Digitale Besuchsplanung im KrankenhausStart-up aus dem Rhein-Sieg-Kreis startet durch
- Die Idee des Start-ups Besuchssystem.de ist, den Krankenhäusern unnötigen Papierkram abzunehmen.
- Gerade in der aktuellen Corona-Krise ist dies natürlich viel wert.
- Wir haben die Gründer des Unternehens gesprochen.
Rhein-Sieg-Kreis – Die Krise als Chance nutzen – auch wenn diese Formel etwas abgegriffen wirken mag, sie hat gerade in Corona-Zeiten ihre Berechtigung. Guido Oberhäuser aus Bad Honnef und Michael Bingel aus Berlin haben Pandemie als Chance genutzt und das Start-up Besuchssystem.de ins Leben gerufen. Die Idee ist, dass Krankenhäuser von Papierkram entlastet werden, der in Corona-Zeiten durch die Registrierung der Besucher anfällt, und stattdessen auf eine digitale Lösung setzen.
Dass die Geschäftsidee keine Luftnummer ist, belegt die bisherige Praxis: Das Cura-Krankenhaus in Bad Honnef, das zusammen mit St. Marien in Bonn und St. Josef in Beuel unter dem Dach der GFO Kliniken Bonn gemanagt wird, hat die Besucherregistrierung nach einer Pilotphase inzwischen auf diese digitale Lösung umgestellt. St. Josef soll nach Oberhäusers Angaben nächste Woche folgen, auch die GFO-KIinik in Brühl habe den Vertrag unterschrieben. Dazu kommt das St. Marien Krankenhaus im hessischen Lampertheim, das seit einigen Tagen am Netz des Start-ups ist.
Eine Nachbarin hatte ihm erzählt, dass am Bad Honnefer Krankenhaus die Besucherregistrierung auf Papier geregelt werden sollte, berichtet Guido Oberhäuser. Ein „Riesenaufwand“, für den es eine andere Lösung geben müsse, fand der Bad Honnefer. Er recherchierte im Internet, fand nichts Passendes, sprach seinen Freund Michael Bingel an, und gemeinsam kamen sie zu dem Schluss: „Wir können das ja selbst machen.“
Zwar habe man den Aufwand unterschätzt, der mit der Datenschutzgrundverordnung verbunden gewesen sei, doch dank der Unterstützung einer Rechtsanwältin und nach drei Wochen Programmieren sei das „Grundgerüst“ fertig gewesen. Nach dem Pilotbetrieb auf zunächst zwei Stationen im Cura-Krankenhaus läuft die Besuchsdienst-Software inzwischen in der gesamten Klinik.
„Überwiegend sehr positiv“ seien die Reaktionen der Besucher, sagt Guido Gering, Pflegedirektor der GFO Kliniken Bonn, auf Anfrage. Pro Tag würden allein im Cura-Krankenhaus Bad Honnef – dort werden rund 120 Patienten behandelt – 50 bis 60 Besucher durchgeschleust.
Die Erfahrungen, die man mit dem System in Bad Honnef gemacht hat, setze man nun auch in Beuel (mit rund 180 Patienten) und anschließend in St. Marien (etwa 250 Patienten) um.
Laut Guido Oberhäuser sind alle 13 Krankenhäuser – von Wissen über Troisdorf bis Bergisch Gladbach – unter dem Dach der gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) inzwischen über die Start-up-Lösung informiert
Nicht mehr täglich neue Zahlen
Nur noch dreimal pro Woche, montags, mittwochs und freitags, veröffentlicht der Rhein-Sieg-Kreis aktualisierte Zahlen zur Corona-Pandemie in Form der bekannten Tabelle. In der vergangenen Woche hatte Landrat Sebastian Schuster angekündigt, dass der Corona-Krisenstab aufgrund der anhaltend niedrigen Fallzahlen „auf Standby“ gehe und nur noch bei Bedarf zusammentrete. (sp)
Das wichtigste Argument zur Einführung des digitalen Systems ist laut Guido Gering „die immense Entlastung der Pflegefachkräfte“, die sonst die komplette Besucherabwicklung händisch über Listen und per Telefon abwickeln müssen. Zugleich verfügten die Kliniken jetzt über eine strukturiere Zugangskontrolle. Gerling: „Wir wissen zu jeder Sekunde, wer gerade im Haus ist.“
Geld verdienen die Gründer indes mit ihrem Start-up, das räumt Guido Oberhäuser offen ein, bisher noch nicht. Sie nehmen von Häusern mit bis zu 200 Betten 300 Euro im Monat (netto), bei bis zu 400 Betten sind es 500 Euro monatlich. Wenn rund 30 Krankenhäuser und vielleicht 20 Altenheime, für die das digitale System ebenfalls geeignet sei, mitmachten, „trägt es sich einigermaßen“, schätzt der Bad Honnefer und betont, dass es in Deutschland rund 1900 Krankenhäuser gebe. Zunächst gehe es aber gar nicht um große Gewinne, sondern darum, das Pflegepersonal zu entlasten, damit es sich um die Patienten und nicht um Papierkram kümmern könne.
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Dass sich das Geschäftsmodell mit dem Ende der Corona-Krise – also spätestens dann, wenn flächendeckend Impfungen möglich wären – erledigt haben könnte, glaubt Guido Oberhäuser übrigens nicht. Es sei fraglich, ob die Krankenhäuser und Pflegeheime dann zu den Vor-Corona-Regelungen zurückkehren und unbegrenzt Besucher in Krankenzimmern zulassen würden.