vor Corona, die erste in der langen Warteschlange war und nun im extra abgetrennten Sprungbecken schon fünf Minuten nach Kassenöffnung Aquajogging macht.
Security erklärt die Regeln
Vor Monaten hat sich die Triathletin das Knie gebrochen, „nun robbe ich mich langsam ran“. Doch schnell friert die 67-jährige pensionierte Lehrerin an den Schultern. „Beim Schwimmen kühle ich nicht so schnell aus, das Wasser ist ja wärmer als die Luft.“
19,8 Grad Celsius misst das vergleichsweise kühle Nass. Etliche Schwimmer haben sich in die schützenden Ganzkörper-Anzüge gepresst und staken über die Treppe ins Becken. „Bloß nicht springen, viel zu kalt“, sagt Ilka-Bettina Pfalz, die sich schon auf ihre 3000-Meter-Strecke freut. Im Isolierstoff bringt der menschliche Körper das durch Sonnenkraft nur notdürftig erwärmte Wasser rasch auf angenehme Temperatur. Pfalz, 52 und kaufmännische Angestellte, kommt regelmäßig ins Siegburger Freibad: „Ich habe eine Jahreskarte.“
In der Warteschlange haben sich viele mit „Hallo“ begrüßt. Heidemarie Heer erzählt, dass sie in der Zwischenzeit jeden Morgen um 6 Uhr einen Spaziergang gemacht hat – ein kleiner Ersatz fürs Frühschwimmen, so die 79-Jährige. Rolf Esch knattert mit seiner quietschgelben Vespa heran. „Gott sei Dank ist wieder auf“, sagt der Bankkaufmann aus Troisdorf-Spich, der sonst werktäglich seine 1000 Meter durchs Becken pflügt. „Für Morgen habe ich auch eine zweite Karte für meine Frau reserviert“, so der 58-Jährige, „ihr aber lieber nicht verraten, dass das Wasser kalt sein wird.“
Die Online-Buchung der Tickets hat die Sportler nicht gestört, könnte aber andere abschrecken, schätzt André Kuchheuser, als Leiter der Stadtbetriebe der oberste Verantwortliche fürs Oktopus-Bad. Das würde einige Probleme vermutlich von selbst lösen, die es in der Vergangenheit mit rücksichtlosen Gästen gab. Da häuften sich die Beschwerden über verschmutzte Umkleiden, Randale auf der Liegewiese sowie schlechtes Benehmen am Beckenrand und auf den Rutschen. Die Stadt engagierte einen Sicherheitsdienst.
Zwei Security-Leute sind auch jetzt im „Schwachlastbetrieb“ im Einsatz, erklären den Eintretenden die Regeln, schauen in den Umkleiden nach dem Rechten. Höchstens 500 Besucher werden wegen der Gesundheitsgefahr eingelassen, so empfehle es ein Gutachten, erklärt Kuchheuser. „Wirtschaftlich ein Wahnsinn.“ Auch weil die komplette Mannschaft an Bord sei, um Abstandsregeln im Bassin und auf der Liegewiese zu kontrollieren, die Maskenpflicht auf den überdachten Flächen und um die Handläufe einmal in der Stunde zu desinfizieren.
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