Neue Ausstellung im StadtmuseumIn Siegburg wächst ein Boot in den Himmel
Siegburg – Wie Ballettfiguren tänzeln sie im Stadtmuseum Siegburg, anmutig und schwerelos, obwohl sie so viel wiegen wie ein ausgewachsener Mensch: Filigran und dennoch markant wirken die rhythmisch aufgebauten Skulpturen von Auke de Vries, etwa die vertikal angeordneten blauen Scheiben, gespickt mit Metallstäben. Sie scheinen Halt und Balance zu geben, ragen aber auch spitz in den Raum hinein wie zu einer Eroberung.
Hängung ist eine Herausforderung für die Bausubstanz des Gebäudes
Die hängenden Skulpturen setzen in der Ausstellung des niederländischen Bildhauers, die Direktorin Gundula Caspary kuratiert hat, einen spektakulären Akzent. Eingehakt sind sie in Stahlseile, die unter die Decke gespannt wurden – wegen der Bausubstanz des alten Hauses war das eine Herausforderung für das Ausstellungsteam.
Die Öffnungszeiten
Die Eröffnung der Ausstellung ist am Sonntag, 18. September, um 11.30 Uhr im Stadtmuseum Siegburg, Markt 46. Die Ausstellung ist zu sehen bis 13. November, jeweils dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr.
Ein Gespräch mit dem Künstler Auke de Vries findet statt am Samstag, 22. Oktober, um 15 Uhr.
Oft sind es filigrane schwarze Gebilde aus Metallbändern, Stäben und Drähten, die in einander verschlungen sind. Oder kompakte geometrische Figuren, die in klarem Rot, Gelb und Blau bemalt sind. Farben, die mit den raumgreifenden Formen an die Tradition der niederländischen De Stijl-Bewegung erinnern. Zuweilen setzt de Vries noch Streifen oder Gittermuster auf die Elemente und gibt Farbtupfer darauf.
Diese bemalte Fassung verleiht den Skulpturen eine zusätzliche Dynamik. Und sie weist darauf hin, dass der 1937 in Friesland geborene de Vries auch ein leidenschaftlicher Maler und Zeichner ist, wie seine Arbeiten auf Papier zeigen.
Künstler wurde mit Aufträgen im öffentlichen Raum international bekannt
In ihnen entwickelt er sein Formenvokabular, das dann in den Aufträgen für den öffentlichen Raum ins Großformat wächst. Damit ist der Künstler international bekannt geworden – zum Beispiel mit einem metallischen Schachtelgebilde auf dem Dach eines Gebäudes am Potsdamer Platz in Berlin, das dort wie ein Raumschiff gelandet war.
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Auch wenn manche Skulpturen fest auf einem Podest stehen, scheint ein unbezähmbarer Bewegungsdrang von ihnen auszugehen. Etwa vom witzigen „Trompetenbaum“, der schräg nach oben strebt und mit seinem abgeknickten Endstück in gefährliche Schieflage gerät. Die Bemalung in samtigem Schwarz täuscht über die Schwere des Materials hinweg.
Ähnliches gilt auch für das „Vogelboot“, ein aufgetürmtes, verschachteltes Ensemble aus bunt glänzenden Häuschen, die leicht wie Pappe anmuten. Immer wieder greift de Vries das Thema des Gehäuses auf; etwa in einer Plastik, die von einer Seite wie eine Muschel, von der anderen wie ein Flugzeugwrack aussieht.
Ausstellung im Stadtmuseum: de Vries versteckt Fundstücke in seinen Werken
Andere Skulpturen strecken wie Bäumchen ihr Metallgeäst aus; darin haben sich kleine Kugeln, Wimpel und Kegel verfangen, wie vom Winde verweht.
Zuweilen integriert de Vries auch Fundstücke in seine Werke, was das Verspielte und Improvisierte verstärkt – obwohl alle Elemente exakt konstruiert und verlötet sind. Das Unvollständige reize ihn, sagt de Vries, denn das Fragmentarische mit seiner besonderen Energie besitze eine eigene Bedeutung „zwischen den beiden Polen Realität und Abstraktion“.