Die Fabrikanten-Villa Langen in Troisdorf, das alte Schulhaus in Lohmar-Scheiderhöhe und der jüdische Friedhof in Mondorf stehen unter Denkmalschutz.
Viel ZulaufTag des Denkmals in Rhein-Sieg lockte in Villa, Fachwerkhaus und auf Friedhof
„In dieses Haus habe ich mich damals sofort verliebt“, sagte Laura Knipper. Seit fünf Jahren wohnt sie in der 1860 errichteten Villa Langen. Mit den fünf anderen Eigentümer-Parteien gewährte sie am Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, Einblick in das imposante Entree des einstigen Fabrikanten-Domizils im Troisdorfer Stadtteil Friedrich-Wilhelms-Hütte.
Die Besucher bestaunten die aufwendig restaurierten Malereien an den Wänden und der Gewölbedecke über einer Marmortreppe. Sven Riedel, einer der Hausbewohner, zeigte auf einem Foto, wie es hier noch im vergangenen Jahr ausgesehen hat. Der tiefe und breite Setzriss, der sich an einer Wand durch das ganze Haus zog, ist inzwischen verschwunden.
Auch die Fassade der im klassizistischen Architekturstil mit Neorenaissance-Elementen gebauten Villa nebst Turmtrakt erstrahlt in neuem Glanz. Einschließlich Planung habe sich die Sanierung über drei Jahre gezogen, berichteten Riedel und Miteigentümer Andreas Dederichs. Ein ganzes Jahr lang sei das Haus eingerüstet gewesen.
Mehrere hundert Meter Fachwerkbalken gestrichen
In Lohmar-Scheiderhöhe gab es Gelegenheit, sich in einem noch etwas älteren Gebäude umzusehen. Matthias Reihs und Klaus Berner waren am Vormittag die ersten, die bei Horst und Martina Furk über die Schwelle traten. Die Eheleute hatten im Jahr 2010 die um 1800 erbaute und von 1849 bis 1900 als Schule genutzte Fachwerkhofanlage erworben und sehr viel Arbeit hineingesteckt. „Toll, dass sie das gemacht haben“, lobte Reihs.
Das Haus ist ein Schmuckstück, seitdem Horst Furk alle paar Jahre auf die Leiter steigt, um die Fachwerkbalken zu streichen. Wie viele es sind, kann 61-Jährige nicht genau sagen, „aber das sind schon mehrere hundert Meter“. Gerade ist er damit wieder bis auf ein kleines Stück am Giebel durch.
Eine Tafel oder alte Schulmöbel haben die Furks nicht mehr vorgefunden, als sie eingezogen sind. „Es muss wohl zwei Klassenzimmer gegeben haben im hinteren Teil“, berichtete er. Im vorderen Teil hätten der Lehrer und der Pfarrer gewohnt. „Für ein Fachwerkhaus sind die Decken ungewöhnlich hoch“, erklärte Martina Furk (68), die im Parterre ihr Kunstatelier für Malerei und Schmuckdesign eingerichtet hat.
Weniger Komfort bot das Anwesen ehedem bei Toilettengängen, hinter einem Schuppen gab es ein Plumpsklo. 2010 gleich mitgekauft hat Horst Furk den VW-Bus, der in dem Schuppen stand: ein schöner alter T1 – und eine weitere Restaurierungsaufgabe, die kurz vor dem Abschluss steht.
Eingang des Friedhofs wurde 1937 verlegt
Eigentlich auf der falschen Seite betraten die Interessierten das Denkmal an der Lerchenstraße in Niederkassel-Mondorf. In Folge einer Flurbereinigung ist 1937 der Eingang des 1883 angelegten jüdischen Friedhofs von der West- auf die Ostseite verlegt worden. So steht man seitdem zuerst vor den ältesten Gräbern.
In einer Dauerschleife klärten der städtische Denkmalschutzbeauftragte Andreas Odenthal und Sabine Schwarz aus der Stadtverwaltung die Besucher über die Besonderheiten eines jüdischen Friedhofs auf. Dazu gehöre, dass sich die Gravuren auf den Grabsteinen nicht auf der dem Grab zugewandten Seite, sondern auf der Rückseite befänden. Dass dies bei zwei 1902 und 1904 gesetzten Grabsteinen nicht so sei, liege daran, dass sie umgefallen und danach falsch herum wieder aufgestellt worden seien.
Ende Januar 1940 war die letzte Bestattung
Eine Ausnahme bilden auch Einzelgräber von Eheleuten, die direkt nebeneinander liegen, obwohl sie mit mehreren Jahren Abstand voneinander gestorben sind. „Es wurde der Reihe der Sterbedaten nach beerdigt“, erklärte Odenthal (60) die grundsätzliche Anordnung der Gräber. Mit dem Eingang auf der Ostseite war somit gewährleistet, dass die Trauernden bei Bestattungen nicht an den vorhandenen Gräbern vorbeigehen mussten, „um die Totenruhe nicht zu stören“, wie Schwarz ausführte.
Auf dem Friedhof der früheren Synagogengemeinde Mondorf sind 42 Gräber zu zählen. Ende Januar 1940 wurde dort zuletzt ein Verstorbener beigesetzt. Etwa die Hälfte der mit einer Mauer umfassten Fläche blieb frei. „Die im Sommer 1942 deportierten Juden überlebten den Holocaust nicht. Die wenigen, die rechtzeitig fliehen konnten, sind nicht zurückgekehrt.“ Das ist auf dem Schild neben dem Eingangstor zu lesen, das 1981 von Rudolf Peer, einem Kölner Bildhauer, geschaffen wurde. Aus einer Stahlplatte ist der Umriss eines siebenarmigen Leuchters, der Menora, herausgeschnitten.