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Balkon-Singen in TroisdorfKreiskantorin Rauscher ist „überwältigt von der Resonanz“

Lesezeit 2 Minuten
Sylvia Krahl

Für fünf Minuten an etwas anderes denken: In der Troisdorfer Bebelstraße sang am Mittwochabend unter anderem auch Sylvia Krahl.

Troisdorf – Fast 250 Jahre alt ist das „Abendlied“ von Matthias Claudius, das man eher unter der ersten Liedzeile „Der Mond ist aufgegangen“ kennt. Als Protestsong ist „We shall overcome“ bekannter. Und doch dürften viele, die am Mittwochabend in Troisdorf wie auch in ganz Deutschland dieses Lied gesungen haben, das überwältigende Gefühl von Gemeinschaft gespürt haben. Von Balkonen und Terrassen, aus Gärten und auf Gehsteigen waren alle sieben Strophen zu hören. Ein trotziges „und dennoch“ in einer schwierigen Zeit.

Sylvia Krahl aus Friedrich-Wilhelms-Hütte hatte den Aufruf der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) im Internet gelesen und zunächst in ihrer Nachbarschaft Werbung gemacht. „Ich war sehr überrascht“, erzählt sie. Schon beim Gespräch an den Haustüren habe es „tolle Reaktionen“ gegeben. Ihr Hinweis an die Kantorin Brigitte Rauscher fand schnell den digitalen Weg durch die Gemeinden, und so versammelten sich auch anderswo in Troisdorf Menschen zum Singen.

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„Den Kindern hat's Spaß gemacht“, sagte nach dem Singen aller sieben Strophen Alexander Kogler, „und mir auch.“ Es habe gut getan, „mal für fünf Minuten an was anderes zu denken.“ Sonst, so Kogler, der mit Frau und Kindern in der Nachbarschaft von Sylvia Krahl wohnt, „ist das Thema allgegenwärtig.“

Sylvia Krahl

Ute Velske folgte dem Aufruf der EKD.

Vom Orchideenplatz war Ute Velske in die Bebelstraße gekommen, „weil ich da hinten nicht allein singen wollte“. Für Velske, die als Diakonin selbst im Dienst der evangelischen Kirche steht, ist das Singen eine gute Idee. „Es gibt das Gefühl, man ist nicht allein, wenn wir uns einsperren müssen.“

„Überwältigt von der Resonanz“ war die Kreiskantorin Brigitte Rauscher. „Wir singen auch mit“, schrieben Menschen aus München und Aachen, nachdem Rauscher den Aufruf über die acht von ihr geleiteten Chöre weiter verbreitet hatte. Und kaum war in ihrer Nachbarschaft in Eschmar das Lied verklungen, kam die Frage: „Was singen wir morgen?“

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Als Antwort hat Brigitte Rauscher einen Liedzettel für die kommenden sieben Tage vorbereitet. Auch die EKD-Verantwortlichen planen eine Fortsetzung der Aktion. „Wir sehen und hören uns um 19 Uhr“, lädt Brigitte Rauscher ein.