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VolkstrauertagSo wurde im Rhein-Sieg-Kreis der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht

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Eine Wiese mit Kriegsgräbern. Auf einem Stein in Kreuzform steht „Unbekannter Soldat“.

An den Kriegsgräbern fand in Königswinter-Ittenbach eine Gedenkstunde für die Opfer von Krieg und Gewalt statt.

In Königswinter, Siegburg, Sankt Augustin und Hennef versammelten sich zum Volkstrauertag Menschen, um der Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken.

Anlässlich des Volkstrauertages fand am Samstag auf der Kriegsgräberstätte in Ittenbach die zentrale Gedenkstunde des Kreises für die Opfer von Krieg und Gewalt statt. Nach Einstimmung durch Trompeter Johannes Frings begrüßte Landrat Sebastian Schuster, Vorsitzender des Kreisverbandes Rhein-Sieg im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, die Besucher.

In Königswinter sprachen in einer Gedenkstunde der Landrat, ein Geistlicher und Schüler

„Der Volkstrauertag ist ein Tag des Innehaltens, ein Tag, an dem wir uns daran erinnern, was Konflikte, Intoleranz und Hass in der Vergangenheit angerichtet haben – und was sie bis heute anrichten“, führte der Landrat aus und fügte an: „Gerade in diesem Jahr, in dem wir erneut weltweit mit den Folgen von Konflikten konfrontiert sind, spüren wir die Bedeutung von Frieden und Verständigung mehr denn je.“

In seiner Ansprache stellte Georg Kalckert, Pfarrer im Ruhestand, die Frage, wie es nach dem Zweiten Weltkrieg und der daraus entstandenen Sehnsucht nach Frieden wieder habe geschehen können, dass Bilder des Hasses in den Medien derart präsent und so viele Tote, auf tausendfache Weise umgekommen, zu beklagen seien. „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden“, zitierte er die in der Unesco-Verfassung verankerte Leitidee.

Vier Schüler des Gymnasiums am Ölberg hatten Texte zum Totengedenken verfasst. Darin hieß es: „Unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“

Kranzniederlegung zu Ehren der Gefallenen auf dem Alten Friedhof in Siegburg

Auf dem Alten Friedhof an der Johannesstraße wurde in Siegburg der Toten beider Weltkriege gedacht. Soldaten der Bundeswehr legten in der Nepomuk-Kapelle einen Kranz zu Ehren der Gefallenen nieder. Musikalisch wurde die Veranstaltung vom Aulos-Flötenquartett begleitet.

Bürgermeister Stefan Rosemann sagte, den Krieg menschenfeindlich zu nennen, sei eine schamlose Untertreibung. „Die Soldaten brachen in einer intakten Umgebung auf“, so Rosemann. Auf dem Kriegsfeld sei davon nichts mehr zu spüren. „Ein Feld bringt eigentlich eine Frucht hervor, das Schlachtfeld aber genau das Gegenteil“, so der Bürgermeister.

Ein Soldat und eine Soldatin legen einen Kranz mit Blumen und Schleifen in den Nationalfarbe Schwarz, Rot, Gold nieder. Im Hintergrund spielen zwei Personen Querflöte.

In der Siegburger Nepomuk-Kapelle auf dem Alten Friedhof legten Soldaten einen Kranz nieder.

Außer dem Landtagsabgeordneten Sascha Lienesch kam auch Bundespolitiker Sebastian Hartmann zu Besuch in die Kreisstadt. Vize-Landrätin Notburga Kunert hob die Bedeutung des Volkstrauertags für die junge Generation hervor. Viele wüssten gar nicht mehr, worum man eigentlich trauere: „Deswegen ist dieser Tag so wichtig.“

Auch erinnerte sie daran, dass neben den vielen Toten weitere Löcher in die Gesellschaft gerissen worden seien, und nannte die allein lebenden Frauen und Kinder. Kunert bezeichnet die zwei Weltkriege als gesellschaftliche Katastrophe. „Für Geltung, Macht und Geld gibt es Millionen Tote auf der ganzen Welt.“ Dass man aus begangenen Fehlern lerne, hoffe sie immer wieder vergeblich. Vor allem angesichts der zahlreichen Opfer der gegenwärtigen Kriege.

Stefan Rosemann hielt trotzdem eine positive Tatsache fest: „Früher bekriegten sich die europäischen Staaten, heute gedenken sie gemeinsam. Ein hoffnungsvolles Zeichen.“

Interreligiöse Gedenkfeier mit Christen und Muslimen in Sankt Augustin

„Nie wieder ist jetzt“, rief Pastor Rudolf Fröse von der Evangeliums-Christen-Baptistengemeinde bei der interreligiösen Gedenkfeier in Sankt Augustin. Dass man wieder zu mehr Miteinander und Frieden finden müsse, darüber zeigten sich die Menschen des Friedenszugs auf dem Mülldorfer Friedhof wohl einig.

Mit musikalischer Begleitung der rheinischen Musikanten zogen die Teilnehmer von der katholischen Kirche St. Mariä Heimsuchung durch das Wohnviertel bis zum Mahnmal auf dem Friedhof. Zu Ehren aller Mülldorfer, die den beiden Weltkriegen zum Opfer gefallen sind, wurde dort ein Kranz der Stadt niedergelegt.

Zwei Männer mit Schirmmützen tragen auf einem Friedhof einen Kranz mit Blumenschmuck und blau-weißen Schleifen. Es folgen Menschen mit Regenschirmen.

Auch auf dem Friedhof in Sankt Augustin-Mülldorf wurde am Volkstrauertag ein Kranz niedergelegt.

Ortsvorsteherin Angelina Ackermann hatte alle Kirchengemeinden aus dem Viertel zur Gedenkfeier eingeladen. Salsabil Khalifi, eine junge Muslima der Gemeinde Marokkanischer Kulturverein Sankt Augustin, übersetzte eine Sure, die der Imam Redouane El Gala vorsang: dass die Menschen zu verschiedenen Völkern gemacht worden seien, weil sie sich kennenlernen sollten. So schreibe es der Koran vor.

„Die Kulturen sollen sich gegenseitig bereichern“, betonte Khalifi. Und Sankt Augustin sei ein wunderbares Beispiel dafür, wie Kulturen in Frieden miteinander leben könnten. Dass auf dem Mülldorfer Friedhof kein Weltfrieden geschaffen werden könne, mochte der evangelische Pfarrer Simon Puschke gern zugeben. Er betonte aber, dass Frieden immer im Herzen anfange: „Das ist eine aktive Haltung.“

Hennefer Bürgermeister mahnte zur Wahrung von Frieden, Demokratie und Menschenrechten

Ein Gefallenendenkmal mit Steinplatten, in denen Namen eingraviert sind. Vier Männer stehen mit verschränkten Händen vor einem niedergelegten Kranz mit Schleifen. Im Hintergrund spielt eine Blaskapelle.

In Hennef-Allner wurde am Gefallenendenkmal der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht.

In Hennef-Aller erinnerte der örtliche Heimat- und Verschönerungsverein mit einer Kranzniederlegung am Gefallenendenkmal an die Opfer von Krieg und Gewalt. Im Beisein der evangelischen Pfarrerin Antje Bertenrath und des katholischen Pfarrers Wolfgang Rick mahnte Bürgermeister Mario Dahm, dass die Erinnerung an das, was in der Vergangenheit passiert sei, nicht ausschließlich in die Vergangenheit gehöre, sondern maßgeblich für die Gestaltung der Zukunft sei.

Denn nur die Wahrung von Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenrechten mache die Gesellschaft aus. Daran zu erinnern sei heute aktueller denn je, stellte der Bürgermeister fest. Musikalisch untermalt wurde die Kranzniederlegung durch den Musikverein Allner.