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Syrerin in DeutschlandRamadan – „In Deutschland ist das Fasten schwer“

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Fastenbrechen im Ramadan: Anoar Abo Harb (mit Kopftuch) und ihr Bruder Yassin,Vater Jamil Abo Harb und Schwester Nezma sitzen am reich gedeckten Tisch in ihrer Wohnung in der Flüchtlingsunterkunft in Siegburg.

Siegburg – In jedem Land gibt es Religionen und jede Religion kennt das Fasten. Aber ich persönlich finde unser Fasten im Ramadan am schwersten. Denn wir Muslime fasten vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Wir essen und trinken nicht, wir rauchen nicht und tun trotzdem viel. Ich glaube, in keiner anderen Religion fastet man so streng wie bei uns. In Deutschland ist es besonders schwer, weil die Tage länger sind als in Damaskus, wo es um 20 Uhr dunkel ist. Hier bleiben uns nur vier Stunden am Tag, in denen wir essen können.

Trotzdem finde ich es wunderschön. Der erste Tag ist natürlich sehr schwer. Wir sind müde und haben Hunger und Durst und möchten schlafen. Frauen und Kinder legen sich oft hin und schauen Fernsehen. In Syrien gibt es viele neue TV-Serien während des Ramadan. Wir können in dieser Zeit nicht so viel arbeiten, weil wir müde sind. Aber die Männer arbeiten meistens. Lebensmittelgeschäfte verdienen im Ramadan viel Geld, weil die Leute viel einkaufen und die Geschäfte bleiben nachts bis 2 Uhr offen.

Frühstück ab 22 Uhr

Nachmittags gehen die Frauen in die Küche und bereiten das Frühstücksessen vor. Die Kinder helfen ihren Müttern, sehen fern oder schlafen. Die Männer kommen vor dem Essen und ruhen sich etwas aus. Wenn die Sonne untergegangen ist, kommt die ganze Familie zusammen und setzt sich zum Frühstück. Nach Sonnenuntergang singt dann der Muezzin in der Moschee das Glaubensbekenntnis. Wenn die Menschen das hören, beginnen sie mit dem Frühstück; in Deutschland ist das gegen 22 Uhr.

Oft kommen auch Gäste zu Besuch, die zum Essen eingeladen werden. Manche bringen Süßigkeiten mit, auch den Nachbarn schenkt man Essen und wird oft auch von ihnen beschenkt. Die Männer und auch manche Frauen gehen während des Ramadan mehrmals am Tag in die Moschee, um dort zu beten.

Was der Ramadan bedeutet

Viele Menschen haben mich gefragt, was Ramadan eigentlich bedeutet und warum Ramadan gefeiert wird. Das Fasten gehört zu den fünf Säulen des Islam, neben dem täglichen rituellen Gebet, dem öffentlichen Glaubensbekenntnis, der sozialen Spende und der Wallfahrt nach Mekka. Ramadan bedeutet aber auch, dass man gehorsam gegenüber Gott ist, dass er unsere Geduld prüft und unsere Sünden löscht, wenn wir uns entsprechend verhalten.

Das heißt, dass wir niemanden beschimpfen, nicht fluchen, sondern leise sind und täglich im Koran lesen. Wir streiten nicht, der Ramadan ist eine Zeit der Versöhnung und des Neuanfangs. Reisende, schwangere Frauen und Kinder oder kranke und alte Menschen müssen nicht fasten; auch Frauen nicht, die ihre Periode haben. Nach Schwangerschaft oder Krankheit holen sie das Fasten nach.

Schlafende werden mit kleiner Trommel geweckt

Etwa eine Stunde vor dem Sonnenaufgang geht der „Abo table“ durch die Straßen und weckt die Schlafenden mit einer kleinen Trommel und singt ein Lied. Dann gibt es verschiedene Eier- und Milchspeisen wie Käse und Joghurt. Wenn der Muezzin vor Sonnenaufgang wieder das Glaubensbekenntnis ruft, dann hören wir auf zu essen und das tägliche Fasten beginnt wieder.

Der Ramadan beginnt, wenn der Neumond zum ersten Mal zu sehen ist, und er endet, wenn der abnehmende Mond nicht mehr gesehen wird. Das ist in diesem Jahr vom 27. Mai bis zum 25. Juni. Danach feiern wir drei Tage des Zuckerfest zum Abschluss des Ramadan.