Weil er kein Geld für seine Planungen für das Areal des Waldhotels Grunge erhalten haben soll, klagt ein Troisdorfer gegen Josef Esch.
ProzessArchitekt und Bauunternehmer landen wegen Planung für Siegburger Wohnanlage vor Gericht
Dass ein Bauvorhaben im Planungsausschuss so wirklich gar keine Chance auf Realisierung bekommt, erlebt man in der Kreisstadt nicht alle Tage. Und doch scheiterte eine Planung des Troisdorfer Bauunternehmers Josef Esch mit Pauken und Trompeten, als seine Pläne für das Areal mit dem Waldhotel Grunge Thema waren.
Der Ausschussvorsitzende Jürgen Becker bat die Verwaltung, dem Troisdorfer mitzuteilen, seine Planung werde so wohl keine Mehrheit finden. Die Häuser rückten zu nahe an den Wald heran, das Ansinnen, durch Rodungen Abstand zu schaffen, fand in dem Gremium keine Sympathie. Dabei steht das Hotel seit 20 Jahren leer, eine Investitionsruine in bester Lage.
Troisdorfer Architekt plant mit vier statt sieben Gebäuden
In Troisdorf machte ein Bericht dieser Zeitung zu der Sitzung den Architekten Hans-Werner Piel hellhörig: Er hatte Esch 2020 eine Planung vorgelegt, die seiner Ansicht nach durchaus genehmigungsfähig wäre.
Sein Entwurf sieht statt sieben Baukörpern nur vier Gebäudeeinheiten mit jeweils zwei Häuserhälften vor, so dass zwischen den Häusern für 53 Wohnungen Platz für großzügige Grünflächen bleibt und Luft besser zirkulieren kann. Doch umsetzen mochte Esch die Planung nicht.
„Das ist viel zu eng“, sagt Piel mit Blick auf die aktuelle Planung Eschs, die zum Abstand zum umliegenden Wald lässt und eine kleine Freifläche umschließt. Allerdings plant Piel mit drei Geschossen plus Staffelgeschoss, also eine Etage höher als das Büro pbs Architekten, das den Entwurf für den Immobilienfonds Waldhotel Siegburg, den Esch betreut, vorlegte. Wichtig ist Piel eine klimaneutrale Bauweise, CO-2-frei, wirtschaftlich und „mit anspruchsvoller Architektur“.
Völlig abwegig ist nach Piels Ansicht nach die Planung Eschs, die Tiefgarage abzureißen, die man ohne weiteres weiternutzen könne. Dass sie auch heutigen Ansprüchen genügen würde und auch die Statik für seine Planung geeignet sei, davon habe er sich persönlich überzeugt und vor Ort nachgemessen. Was baurechtlich in Kaldauen möglich sei, habe er mit einem Fachjuristen erörtert. „Das Grundstück verträgt das“, sagt er mit Blick auf die eigene Planung, die insgesamt 4500 Quadratmeter Wohnfläche vorsieht.
Streit um das Honorar sorgt für Gerichtsprozess
Zuvor hatte er die Vorstellungen Eschs in eine Planung umgesetzt, die in drei Riegeln fast das gesamte Grundstück in Anspruch genommen und die Vorgabe von 8000 Quadratmetern Wohnfläche erfüllt hätte. So habe er verdeutlichen wollen, dass eine überdimensionierte Planung keine Chance auf Verwirklichung haben würde. Ein Honorar habe Esch nicht gezahlt, Piel will eine entsprechende Forderung jetzt vor Gericht durchsetzen.
Der Architekt setzte mit seinem Haussystem Protec Futur 2001 Ende der 90er Jahre schon früh einen neuen Schwerpunkt auf klimafreundliches Bauen. Markante Projekte sind die beiden Wohnquartiere nördlich und südlich der Kölner Straße sowie die Wohnanlage entlang des Theodor-Heuss-Rings in Troisdorf und eine Solarsiedlung mit 18 Wohneinheiten in Troisdorf-Bergheim.
Erklären kann sich Piel das Verhalten Eschs nicht und beteuert, der Unternehmer habe ihn persönlich bei einem Treffen mit der Planung für das Waldhotel-Grundstück beauftragt, am 12. Oktober 2020. Lange Jahre habe er mit Esch problemlos zusammengearbeitet, so Piel, und etwa die Verwaltungszentrale Eschs mitten in Sieglar geplant und den Neubau des Bankhauses Oppenheim an der Enggasse in Köln. „Mein Geld habe ich immer bekommen.“ 1997 allerdings trennten sich die Wege der beiden.
Josef Esch äußerte sich auf Anfrage der Redaktion zum Stand des Vorhabens: „Aktuell gibt es keine Änderung der Planungen“, heißt es in einer Antwort. Derzeit gelte es, die Vorlage der diversen notwendigen Gutachten, etwa zu Umwelt, Artenschutz und Verkehr, abzuwarten und auszuwerten, um diese in eventuellen Planungsänderungen berücksichtigen zu können.
Planung von Bauunternehmer Esch sieht „Bedarf an Wohnungen im Fokus“
„Dabei bleibt der auch in der Politik anerkannte Bedarf an Wohnungen im Fokus.“ Bei dem Projekt stehe man „in sehr engem und gutem Austausch mit den zuständigen städtischen Ämtern und deren Mitarbeitern“.
Den Erhalt der Tiefgarage habe man zunächst für eine sinnvolle und auch kostengünstig gehaltene Lösung gehalten. Bei näherer Prüfung habe diese sich aber als ungeeignet erwiesen. „Denn die Abfangung der entstehenden Lasten durch die neu entstehenden Baukörper könnte durch die vorhandenen Stützen der Bestandstiefgarage nur erreicht werden, wenn eine Vielzahl an weiteren (neuen) Stützen in der Tiefgarage errichtet würden.“
Dadurch aber würden weniger Stellplätze und Nutzfläche verfügbar sein. „In Summe ist es danach sinnvoller und deshalb wirtschaftlich vernünftiger, eine neue Tiefgarage zu planen, die im Ergebnis also mehr Stellplätze bietet.“
Zu Piels Planung und der Honorarfrage äußerte sich Esch nicht. „Herr Piel hat unsere Schwestergesellschaft Josef Esch Fonds-Projekt GmbH auf Zahlung von Honorar verklagt, diese bestreitet, überhaupt einen Auftrag erteilt zu haben“, so Esch weiter. Der Ausgang der rechtlichen Auseinandersetzung bleibe abzuwarten. „Wir bitten deshalb um Verständnis, dass wir derartige Sachverhalte nicht öffentlich erörtern.“