Die Illustratorin Antje Damm kam über Umwege zur Bilderbuchillustration. Bis 1. September ist ihr Schaffen in Troisdorf zu sehen.
Burg WissemTroisdorfer Bilderbuchmuseum zeigt Kunst, die Fragen stellt
Wer herausragende Bilderbuchkunst schafft, tut das nicht unbedingt mit Stift oder Pinsel und Papier. Das beweist mit jeder neuen Publikation die Illustratorin Antje Damm. Das Bilderbuchmuseum Burg Wissem in Troisdorf widmet der Hessin nun eine Ausstellung.
Kinder sollen über das Buch hinausdenken
„Neugierig?!“ ist der Titel von Ausstellung und Katalog. Natürlich nicht ohne Hintergedanken, denn die Bücher von Antje Damm geben sich in den seltensten Fällen mit einer abgeschlossenen Geschichte zufrieden. „Frag mich“, hieß denn auch der erste große Erfolg aus dem Jahr 2002.
Das Buch stelle Fragen, erklärte Museumsleiterin Dr. Pauline Liesen bei der Vorbesichtigung. Und es mache ein Bildangebot. „Aber es werden keine Antworten vorgegeben“, die Kinder sollten selbst ins Denken kommen und mit den Vorlesenden ins Gespräch kommen. „Gute Bücher sind immer die, in denen die Kinder weiterdenken können, die Raum lassen“, sagt Damm selber im Katalog-Interview.
„Das war neu auf dem Markt“, erklärt Pauline Liesen den Erfolg von Antje Damm, die keinen klassischen Weg zur Bilderbuchillustration beschritten hat. Innenarchitektur hat sie studiert, erst nach der Geburt der Kinder begann sie, Bilderbücher zu zeichnen. „Die wollte sie gar nicht an einen Verlag geben“, weiß Liesen. Doch eine Freundin konnte sie vom Gegenteil überzeugen.
Der erlernte Beruf prägt an vielen Stellen die Herangehensweise von Antje Damm. Zu Hause in einem kleinen Dorf bei Gießen baut sie regelrechte Bühnenbilder, schneidet und bemalt Figuren, die sie in die Bühne hineinstellt. Die wechselnden Szenen fotografiert sie schließlich für das Buch.
Troisdorfer Schau zeigt sprudelnde Kreativität von Antje Damm
Zum ersten Mal nutzte sie diese Technik bei ihrem vielfach ausgezeichneten Buch „Der Besuch“ von 2014 Es erzählt die Geschichte einer einsamen Frau, der zunächst ein Papierflieger auf den Tisch in ihrer grauen Wohnung schwebt, bevor ein kleiner Junge an der Haustür klingelt und nach und nach die Farbe in Elises Leben bringt.
Nicht nur in „Der Besuch“ greift die Künstlerin komplexe und oft als schwierig angesehene Themen auf. Ist es hier die Einsamkeit im Alter, ist es in „Füchslein in der Kiste“ das Thema Tod: Da ist der Fuchs, der selber den Sarg in den Wald trägt, als es ans Sterben geht. Der aber vorher noch eine gute Zeit beim Spiel mit den Hasen hat – und am Ende in deren Erinnerung bleibt.
Die übersprudelnde Kreativität von Antje Damm ist an jeder Ecke der Schau im Herrenhaus der Burg zu erleben: Zauberhafte kleine Szenen hat sie dreidimensional in Streichholzschachteln gestaltet, gleich neben diesen Pandemie-Projekten hängen Linoldrucke auf Bierdeckeln. Die Schau im Erdgeschoss des Museums gibt Einblick in zeichnerische Arbeiten und sogar eine Vorschau auf ein noch nicht veröffentlichtes Buch.
Kreativ ist einmal mehr das Museumsteam geworden: Bühnenbildnerin Lena Sofuoglu hat eine Szene aus „Der Besuch“ nachempfunden, die von den kleinen Besuchern der Ausstellung bunt ausgemalt werden soll. Der ehemalige Hausmeister Peter Reim hat das Bilderbuch zum Hineinklettern zusammengebaut. Und natürlich hat das Team der Museumspädagoginnen um Jennifer Walter-Hammel wieder eine Kinderwerkstatt vorbereitet.
Die Künstlerin kommt zur Eröffnung nach Troisdorf
Die Ausstellung „Neugierig?! Bilderbuchwelten von Antje Damm“ wird am Sonntag, 5. Mai, um 11 Uhr im Troisdorfer Bilderbuchmuseum Burg Wissem, Burgallee, eröffnet. Die Künstlerin wird anwesend sein und über ihre Arbeit sprechen. Unter ihrer Regie sind die Besucher eingeladen, ein Gemeinschaftskunstwerk zu schaffen. Zur Ausstellung, die bis zum 1. September zu sehen sein wird, ist ein Katalog erschienen.