Strategien gegen den AbsturzIHK für gemeinsame Vermarktung von Bonn und Rhein-Sieg
Rhein-Sieg-Kreis Bonn – „Es wird keine Zeit nach Corona geben, nur eine Zeit mit Corona.“ Ruth van den Elzen, die Vizepräsidentin der Industrie und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg (IHK), spricht auch als Chefin eines Hotels. Mit IHK-Geschäftsführer, Professor Dr. Stephan Wimmers, zog sie gestern eine Zwischenbilanz für das laufende Jahr in der Tourismusbranche. Angesichts des Trends in Deutschland Urlaub im eigenen Land zu machen gelte es, die Bundesstadt Bonn und den Rhein-Sieg Kreis als Region touristisch zu vermarkten, waren sie sich einig.
Mit einem leichten Plus gegenüber dem Vorjahr war die Tourismusbranche in das Jahr 2020 gestartet. Dann kam mit Corona, dem Lockdown und anschließenden Einschränkungen der jähe Absturz. „Lag der Geschäftsklimaindex vor Corona noch bei 110,9 und stürzte er zu Beginn der Krise auf 12,4 ab, so hat er nun einen Wert von 4,6 erreicht“, beschreibt die IHK die Stimmung in der Branche. Die Übernachtungszahlen gingen im März um mehr als 50, im April sogar um fast 90 Prozent zurück. Aktuell beläuft sich das Minus auf knapp 40 Prozent.
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Die Tourismusbranche stehe „vor der größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg“, beschreibt van den Elzen die Lage. Viele Betriebe könnten die Verluste nicht ausgleichen. Im Kreis hätten naturtouristische Angebote mit zusätzlichen Inlandstouristen den Sturz leicht abfedern können. In Bonn sei der traditionelle Geschäftsreisetourismus dagegen voll weggebrochen. Zusammenkünfte würden vielfach auch aus Kostengründen durch Videokonferenzen ersetzt.
Gegensteuern könne die Bundesstadt mit einem Aussetzen der Beherbergungssteuer bis Ende 2021, schlägt die IHK vor. Die Kammer wird aber auch selbst aktiv. Sie will die Inlandstouristen gezielt an Rhein und Sieg locken. Umliegende Regionen hätten stärker vom Trend des Inlandsurlaubs profitiert. Bonn/Rhein-Sieg müsse sich gemeinsam besser vermarkten, erklärte van den Elzen. „Wir brauchen einen Wumms – wir brauchen ein Budget und eine überregionale Kampagne.“ Dass die möglich sei, habe die Kampagne zum Beethovenjahr 2020 gezeigt. Das gelte es jetzt fortzusetzen. „Weitere Aktionen, die den Freizeittourismus an Rhein, Sieg und Ahr als interessante Destination präsentieren“, seien nötig. „So schmerzlich die Pandemie für uns alle wirtschaftlich ist, sie muss als Beginn einer nachhaltigen Ära verstanden werden – global und selbstverständlich regional und lokal.“