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Von der Zukunft der ArbeitChancen und Risiken der Digitalisierung

Lesezeit 2 Minuten

Im Siegburger Stadtmuseum trafen Moderatorin Nora Abu-Oun, Sebastian Hartmann, Sara Zorlu, Professor Dr. Hilmar Schneider und Michael Korsmeier (v. l.) aufeinander.

  1. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hatte zu der Podiumsdiskussion ins Siegburger Stadtmuseum geladen.
  2. Alle Internet Märkte und Konsumgewohnheiten hätten sich in kürzester Zeit einschneidend geändert.
  3. Diskutiert wurde hinsichtlich der Zukunft der Arbeit in einer digitalisierten Welt.
  4. Dabei könnten die Pole zwischen Optimismus und Pessimismus nicht weiter entfernt liegen.

Siegburg – Für die einen ist das Glas halb leer, für die anderen halb voll, sagt man gern. Ähnlich verhält es sich mit der Digitalisierung: Die einen versprechen sich technischen Fortschritt und Wirtschaftswachstum, die anderen fürchten das Ende ganzer Berufsbilder und Branchen.

Zwischen diesen beiden Polen, zwischen Optimismus und Pessimismus bewegt sich auch eine Podiumsdiskussion, zu der die Friedrich-Ebert-Stiftung ins Siegburger Stadtmuseum geladen hatte. Nach der Begrüßung und Einführung von Jeanette Rußbuilt, Referentin beim Landesbüro NRW der Stiftung, moderierte die WDR-Journalistin Nora Abu-Oun die Runde mit Prof. Dr. Hilmar Schneider, Leiter des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn, Sebastian Hartmann, Bundestagsabgeordneter und SPD-Parteichef NRW, Michael Korsmeier, Geschäftsführer der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg und Sara Zorlu, SPD-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat Eitorf.

Internet Märkte und Konsumgewohnheiten ändern sich fortlaufend

Schneider verdeutlichte, dass das Internet Märkte und Konsumgewohnheiten in kürzester Zeit einschneidend geändert habe. Alle Routineabläufe würden automatisiert, in der Industrie aber auch bei Dienstleistungen wie Schadensabwicklungen bei Versicherungen. Der Mensch bleibe weiterhin gefragt, überall dort wo seine Fähigkeit zur Kreativität und zur sozialen Interaktion gebraucht werde. Auch gewohnt feste Arbeitszeiten änderten sich. In Deutschland habe sich dabei das Prinzip der Vertrauensarbeitszeit bewährt.

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Pessimistischer zeigte sich Michael Korsmeier. Er machte zunehmend prekäre Arbeitsverhältnisse als Problem aus, beispielsweise „Crowd-Worker“, die sich für ihre Arbeit im Internet gegenseitig unterbieten müssten. Er fürchtet, dass es so bald weltweit keine Möglichkeit mehr geben könnte „Arbeitnehmerrechte durchzusetzen“. Zudem seien viele Leute nicht gut genug auf veränderte Bedingungen vorbereitet, gerade wenn einfache Tätigkeiten wegfallen.

„Wie wird aus technischem Fortschritt sozialer Fortschritt?“

„Wie wird aus technischem Fortschritt sozialer Fortschritt“, fragte Sebastian Hartmann, „das ist offen“. Er plädierte für einen „öffentlichen Anspruch auf Weiterbildung und Qualifizierung“, das Arbeitslosengeld I solle dafür drei bis vier Jahre lang bezahlt werden. Wichtig seien Investitionen in Bildung und digitale Infrastruktur. Großen Firmen wie Amazon, Google oder Facebook, die zu wenig zum Gemeinwohl beitrügen, müsse der Staat klare Regeln setzen.

Sara Zorlu schilderte die bedenkliche Entwicklung in Eitorf. Tausende Arbeitsplätze in der Industrie seien dort in den vergangenen Jahrzehnten verloren gegangen, gleichzeitig falle es jungen Unternehmern zu schwer, mit Start Ups neue Arbeit zu schaffen. Wer scheitere, sei nicht so abgesichert, wie er es eigentlich sein müsse, und drohe gleich in Hartz IV abzurutschen. Auch an anderer Stelle forderte sie: „Die soziale Marktwirtschaft muss Rahmenbedingungen setzen, weil Menschen ungeschützt sind.“