Es wird dunkler und kühlerSo wollen die Rhein-Sieg-Kommunen Energie sparen
Rhein-Sieg-Kreis – Zum Ornat der Karnevalsprinzen könnte in diesem Jahr auch in den Festhallen eine wollene Strumpfhose gehören. „Wir wollen keine Panik schüren“, sagte Landrat Sebastian Schuster am Montag. „Aber wir wollen zeigen, dass wir Vorsorge treffen.“
Am Vormittag hatten sich der Kreis und die Kommunen auf Maßnahmen verständigt, um Energie zu sparen. So wird die Temperatur in öffentlichen Büros gesenkt, der Niederkasseler Bürgermeister Stephan Vehreschild könnte sich aber auch vorstellen, mit den Karnevalsgesellschaften zu reden, ob in voll besetzten Hallen noch geheizt werden muss.
Pläne gelten ab sofort
Im Grunde sollen die Pläne sofort gelten. Gleichwohl betonten Schuster, Vehreschild, Bürgermeister Otto Neuhoff (Bad Honnef) und ihre Amtskollegin Petra Kalkbrenner aus Swisttal, dass hinter den grundsätzlichen Entscheidungen eine Menge Detailarbeit stecke: Technische Fragen – wo geht das überhaupt? – seien ebenso zu beantworten wie Fragen der Sicherheit mit Polizei und Ordnungsamt zu besprechen sind. Und klar sei ihnen auch, dass es in den 19 Städten und Gemeinden sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen gebe.
Angepeilt sind 15 Prozent Ersparnis; allein die Absenkung der Raumtemperatur bringe sechs Prozent je Grad – also zwölf Prozent insgesamt, erklärte Torsten Schmidt von der Energieagentur.
An Gebäuden geht das Licht aus
Unter der Überschrift „Ausschalten macht was aus“ steht der Plan, die Außenbeleuchtung von öffentlichen Gebäuden generell auszuschalten. „Wir haben leider keinen Kölner Dom“, sagte Vehreschild. Aber auch an kleineren Kirchen und anderen öffentlichen Gebäuden könne so Energie gespart werden.
„Wo immer möglich“ soll zwischen 23 und 6 Uhr die Straßenbeleuchtung erlöschen. In der gleichen Zeitspanne wollen die Verantwortlichen auch die nicht sicherheitsrelevanten Ampelanlagen ausschalten.
Strickjacken anziehen im Büro
„Die Strickjacke wird in diesem Winter schick sein“, ist Petra Kalkbrenner überzeugt: In kommunalen Gebäuden – also auch in den Schulen – wird die Heizung so eingestellt, dass sie erst bei zwölf Grad Außentemperatur anspringt. Zu normalen Bürozeiten wird statt auf 21 nur noch auf 19 Grad geheizt, Flure und andere Nebenräume gar nicht.
Zugleich betonten die Verwaltungschefs, dass nicht alle Schulen oder Kitas gleich behandelt werden könnten. In Bürogebäuden werde man versuchen, Heizzeiten und tatsächliche Raumnutzung anzupassen: Wo Büros leer seien, müsse die Heizung nicht laufen. Geprüft wird auch, ob Brückentage und eine Zusammenlegung von Büros es ermöglichen, Gebäudeteile komplett abzuschalten. Turnhallen sollten möglichst gut ausgelastet werden, damit man sie weniger lang heizen müsse, erläutert Vehreschild.
Lauwarm duschen ist nicht kalt
Das Wasser werde nicht kalt, versicherte Torsten Schmidt von der Energieagentur Rhein-Sieg. Beim Duschen in Schwimmbädern und Turnhallen wird man sich aber auch nicht mehr verbrühen können: Um der Bildung von Legionellen vorzubeugen, müsse das Wasser eine bestimmte Temperatur im Kessel haben. Die Anlagen könnten aber so eingestellt werden, dass am Duschkopf nur noch 34 Grad erreicht würden, sagte Schmidt.
Bei der Absenkung von Wassertemperaturen und Hitze in der Sauna wollen sich Kreis und Kommunen an einer Empfehlung des Dachverbands orientieren, für das Händewaschen muss kaltes Wasser ausreichen.
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Die Kommunen hoffen darauf, eine Vorbildfunktion einnehmen und auch die Bevölkerung motivieren zu können. So hat die Kreisverwaltung am Montag die Online-Kampagne „Energie sparen – damit es für alle reicht“ gestartet. Für die Beschäftigten soll es Onlineschulungen geben, die ihnen Punkte wie Stoßlüften statt Kippfenster – und damit die Notwendigkeit der freien Fensterbank – ebenso näherbringen wie das Schließen von Bürotüren und das Abschalten des PC bei Abwesenheit von mehr als zwei Stunden.
Wichtige Ansprechpartner werden die Hausmeister sein, die die Gebäude und ihre Möglichkeiten am besten kennten.
Krise ist 2023 noch nicht vorbei
Auch im kommenden Jahr sollen die Maßnahmen gelten. Und, so Vehreschild, „vielleicht auch länger, wenn wir feststellen, das es auch gut für die Umwelt ist“. Otto Neuhoff sieht trotz Krise „eine Riesenchance, über Gewohnheiten nachzudenken“. Denn: „Klimawandel hat mit Putin nix zu tun.“