In der Alfred-Keller-Grundschule in Siegburg-Brückberg fand die von„wir helfen“ unterstützte Aktion statt.
Aktion in GrundschuleKika-Star Tom Lehel macht sich in Siegburg gegen Mobbing stark
Kein Talent für Fußball, auch nicht für Mathe, das reichte schon, um die Schulzeit für Tom Lehel zur Hölle zu machen. Acht Jahre lang wurde er im Gymnasium gemobbt. Doch heute, als Erwachsener, dreht er den Spieß um: Er gelt sich die Haare nach oben, zieht die Brille mit den roten Gläsern an und macht mit wummernden Hip-Hop-Beats Schüler der dritten und vierten Klassen gegen Mobbing stark. Besonders hat er die im Fokus, die alles mitkriegen und nichts dagegen tun.
Mit seinem Präventionsevent „Wir wollen mobbingfrei“ ist er derzeit auf einer kleinen Tournee durch insgesamt sechs Grundschulen in Siegburg und Troisdorf, die von „wir helfen: die Aktion des Kölner Stadt-Anzeigers für Kinder“ gefördert wird.
100 Viertklässler der Alfred-Keller-Grundschule in Siegburg machten mit
Bestens kam er etwa in der Alfred-Keller-Grundschule auf dem Siegburger Brückberg an, wo er vom ersten Moment an die volle Aufmerksamkeit von rund 100 Viertklässlern hatte und auch für eine gute Stunde behalten sollte: Gut gelaunt sprangen die Kids zum Rhythmus vom Band in die Luft, imitierten Michael Jackson, machten aber auch konzentriert mit, wenn es um das Thema des Tages ging.
Lehel, der Moderator, Schauspieler und Musiker ist und unter anderem aus Kika-TV bekannt, machte wichtige Unterschiede klar. Kabbeleien und Angebereien seien auf dem Schulhof normal, blöde Sprüche auch. Kinder könnten so etwas gut unter sich ausmachen und bräuchten auch die Freiräume dazu. Mobbing aber, das sei „die systematische Erniedrigung einer Person über einen längeren Zeitraum“. Und kein Spaß.
Bei der trockenen Definition beließ es Lehel nicht. So fragte er einen Schüler, wie dieser sich in einer besonders ätzenden Situation verhalten würde, allein von einer Gruppe älter Schüler gedemütigt und gar geohrfeigt, allein auf einem langen Schulflur. Gewalt sei immer schlecht, um Hilfe rufen gut und noch besser, eine Tür zu einem Klassenzimmer aufreißen, sodass ein Lehrer helfen kann. Um Hilfe zu rufen, habe mit Petzen nichts zu tun.
Von Mobbing-Opfern sprach er bewusst nicht, sondern von Geschädigten. „Opfer“ diene mittlerweile als Schimpfwort. Schlimm sei, wenn der oder die Gemobbte schließlich an sich zu zweifle und denke „Ich bin doof“ oder „meine Schuhe sind wirklich hässlich“.
Mobbing in der Schule: Betroffene leiden ein Leben lang
Betroffene könnten ein Leben lang darunter leiden und schlimmsten Falls gar in den Suizid getrieben werden. Sogar ein Gesicht, eine hässliche Monsterfratze, gab Lehel dem Phänomen Mobbing, zu sehen auf einem Plakat und als große, in einen Käfig gesperrte Plüschfigur. Diese stinke angeblich besonders übel aus dem Maul, verriet Lehel seinem Publikum. Allerdings wusste er auch, wie das Scheusal hinter Gittern bleibt.
Einfach mal das Smartphone weglegen und sehen, wie es den anderen geht, empfahl Lehel. Wer sich einmische und besonders gekonnt gegen Mobbing engagiere, könne es gar zum „Respektor“ oder zur Respektorin bringen. Respekt ist für Lehel ein Schlüsselbegriff.
„Du bist richtig“ stand als Losung auf einem großen Plakat, wenn das jeder akzeptiere, gebe es auch kein Mobbing. „Ich will nicht, dass jemand an meiner Schule schlecht behandelt wird“, das könne sich jeder klarmachen und das Richtige tun, wenn er Zeuge von Mobbing wird.
„Laut werden ist wichtig“, betonte Lehel, am besten zusammen mit anderen – was auch gleich in eine ohrenbetäubende Übung mündete: So laut wie möglich, riefen erst die Lehrerinnen und Lehrer „Stopp“. Und dann, noch viel lauter, die Kinder.